Nach Ermordung Nach Ermordung: 15 000 bei Trauerfeiern für Moshammer
München/dpa. - Letztes Geleit für eine Kultfigur: Rund 15 000Menschen haben am Samstag an den Trauerfeierlichkeiten für denermordeten Modemacher Rudolph Moshammer in München teilgenommen. BeiSchneetreiben und eisigem Wind geleiteten Freunde und Fans den miteinem Meer von weißen Blumen geschmückten Mahagonisarg auf demOstfriedhof zur letzten Ruhestätte. Auch am Sonntag versammelten sichhunderte Schaulustige und Trauergäste an dem Mausoleum, in demMoshammer an der Seite seiner 1993 gestorbenen Mutter Else bestattetwurde.
Moshammer war am 14. Januar erdrosselt worden. Der mutmaßlicheMörder gab an, es habe Streit um einen vereinbarten Liebeslohngegeben. Nach einem Bericht des Münchner Nachrichtenmagazins «Focus»hatte der 25-jährige Iraker in einem Ausbildungslager als kurdischerNahkämpfer das Töten gelernt.
Rund 350 geladene Gäste besuchten nach Schätzung der Polizei dieTrauerfeier in der Allerheiligen-Hofkirche. Die Organisatoren hattenüber 400 Einladungen verschickt. Unter den Trauergästen waren RobertoBlanco, Ottfried Fischer und Patrick Lindner. Der Haupterbe,Moshammers langjähriger Geschäftspartner Walter Käßmeyer, nahm nichtan den Feierlichkeiten teil. Er wolle lieber in Stille Abschiednehmen, sagte Moshammers Leibwächter Werner Wittek.
Es war ein Medienereignis. Die Privatsender RTL und Sat.1 sowiedie zu den jeweiligen Senderfamilien gehörenden Nachrichtenkanäle n-tv und N24 berichteten in Sondersendungen. Mehrere MillionenZuschauer sahen die Live-Berichte und Zusammenfassungen.
Hunderte verfolgten bei der kirchlichen Trauerfeier die Predigtdraußen - hinter dem früheren Gotteshaus der bayerischen Könige - aufeiner Leinwand. Moshammer war ursprünglich evangelisch, trat jedochaus der Kirche aus. Der Grünwalder Pfarrer Christian Stalter ihn als«wachen Zeitgenossen», der den Menschen zugewandt begegnet sei.Moshammer habe seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen nievergessen. Dieser Dank habe Gestalt gefunden in seinem Engagement fürdie Obdachlosen. Anstelle eines Leichenschmauses gab es nach derBeerdigung eine Brotzeit für mehrere hundert Obdachlose mit Leberkäseund Kartoffelsalat.
Tausende Menschen säumten den Weg des Trauerzuges von der Kirchezum Friedhof. An Moshammers Boutique «Carnaval de Venise» in derMaximilianstraße stoppte der Konvoi für eine Schweigeminute. Alleindort warteten rund 10 000 Menschen, um durch die Scheiben desLeichenwagens einen Blick auf den mit weißen Lilien und Rosen sowieroten Nelken geschmückten Sarg zu werfen.
Auf dem Friedhof standen etwa 4000 Menschen schweigend Spalier,als der Sarg von der Aussegnungshalle zum Mausoleum gebracht wurde.Der ermordete Modeschöpfer wurde in einem nach seinem eigenen Entwurfgeschneiderten schwarzen Anzug mit roten Smokingstreifen beerdigt,sagte der Geschäftsführer des Bestattungsinstituts Denk Trauerhilfe,Karl Denk. Der Anzug sei erst kurz vor seinem Tod nach seinenEntwürfen gefertigt worden.
Dem Sarg Moshammers folgte der langjähriger Chauffeur desModemachers mit Hundedame Daisy auf dem Arm, die eine schwarzeSchleife trug. Nachdem der Sarg in die Gruft gesenkt worden war,bliesen Jagdhörner eine Fanfare. Es war eine der größten Beerdigungenin München seit dem Tod des früheren Ministerpräsident Franz JosephStrauß 1988.
Politiker und Kirchenvertreter kritisierten, das «Spektakel»erinnere an ein Staatsbegräbnis. Der bayerische Finanzminister KurtFaltlhauser (CSU) zeigte sich vor allem über die Trauerfeier in derAllerheiligen-Hofkirche nicht erfreut. In den historischen Räumendürften «nur würdige Veranstaltungen» stattfinden, sagte er derMünchner «Abendzeitung».