Monarchie Monarchie: Niederlande trauern um Prinz Claus

Den Haag/dpa. - Tiefe Trauer in den Niederlanden um Prinz Claus: Der Mann von Königin Beatrix ist nach langer Krankheit am Sonntagabend im Alter von 76 Jahren im Amsterdamer Universitätskrankenhaus gestorben. Todesursache war eine Lungenentzündung in Folge der Parkinsonschen Krankheit. Am Montagmittag wurde die Leiche des ehemaligen deutschen Diplomaten - begleitet von seinen drei Söhnen - in das Königsschloss Huis ten Bosch in Den Haag übergeführt. Hunderte von Schaulustigen nahmen Anteil. Gegen Ende der Woche wird der Tote im Amtssitz von Beatrix, Schloss Noordeinde in Den Haags Innenstadt, aufgebahrt. Dort kann die Bevölkerung dem Toten die letzte Ehre erweisen. Der Prinz soll am 15. Oktober in der Fürstengruft in Delft beigesetzt werden.
Königin Beatrix und die Prinzen Willem-Alexander, Johan Friso und Constantijn sowie die Schwiegertöchter Máxima und Laurentien waren am Sterbebett des Prinzgemahls gewesen. «Mit Prinz Claus ist ein großer Mensch gestorben», sagte der niederländische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende. Bundespräsident Johannes Rau würdigte ihn als geachteten und angesehenen Mann, der Brücken zwischen den Niederlanden und Deutschland gebaut habe. Der aus Dötzingen bei Hamburg stammende Prinz hatte 1966 trotz Protesten wegen seiner deutschen Herkunft die damalige Kronprinzessin Beatrix geheiratet.
Alle niederländischen Medien zollten dem Toten am Montag in langen Nachrufen und Kommentaren höchste Anerkennung für seine Haltung an der Seite der Königin, deren wichtigster Berater er war. Seine schweren Erkrankungen habe er über 20 Jahre vorbildlich ertragen. Die Zeitung «de Volkskrant» stellte die Frage, ob Beatrix nach dem Tod ihres Mannes nun weiter Königin bleiben wolle. So habe die Monarchin bei ihrem zwanzigjährigen Thronjubiläum im Jahr 2000 gesagt, dass sie ohne die Unterstützung ihres Mannes nicht weitermachen könne.
«Prinz Claus, ein großer Mensch», schrieb das «Algemeen Dagblad» am Montag über einem ganzseitigen Foto des Prinzen. «Diese Perle in der niederländischen Krone verdient es, dass sie mit großer Wertschätzung und viel Respekt in Erinnerung gehalten wird», so das Blatt. «Er akzeptierte in praktischem Sinn seine untergeordnete Rolle, aber hat voll begriffen, dass die Bewahrung der Monarchie von ihm einen unverhältnismäßig hohen Preis verlangte.»
Auf einer Titelseite mit Trauerrand zeigte «De Telegraaf» den Prinzen mit einem Foto aus seiner aktiven Phase Mitte der neunziger Jahre. «Er war die wichtigste Stütze des Staatsoberhaupts, und er war ein Paradebeispiel dafür, wie ein intensives und gutes Familienleben mit einer arbeitsreichen Existenz unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu vereinbaren ist», kommentierte das Blatt.
Die Regierung hat Halbmastbeflaggung auf allen öffentlichen Gebäuden angeordnet. Staatstrauer gibt es in den Niederlande nicht. Blumengrüße aus der Bevölkerung sowie mehrere hundert Schaulustige zeigten vor dem Königspalast, wie beliebt der Tote war.
Nach Ansicht des TV-Adelsexperten Rolf Seelmann-Eggebert hat Prinz Claus mehr für die deutsch-niederländischen Beziehungen getan als sonst jemand. «Als er Beatrix 1966 heiratete, war er der unpopulärste, bei seinem Tod sicher der populärste Deutsche in den Niederlanden», sagte er in einem dpa-Gespräch. Die Deutsch- Niederländische Gesellschaft bezeichnete den Verstorbenen als «Symbol für eine vertiefte Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern».
Das Königshaus hat einen kostenfreien Telefonanschluss für Landsleute eingerichtet, die Fragen im Zusammenhang mit dem Tod von Prinz Claus stellen wollen. Mitarbeiter des Hofs geben Auskunft auch über das Trauerzeremoniell. In Kondolenzregistern im Internet (www.condoleance.nl und www.icondolement.nl) waren am Montagmittag bereits viele Eintragungen registriert worden.