Mutmaßlicher Serienmörder Mutmaßlicher Serienmörder: Fourniret-Morde ziehen Kreise

Brüssel/Wiesbaden/Wien/dpa. - Ungelöste Mord- oderEntführungsfälle in Deutschland und Österreich werden auf einemögliche Verwicklung des geständigen französischen MädchenmördersMichel Fourniret hin überprüft. Das Bundeskriminalamt in Wiesbadenhält nach eigenen Angaben von Freitag engen Kontakt zu den belgischenBehörden, wo der 62-jährige Serientäter inhaftiert ist. Bislang seienallerdings keine Hinweise auf Taten in Deutschland erkennbar, hießes.
Die österreichische Kriminalpolizei hat im ungelöstenEntführungsfall eines zehn Jahre alten Mädchens eine «Routine-Anfrage» an die belgische Polizei gerichtet. In Frankreich wirdderweil die Identifizierung der zweiten Leiche erwartet, die in dervergangenen Woche im Park des Ardennen-Schlosses Fourniretsausgegraben worden war. Es soll sich um die zwölfjährige ElisabethBrichet aus Namur handeln, die am 20. Dezember 1989 spurlosverschwunden war.
Die belgische Staatsanwaltschaft geht von wochenlanger Kleinarbeitzur Aufklärung der Mordserie aus. Fourniret hat bislang neun Morde inBelgien und Frankreich gestanden. «Das Wesentliche liegt vor. Aber esmüssen noch viele Details abgeklärt werden», sagte StaatsanwaltCédric Visart de Bocarmé aus Namur der flämischen Zeitung «DeStandaard» vom Freitag. Er wolle vermeiden, dass es ähnliche Kritikan den Ermittlern gebe wie im Fall des mittlerweile verurteiltenMädchenmörders Marc Dutroux. Deshalb werde «alles gecheckt». «Rechnensie noch mit einigen Wochen Arbeit», sagte der Staatsanwalt in demInterview.
Der Prozess gegen Fourniret müsse aber «so schnell wie möglichkommen». Auch die französische Justiz wolle in der Sache vorankommen.Sie sammle alle mit Fourniret zusammenhängenden Fälle bei einemUntersuchungsrichter in Charleville-Mézières. «Aber die belgischenDossiers werden wir in Namur und Dinant weiter verfolgen», sagteVisart de Bocarmé. Die belgischen und französischen Behördentauschten aber sämtliche Ermittlungsergebnisse aus.
Der belgische Staatsanwalt räumte ein, dass Fourniret dieLandesgrenze zur Verwischung seiner Spur genutzt habe: «DieInformationen werden zwischen zwei europäischen Ländern unzureichendübermittelt, jedenfalls wenn sie Sexualstraftäter betreffen.» Bishersei es nicht möglich, Triebtäter überallhin zu verfolgen. Vorstrafeneines Verdächtigen müssten für die Fahnder jedes Landes einsehbarsein, forderte Visart de Bocarmé. Das gelte auch für Daten ausGendateien: «DNA-Profile von Tätern müssen an Ermittler in ganzEuropa schnell weitergegeben werden.»

