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Mord an Rapp-Musiker in USA Mord an Rapp-Musiker in USA: Master Jay von Run DMC starb im Studio

31.10.2002, 18:39
Hip Hop-Pionier Jam Master Jay beim „Respect anti-racist festival“ im Finsbury Park in London am 21. Juli 2001.
Hip Hop-Pionier Jam Master Jay beim „Respect anti-racist festival“ im Finsbury Park in London am 21. Juli 2001. PRESS ASSOCIATION FILES

New York/dpa. - Schon wieder ist ein US-Rapper einem mysteriösen Mordanschlag zum Opfer gefallen. Der legendäre Jam Master Jay von der Ostküstengruppe Run DMC wurde am Mittwochabend (Ortszeit) von zwei Unbekannten in seinem New Yorker Aufnahmestudio mit einem Kopfschuss getötet. Der 37-jährige HipHop-Veteran und Mitbegründer der Band starb nur einen Kilometer von dem Stadtteil Hollis entfernt, in dem er wohlbehütet aufgewachsen war und sich mit seinen Jugendfreunden Run (Joseph Simmons) und D.M.C. (Darryl McDaniels) zum Rap-Trio zusammengeschlossen hatte.

Jam Master Jay, der mit bürgerlichem Namen Jason Mizell hieß, verheiratet und Vater von drei Kindern war, ist bereits der vierte bekannte Rapper, der seit Mitte der 90er Jahre erschossen wurde. Vor ihm kam der 22-jährige Albert Thomas von der Gruppe U.N.L.V. gewaltsam ums Leben - durch einen Kopfschuss im Auto. Davor sorgten die Morde an Notorious B.I.G. in Los Angeles 1997 und seines Rivalen Tupac Shakur in Las Vegas 1996 für Aufsehen. Beide wurden dem Gangsta Rap zugeordnet, der Gewalt verherrlicht.

Shakur etwa hatte in zahlreichen Liedern das Leben als Gangster als verzweifelte Antwort auf Rassismus, Polizeibrutalität und die Armut in den schwarzen Gettos porträtiert. Oft ging es um das Töten von Polizisten, meist jedoch als Akt der Selbstverteidigung. Aber auch unter Gangsta-Rappern gab es brutale Auseinandersetzungen. Oft wurde spekuliert, die tödlichen Schüsse auf Shakur seien von Notorious B.I.G. in Auftrag gegeben worden, dessen Erschießung wiederum möglicherweise ein Racheakt des Tupac-Shakur-Clans war. Bewiesen ist das alles bislang aber nicht, beide Mordfälle sind weiter ungeklärt.

Dagegen hatte sich Run DMC stets gegen Drogenmissbrauch und Straßenkriminalität ausgesprochen. Dennoch ging es bei einigen ihrer Konzerte schlimm her. Bei einer Vorstellung in der Long Beach Arena von Kalifornien gab es fast 40 Verletzte, nachdem die Gang L.A. Crip and Blood eingefallen und Besucher attackiert hatte. Auch der Film «Krush Groove», in dem Run DMC mit den Fat Boys, Kurtis Blow und LL Cool J auftrat, beschwor Schlägereien in zahlreichen US-Kinos herauf, bedauert die Gruppe auf ihrer Webpage (http://www.thadweb.com/rundmc/bio.html).

Dennoch durfte Run DMC als erste Rap-Band ihre Handabdrücke im Zement des Hollywood Boulevards hinterlassen. Auf dem berühmten Bürgersteig in Los Angeles sind zahlreiche Stars aus dem Film- und Musikgeschäft verewigt.

Run DMC gelten als Wegbereiter des Rap. Sie waren die erste Gruppe, die mit einem Rap-Album («King of Rock») 1985 Goldstatus erlangten, die ersten mit einem Platinum-Album («Raising Hell») und die ersten Rapper auf MTV.

Schon die Single «It's Like That» (1983) war ein Hit. Weltweit berühmt wurden die drei Rapper vor allem durch die Zusammenarbeit mit der Rockgruppe Aerosmith, aus der 1986 das Album «Walk This Way» hervorging. Zusammen mit Aerosmith und Kid Rock absolvierten sie gerade eine große Tournee durch die USA. Jam Master Jay unterstützte seine beiden Kollegen vor allem als DJ und war bahnbrechend als «Scratcher».

Die Nachricht über seinen Tod verbreitete sich in der Nacht zum Donnerstag wie ein Lauffeuer. Dutzende Musiker und Freunde Mizells kamen vor dem Studio zusammen und suchten Trost. Chuck D. von der Konkurrenz-Gruppe Public Enemy war den Tränen nah. «Das waren unsere Beatles», sagte er der «New York Times». Er habe Mizell «seit Kindertagen» gekannt. Die Tat sei ein «Akt von Feiglingen».

Mizells 15-jähriger Sohn Jason wurde unter anderem von dem Rap-Promotor Lyar Cohen getröstet. Er hatte Run DMC in den ersten Jahren den Weg geebnet. «Ich versuche mir einzureden, dass es einfach nicht wahr sein kann», sagte Cohen der «New York Daily News». «Jay war ein großartiger Mensch», bedauerte auch Cory Robbins, der 1983 den ersten Plattenvertrag mit der Gruppe unterzeichnet hatte. «Es gibt garantiert niemanden, der auch nur ein schlechtes Wort über ihn zu sagen hat.»

Die Polizei hat bisher keine Anhaltspunkte für das Motiv des Mordes. Die beiden unbekannten Todesschützen waren über den elektronischen Türöffner ins Gebäude eingelassen worden und in das Studio im ersten Stock vorgedrungen. Sie zielten auf Mizells Kopf und schossen einem 25-jährigen Mann zudem ins Bein. Zwei Frauen, die sich ebenfalls im Studio aufhielten, blieben unverletzt.