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Mordfall Pascal Mordfall Pascal: Angeklagte schildert Martyrium des kleinen Jungen

04.10.2004, 12:37
In dieser Gaststätte soll Pascal zu Tode gequält worden sein. (Archivfoto von 2002: dpa)
In dieser Gaststätte soll Pascal zu Tode gequält worden sein. (Archivfoto von 2002: dpa) Bub

Saarbrücken/dpa. - Eine 40 Jahre alte Frau hat im Pascal-Prozess in Saarbrücken am Montag gestanden, den toten Jungen in einen Müllsack gesteckt und mit vergraben zu haben. Kurz zuvor sei der Junge von einem 42 Jahre alten Mitangeklagten vergewaltigt worden, bis Pascal zu atmen aufhörte, schilderte sie vor dem Landgericht. Beider Vergewaltigung im Hinterzimmer der Saarbrücker Bierkneipe«Tosa-Klause» habe sie den Jungen an den Schultern fest gehalten und auf eine Pritsche gedrückt. «Ich empfinde es heute noch so, dass ich schuldig bin», sagte die Frau mit stockender Stimme.

Sie gilt neben einer 51 Jahre alten Putzfrau zugleich alsHauptbelastungszeugin in dem Mordprozess. Vier Frauen und neun Männermüssen sich seit dem 20. September wegen Mordes, schweren sexuellenMissbrauchs oder Beihilfe zu diesen Taten verantworten. Die40-Jährige bestätigte am fünften Verhandlungstag im Wesentlichenfrühere Angaben der Putzfrau, die jedoch laut Anklage nicht aktiv ander mutmaßlichen Tat beteiligt gewesen war.

Die laut Gutachten als geistig zurückgeblieben eingestufteAngeklagte demonstrierte am Montag die Haltung ihrer Hände am Körpervon Pascal, als der Junge am 30. September 2001 vergewaltigt wurde.«Ich sollte Pascal ruhig stellen», erklärte sie. Die Anklage wirftihr vor, das Gesicht des Jungen auf ein Kissen gedrückt zu haben.Dazu sagte sie aus, dass Pascal vermutlich selbst das Gesicht auf dasKissen gedreht habe. Befragt nach Einzelheiten, sagte sie, sie könnesich nicht erinnern oder wolle sich zu einzelnen sexuellen Detailsnicht äußern. Sie habe nur auf die Schultern des Jungen gedrückt.

«Da hat niemand nachgeholfen», berichtete die 40-Jährige. Wie sieschilderte, war Pascal bereits Stunden vor dieser Tat von mindestenszwei weiteren Männern vergewaltigt worden, darunter ein 61-Jähriger,der den Schilderungen im Gerichtssaal mit gesenkten Kopf folgte undsich mehrfach die Augen wischte. Das Kind habe sich bei denVergewaltigungen stets gewehrt. «Er strampelte, trat und schlug umsich, schrie und wimmerte», sagte sie.

Als der 42-jährige Mann mit der Vergewaltigung aufgehört habe,habe sich der Junge nicht mehr bewegt. «Das Kind atmete nicht mehr»,sagte die mit Tränen kämpfende Beschuldigte. Anschließend sei Pascalin dem Müllsack in ein Auto gelegt und in eine Kiesgrube imlothringischen Schoeneck abtransportiert worden. Im Auto seien der 61Jährige und die bisher zu allen Vorwürfen schweigende HauptangeklagteChrista W. gewesen, berichtete die Angeklagte. Sie selbst habePascals Leiche in der Kiesgrube in ein Loch, das der 61-Jährigegegraben habe, gelegt.

Der Junge wurde an der Stelle jedoch nie gefunden. Auf Nachfragesagte sie: «Wahrscheinlich ist Pascal später noch einmal ausgegrabenund an eine andere Stelle gebracht worden.» Außerdem seien in derKlause alle Spuren beseitigt worden. Die 40-Jährige belastete dieKneipenwirtin Christa W., sie habe mit einer Fotokamera Aufnahmen vonden Vergewaltigungen gemacht. Bereits am vergangenen Donnerstag hattesie ausgesagt, das sie von Christa W. zur Prostitution gezwungenworden sei. «Warum sie nie zur Polizei ging?», fragte Richter UlrichChudoba. «Ich wurde bedroht und hatte Angst, wieder auf der Straße zulanden.» Der Prozess wird fortgesetzt.

Die Hauptangeklagte im Pascal-Prozess wird von Polizeibeamten in den Gerichtssaal des Saarbrücker Landgerichts geführt. (Foto: dpa)
Die Hauptangeklagte im Pascal-Prozess wird von Polizeibeamten in den Gerichtssaal des Saarbrücker Landgerichts geführt. (Foto: dpa)
BECKER&BREDEL