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Mordfall Jennifer Mordfall Jennifer: Verbechen ist wahrscheinlich aufgeklärt

01.10.2002, 13:32
Blumen am Fundort von Jennifer in Neumüster (Foto: dpa)
Blumen am Fundort von Jennifer in Neumüster (Foto: dpa) dpa

Neumünster/dpa. - Der Mann hat bereits wegen verschiedener sexueller Gewalttaten mehrjährigeHaftstrafen verbüßt und war erst im Sommer entlassen worden. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Am Tatort in Neumünster legten Schüler und Passanten Blumen nieder und stellten Kerzen zum Gedenken an das getötete Mädchen auf.

   Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, war der 37-Jährigeunmittelbar vor der Ermordung des Mädchens in der Nähe des Tatortesgesehen worden. Nach unbestätigten Angaben soll der Verdächtige auchin der Nähe des Tatortes wohnen. Der Beschuldigte habe sich an denTagen nach dem Mord auffällig benommen. Dies und weitereErmittlungsergebnisse hätten zu dem Tatverdacht geführt. Von derFestnahme berichteten die Behörden wegen der Ermittlungen erst zweiTage später.

   Der Verdächtige habe bereits zwei Freiheitsstrafen voll verbüßtund sei erst im Sommer entlassen worden, sagte der KielerStaatsanwalt Ingo Jendruschewitz am Mittwochabend im NorddeutschenRundfunk (NDR). Er habe zwar unter Führungsaufsicht gestanden, dochkönne ein Bewährungshelfer auch nur eingeschränkt einwirken. JennysVater sagte im NDR, solche Leute wie der Tatverdächtige müsstenweggeschlossen werden.

   Bei seinen Vernehmungen äußerte sich der 37-Jährige bisher nichtzu den Vorwürfen. Die Polizei werte mit Hochdruck Spuren aus, um dieTat in allen Einzelheiten aufzuklären. Am Mittwoch hatten rund 20Beamte zum wiederholten Mal die Umgebung des Tatortes und weitereBereiche in Neumünster überprüft. Die Aktion brachte allerdings keineneuen Anhaltspunkte für die Mordkommission. Die Beamten hatten vorallem nach einem Pullover und einer Weste des Mädchens gesucht.Wenige Tage nach Jennifers Verschwinden waren ihre Hose und ihreSchuhe auf einem ehemaligen Kasernengelände entdeckt worden.

Der bayerische Innenminister Günther Beckstein forderteunterdessen eine Verschärfung des Strafrechts. In der «Bild»-Zeitung(Freitagausgabe) sprach sich der CSU-Politiker dafür aus, bundesweitdie nachträgliche Sicherheitsverwahrung von einschlägigen Straftäternauch dann vorzusehen, wenn diese bei der Verurteilung zunächst nichtangeordnet war. «Unabhängig vom Urteil sollte vor der Freilassung desTäters eine gutachterliche Prognose erfolgen. Auf dieser Grundlagesollte ein Richter dann auch nachträglich Sicherheitsverwahrunganordnen können. Jetzt ist der Bundestag am Zuge», sagte Beckstein.

Die von der Ostseeinsel Rügen stammende Jennifer hatte erst vorwenigen Wochen eine Ausbildung in Neumünster begonnen. Sie war am Tagdes Mordes mit einer Freundin durch die Innenstadt gebummelt undhatte sich dann gegen 23.00 Uhr allein auf den Heimweg gemacht. DasMädchen war kurz danach von einem Mann angegriffen worden. Das hatteeine Frau beobachtet, aber erst eine Woche später der Polizei davonberichtet, weil sie ihre Beobachtung zunächst nicht für wichtighielt. Hinter einer Hecke wurde dann am vergangenen Freitag die nurhalb bekleidete Leiche des Mädchens entdeckt. Dort war sie auchermordet worden - 200 Meter von ihrer Wohnung entfernt.