Mordfall Ulrike Mordfall Ulrike: «Ich habe die Tat alleine begangen»

Frankfurt/Oder/dpa. - Zudem berichtete ein 35-JährigerMaschinist aus Werneuchen, wie er zwei Wochen nach dem Verbrechen dieLeiche des vermissten Mädchens fand.
Hatte Stefan Jahn möglicherweise einen Mittäter? Diese Frage undein Fax rücken am Freitagmorgen kurz in den Mittelpunkt desProzesses. Vor der geplanten Vernehmung der Zeugen fragtStaatsanwältin Anette Bargenda den mutmaßlichen Mörder, ob er nochKontakt zu seinem Stiefbruder habe. Zudem nennt sie den Namen einesMannes und fragt Jahn, ob ihm dieser Name etwas sage. «Nein», lautetdie Antwort. Und dann horchen Journalisten und Zuschauer auf. «DerStaatsanwaltschaft ist ein Fax eingegangen mit Vermutungen, dass derAngeklagte...» - mitten im Satz wird die Staatsanwältin von derVorsitzenden Richterin Jutta Hecht unterbrochen. «Wir machen zehnMinuten Pause», erklärt Hecht.
Im Pulk stürzen sich die Journalisten auf die Staatsanwältin. Wasstand auf dem Fax, und warum durfte es nicht vollständig verlesenwerden, fragen die Reporter. Doch die Staatsanwältin schweigt.«Dazu sage ich jetzt erst mal gar nichts», lautet auch die Antwortvon Gerichtssprecher Robert Kopfmüller-Knabe. Nach der Pause erklärtdie Vorsitzende der Kammer: «Wir gehen natürlich Hinweisen aus derBevölkerung nach, aber nur wenn sie konkret sind. So, wie es jetztvorliegt, heute nicht.» Dann wird Jahn von einem seiner Verteidigerbefragt, ob er die Tat alleine begangen habe oder nicht. «Ich habedie Tat alleine begangen», sagt der Angeklagte, der den Prozess wiean den Tagen zuvor mit hängenden Schultern, gesenktem Kopf und denHänden unter dem Tisch verfolgt.
Könnte Ulrike noch leben, wenn Spaziergänger oder Autofahrer diePolizei über ihr kaputtes Fahrrad am Wegesrand informiert hätten?Schon am Donnerstag hatten mehrere Zeugen berichtet, sie hätten dasRad am Tag der Tat gesehen, aber sich nichts dabei gedacht. AmFreitag schildert ein 42-Jähriger, wie ihm am Nachmittag des 22.Februar auf einem Waldweg bei Eberswalde ein weißes Auto entgegenkam,in dem ein Fahrer und «ein Mädchen oder eine Frau» saßen. Danach habeer am Wegesrand ein Fahrrad liegen sehen. «Ich habe nicht gewusst,was es bedeutet. Das erfuhr ich erst am Tag darauf aus Zeitung undFernsehen», sagt der Zeuge.
Aufmerksam folgen die Eltern von Ulrike auch der Aussage eines35-Jährigen Manns aus Werneuchen, der ihre Tochter fand - zwei Wochennach der schrecklichen Tat, tot in einem Wald. Sein Hund sei«merkwürdig und aufgeregt» in den Wald gelaufen und habe sich aneinen 20, 30 Meter vom Weg entfernten Erdhügel gesetzt, berichtet derMaschinist. «Als ich an den Fundort kam, war ich wie versteinert.Mein erster Gedanke war: Das ist das Mädchen Ulrike, das gesuchtwird.» Für den Prozess sind insgesamt zehn Tage geplant, das Urteilsoll am 1. November gesprochen werden.