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Kunst Museum der bildenden Künste zeigt Klinger-Restaurierung

Wenn Besucherinnen und Besucher in der ersten Etage des Museums der bildenden Künste Leipzig in einen der Räume einbiegen, hängen die Gemälde dort nicht wie üblich an der Wand. Klingers „Das Urteil des Paris“ liegt in einer Schauwerkstatt in Einzelteilen - bereit, um aufgefrischt zu werden.

Von dpa 08.06.2023, 06:02

Leipzig - Es werden Risse in der Leinwand repariert, Farben wieder zum Leuchten gebracht und Rahmen erneuert: Im Museum der bildenden Künste Leipzig können Besucherinnen und Besucher eine Restaurierung Schritt für Schritt miterleben. „Wir machen so wenig wie möglich“, sagte Restaurator Rüdiger Beck. Auf seinem Tisch liegen Teile von „Das Urteil des Paris“ vom in Leipzig geborenen Malers Max Klinger (1857-1920). Als Dauerleihgabe kam es aus dem Historischen Museum Wien. „Alles, was wir machen, stimmen wir eng mit unseren Wiener Kollegen ab“, so Beck. Nach dem Sommer soll das Werk, das aus mehreren Leinwänden, Holz- und Gipselementen besteht, aufgestellt werden.

Genauso wie in Wien habe auch das Leipziger Museum in seiner Werkstatt keinen Platz für die Restauration der insgesamt 3,70 Meter hohen und rund 7,50 Meter langen Komposition, so Beck. „Auch deshalb restaurieren wir gleich dort, wo das Werk später zu sehen sein soll. Natürlich ist es auch schön die Besucher mitzunehmen, ihnen Fragen zu beantworten und zu zeigen, was hinter den Kulissen passiert.“

Insgesamt vier Restauratorinnen und Restauratoren beseitigen in den nächsten Wochen Schäden, die unter anderem durch das Alter des Materials oder vorherige Restaurationen entstanden sind. „Die größte Leinwand wird zum Beispiel von seinem hölzernen Keilrahmen abgenommen und auf einen Rahmen aus Aluminium gespannt“, erklärte Beck. Bei dem Rahmen handle es sich um ein ganz besonderes Modell: „Die sind relativ teuer und es gibt sie nur in der Galerie Quadriga hier in Leipzig.“ Für die von Klinger bemalte Leinwand koste der Rahmen rund 1400 Euro. „Deshalb werden sie heute meist nur von sehr erfolgreichen Künstlern verwendet - zum Beispiel von Neo Rauch.“ Der ebenfalls in Leipzig geborene Künstler gilt als Vertreter der Neuen Leipziger Schule.

Das Spannendste im gesamten Restaurationsprozess werde der Aufbau der einzelnen Elemente sein, so Beck. „Das Werk wurde bis jetzt schon zwölf Mal auf- und abgebaut. Um es bei uns aufzubauen, kommt dann auch eine Kollegin aus Wien.“

Finanziert werde die Restauration von „Das Urteil des Paris“ von verschiedenen Stiftungen sowie vom Museum selbst. Am teuersten sei dabei der Transport und die Verpackung der Einzelteile. „Die Kosten halten sich diesmal aber in Grenzen“, sagte der Restaurator. Sie lägen zum Beispiel deutlich unter denen für Klingers „Christus im Olymp“, das schon jetzt neben „Das Urteil des Paris“ zu sehen ist. „Diese Restauration hat insgesamt zehn Jahre gedauert und etwa 256 000 Euro gekostet“, so Beck.