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Nach Selbstmord Nach Selbstmord: Beisetzung von Hannelore Kohl am Mittwoch

05.07.2001, 11:40

Ludwigshafen/Berlin/dpa. - Helmut Kohl selbst hielt sich am Freitag inseinem Haus in Oggersheim auf und traf Vorbereitungen für dieBeisetzung.

Bundeskanzler Schröder verschob für seine Teilnahme an derTrauerfeier ein geplantes Treffen mit dem niederländischenMinisterpräsidenten Wim Kok. Monsignore Ramstetter kennt die FamilieKohl seit Jahrzehnten. Zuletzt hatte der 75 Jahre alte pensionierteGeistliche Ende Mai den jüngsten Kohl-Sohn Peter Kohl und seine BrautElif Sözen in Istanbul getraut. Hannelore Kohl konnte wegen ihrerschweren Lichtallergie an der Hochzeit nicht teilnehmen.

Das Haus der Familie Kohl blieb auch am Freitag abgesperrt.Nachbarn und andere Menschen aus Ludwigshafen brachten Blumen vorbei,die sie an Absperrgittern abgeben mussten. Überdies meldeten sichzahlreiche Bürger beim Bischöflichen Ordinariat, die an derTrauerfeier teilnehmen wollten. Die Absperrung vor dem Haus war aufWunsch der Familie Kohls am Donnerstag nach Bekanntwerden derTodesnachricht errichtet worden. Auch am Freitag hatten sich wiederzahlreiche Journalisten und Kamerateams in Oggersheim versammelt.

In Berlin gedachte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion derVerstorbenen. Die Bundes-CDU sagte einen für Samstag in der BerlinerBundesgeschäftsstelle geplanten «Tag der Offenen Tür» ab. Stattdessensoll im Konrad-Adenauer-Haus im Berliner Ortsteil Tiergarten einKondolenzbuch für die Öffentlichkeit ausgelegt werden.

Doris Schröder-Köpf, die Ehefrau von Bundeskanzler Schröder,zeigte sich in einer persönlichen Würdigung tief betrübt über denSelbstmord. «Hannelore Kohl hat mir geradezu mütterliche Ratschlägeerteilt, mich gleichsam ins Amt eingewiesen», schrieb Schröder-Köpfin einem Beitrag auf der Titelseite des in Berlin erscheinenden«Tagesspiegel» (Freitag). Die Ehefrau des Altkanzlers «wusste ja auchwie keine zweite, was es bedeutet, die "Kanzlergattin" zu sein undeinen Partner mit dem Land zu teilen».

   Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der MainzerKardinal Karl Lehmann, wandte sich in einem Brief an den Alt-Bundeskanzler. «Sie dürfen gewiss sein, dass wir der Verstorbenen imGebet, besonders in der Eucharistiefeier gedenken, und Gott ganzbesonders für Sie und Ihre Familie um seinen Beistand und Trostbitten.» Lehmann würdigte zudem, dass Hannelore Kohl ihrem Mann stetszur Seite stand: «Auch wenn man nicht viel darüber spricht, so istdieser Dienst der Ehefrauen der verantwortlichen Politiker nach innenund nach außen von größter Bedeutung und wird vielfach unterschätzt.»

   Die Leiche Hannelore Kohls war am Donnerstagmorgen im Bungalow derFamilie gefunden worden. Wie Kohls Berliner Büro mitteilte,begründete die 68-Jährige in Abschiedsbriefen ihren Selbstmord mitder Verzweiflung über eine seltene und schmerzhafte Lichtallergie.