Nach Absturz vor Reichstag Nach Absturz vor Reichstag: Frau des Piloten in einem Kohlenkeller gefunden
Berlin/Erkner/dpa. - Zugleich verdichteten sich die Hinweise aufeinen Selbstmord des Hobbypiloten. Technisches Versagen oder eineplötzliche Erkrankung schloss die Staatsanwaltschaft am Montag alsUrsache für den Absturz vom Freitagabend nahezu aus. DieBundesregierung will Ende der Woche über Einschränkungen desFlugverkehrs über Berlin als Konsequenz aus dem Vorfall entscheiden.
Die 36 Jahre alte Frau war seit einer Woche vermisst worden. Kurzvor dem Absturz hatte sich der Pilot bei einer Vernehmung zu seinerFrau in Widersprüche verstrickt. Die Behörden gehen davon aus, dassder 39-jährige seine Frau getötet hat und sich nach dem Verhör mitdem Flugzeug vor dem Reichstagsgebäude in den Tod stürzte. Nachunbestätigten Presseberichten soll die Frau vor ihrem Verschwindendie Scheidung eingereicht haben. Das Paar hinterlässt einezehnjährige Tochter und einen 14-jährigen Sohn, die nun bei denGroßeltern leben.
Die Polizei erwartete die Identifizierung der Toten am Dienstag.Die Leiche war in Folie gewickelt und lag unter mehreren ZentnernKohle in einem Keller. Bereits am Sonntagabend habe einLeichenspürhund an einem Kellerfenster auf dem Anwesen am Ortsrandvon Erkner angeschlagen, sagte ein Polizeisprecher. Weil es so spätgewesen sei, habe man die Suche aber nicht fortsetzen können.
Bei dem Piloten seien kein Herzinfarkt und kein Schlaganfallfestgestellt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft,Michael Grunwald. Ob bei dem Absturz Drogen im Spiel waren, standnoch nicht endgültig fest. Ergebnisse toxikologischer Tests würdenerst in einigen Tagen erwartet.
Klawitter war am Freitag mit seinem Sohn vom Flugplatz Eggersdorfbei Müncheberg mit seinem roten Doppeldecker vom Typ «Kiebitz»gestartet. Nach einem Rundflug setzte er den Jungen in Strausberg ab.Danach flog er nach Berlin weiter, wo er eine gute halbe Stundespäter vor dem Reichstag abstürzte.
Die zuständigen Bundesminister und Berlins Innensenator EhrhartKörting (SPD) beraten über Konsequenzen aus dem Vorfall. Ende derWoche seien erste Ergebnisse zu erwarten, teilte dasBundesverkehrsministerium mit. Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD)und Körting hatten sich am Sonntag auf ein Überflugverbot fürPrivatmaschinen über dem Regierungsviertel und dem Berliner Zentrumverständigt.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums ist auch in denSicherheitskonzepten für den Weltjugendtag vom 16. bis 21. August inKöln sowie die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 die Einrichtung vonFlugverbotszonen vorgesehen. Aus Sicht des Deutschen Aeroclubs bietenSperrzonen keinen besseren Schutz vor Terror. «Kurzschlussreaktionengaukeln nur Sicherheit vor», sagte Präsident Gerhard Allerdissen undverwies auf die Kontrollen auf Flugplätzen und in Vereinen.
Körting wandte sich erneut gegen Forderungen des bayerischenInnenministers Günther Beckstein (CSU) und des SPD-Politikers DieterWiefelspütz, den Luftraum über der Berliner Innenstadt durchKampfhubschrauber der Bundeswehr zu sichern. Beckstein hatte auchverlangt, den Einsatz von Luftabwehrraketen zu prüfen. «Der Senatorwill keinen Luftkampf über der Friedrichstraße, denn dann hätten dieTerroristen ihr Ziel erreicht», sagte Körtings Sprecher BernhardSchodrowski. Stattdessen müssten für den Ernstfall Evakuierungsplänefür gefährdete Gebäudekomplexe erarbeitet werden.

