Mordprozess in Osnabrück Mordprozess in Osnabrück: Taxifahrerin vom eigenen Sohn getötet

Osnabrück/dpa. - Ein halbes Jahr nach dem brutalen und Aufsehenerregenden Mord an einer Taxifahrerin aus Quakenbrück inNiedersachsen hat am Dienstag der Prozess gegen ihren 20-jährigenSohn begonnen. Staatsanwältin Kathrin Krüger warf dem jungen Mann zuProzessbeginn am Landgericht Osnabrück in ihrer Anklage vor, seine 39Jahre alte Mutter heimtückisch getötet zu haben. Außerdem soll er versucht haben, einen 13 Jahre alten Jungen zu erstechen. Der Jungeüberlebte nach vier Notoperationen schwer verletzt. Dabei wurden ihmeine Niere und die Gallenblase entfernt.
Der 20-Jährige folgte der Anklageverlesung mit gesenktem Blick.Weil die Sachverständigen zu Prozessbeginn verhindert waren, soll dersich Angeklagte laut Gericht am 4. Mai äußern. «Er ist sehr gefasst,er weiß, was auf ihn zukommt», sagte Verteidiger Markus Seiters.«Bislang gehe ich davon aus, dass er sich äußern wird.» Bei seinerVernehmung bei der Polizei hatte der junge Mann die Tat gestanden.
Entscheidend für das mögliche Strafmaß sei, ob Jugend- oderErwachsenenstrafrecht angewandt werde. Seiters sagte, er rechne miteiner Verurteilung nach Jugendstrafrecht. «Sie merken schnell, objemand wie ein Erwachsener handelt, wie ein Erwachsener denkt.» Esgebe zudem Anhaltspunkte für verminderte Schuldfähigkeit. NachAngaben von Staatsanwältin Krüger ist noch unklar, ob der 20-Jährigeeiner Verurteilung nach Jugendstrafrecht entgegensieht. In dem Fallliege die Höchststrafe bei zehn Jahren Haft, nachErwachsenenstrafrecht laute die Höchststrafe lebenslänglich, könnebei jungen Menschen aber auf 15 Jahre gemindert werden. «Natürlichist das eine bemerkenswerte Tat», sagte Krüger.
Der Tod der Taxifahrerin hatte die Ermittler zunächst vor Rätselgestellt. Die mit 19 Messerstichen getötete Frau war am Rande einesSees gefunden worden. Laut Anklage soll der 20-Jährige seine Mutterin der Nacht zum 21. Oktober 2004 mit einem Küchenmesser erstochenhaben, weil sie in einem Verfahren wegen Unterschlagung von 700 Euronicht mit einer Lüge zu seinen Gunsten aussagen wollte. Die Fraustarb an äußeren und inneren Verblutungen. Dann habe er das Taxidurchwühlt, wobei ihn der 13-Jährige sah, der mit Freunden an dem Seeangeln wollte. Er habe den Jungen angehalten, dann soll er ihm 25 Malin den Rücken gestochen haben. Passanten fanden das Kind.
Fünf Verhandlungstage sind geplant. Mehrere Zeugen, darunterFreunde und Mitschüler des Angeklagten, sollen sich äußern. DieAnwälte der Eltern des 13-Jährigen als Nebenkläger stellten einenAntrag auf ein Schmerzensgeld von mindestens 25 000 Euro. Das Urteilwird für Mitte Mai erwartet.