Nach Fluglotsen-Mord Nach Fluglotsen-Mord: Lotsenmörder wollte sein späteres Opfer früher treffen

Zürich/dpa. - Der mutmaßliche Mörder des Fluglotsen von skyguide hat schon vorher versucht, sein späteres Opfer zu treffen. Bei einem Besuch bei der Schweizer Luftsicherung skyguide im Juli 2003 habe er um ein Treffen mit dem dänischen Lotsen gebeten. Dieser hatte Dienst gehabt, als am 1. Juli 2002 bei Überlingen am Bodensee zwei Flugzeuge zusammenprallten und 71 Menschen starben. Das bestätigte skyguide-Chef Alain Rossier in der Schweizer Sonntagspresse. Er verteidigte seine damalige Entscheidung, dieses Treffen nicht zu genehmigen.
Rossier bestätigte auch, dass skyguide schon früh auch an die Möglichkeit eines Attentates auf seine Mitarbeiter nach dem Unglück gedacht habe. Darüber sei auch mit Russland-Experten gesprochen worden. Der Tatverdächtige, ein Architekt, hatte bei dem Unglück seine Frau und zwei Kinder verloren. Er soll den Medienberichten zufolge schon früher Drohungen ausgestoßen haben. Als es nicht zu dem Treffen mit dem Lotsen gekommen sei, habe er erklärt: «Der Lotse ist ein Schurke, und bei uns im Kaukasus reden wir mit Schurken auf unsere Weise», berichteten die Schweizer Medien am Sonntag.
Der Russe war am Freitag vom zuständigen Richter endgültig in Untersuchungshaft genommen worden. Das erhärtet Mutmaßungen, dass die Indizien gegen ihn erdrückend sind. Noch gibt es keine offizielle Mitteilung, dass er ein Geständnis abgelegt hat. Er war am Mittwoch in einem Hotel in der Nähe des Tatortes verhaftet worden. Die Tatwaffe, ein Klappmesser, wurde offenbar gefunden. Der russische Botschafter in der Schweiz hat einen Besuchsantrag gestellt.
Unter Teilnahme der Witwe des ermordeten Lotsen wurde am Freitagabend am Flughafen Zürich ein Trauergottesdienst abgehalten. Daran nahmen unter starker Bewachung durch die Polizei zahlreiche Freunde und Kollegen des am Dienstagabend Erstochenen teil.
Der Schweizer Innenminister Pascal Couchepin hat unterdessen die Schuld für bisherige Fehlleistungen der Luftsicherung zugewiesen, an der der Staat den Hauptanteil hält. «Die Reaktion von skyguide war von Anfang an nicht angemessen», sagte er der «SonntagsZeitung». Damit spielte er vor allem darauf an, dass die Luftsicherung lange nicht zugeben wollte, dass sie selbst Fehler gemacht hat.
