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Mode Mode: Vivienne Westwood verlässt Berlin

Von Caroline Bock 03.07.2005, 13:54

Berlin/dpa. - Spektakuläres Finale war eine letzte Show ihrerStudenten am Samstag in der Abflughalle des FlughafensTempelhof.

Sie will sich nun verstärkt dem politischen Engagement widmen,wie die 64-Jährige mit den charakteristischen karottenfarbenenHaaren am Freitag in Berlin erklärt. Zur Abschiedspressekonferenzerscheint sie in kniekurzem Rock, Strümpfen mit Sternenmuster undeinem T-Shirt mit politischer Botschaft: «Liberty» (Freiheit) stehtüber einem Herz hinter Gittern. Damit will sie für die gleichnamigeMenschenrechtsorganisation werben, gegen staatliche Propaganda undZustände wie im US-Gefängnis Guantanamo Bay kämpfen. «Es gibt keineKultur ohne Gerechtigkeit vor dem Gesetz», sagt sie. Ein bisschennervös ist sie bei ihrem Appell.

Später wirkt sie lockerer. Ja, sie könne sich vorstellen, für dasTheater zu arbeiten, berichtet sie über ihre Zukunftspläne. Ihrekulturbeflissenen Berliner Studenten lobt sie: «Immer wenn ich insMuseum gegangen bin, habe ich einen von ihnen getroffen.» Ihrmodisches Urteil fällt wie üblich vernichtend aus. «Die Welt ist soamerikanisiert, dass die Menschen hässlicher aussehen als je zuvor.Die Leute sollten weniger kaufen», antwortet sie auf die Frage, wiesie als langjährige Gastprofessorin die deutsche Mode einschätzt.Einen deutschen Stil zu diskutieren - das liegt ihr nicht.

Für Berlin endet mit Westwoods Engagement auch fast eine Ära. Dieeinstige Punk-Königin, die in den 70er Jahren mit den Outfits fürdie Sex Pistols provozierte und heute eine der weltweit wichtigstenDesignerinnen ist, stärkte Berlins Ruf als Modemetropole. Seit 1993,als Westwood dort begann, hat sich die Hauptstadt gemausert. Mit denTrendmessen B-in-Berlin oder Bread and Butter ist Berlin ernsterKonkurrent von Düsseldorf geworden. Günstige Mieten und buntesGroßstadtleben locken immer noch viele Kreative an. Modestudentendurften kürzlich ihre Entwürfe in leer stehenden Läden präsentieren.Auch Westwood gefällt die kreative Zwischennutzung. «Es ist einfach,in Berlin etwas auf die Beine zu stellen.»

Gespannt ist die Modewelt nun, wer auf Westwood folgt. Ersteinmal gibt es Vertretungen. Bei der letzten Show ihrer Studentengeht es für die Neulinge um das «Kopieren und Verwandeln alterMeister» - typisch für die Designerin mit dem Faible fürHistorisches: Die Absolventen sollen vor 1500 Gästen zeigen, wiesich Shakespeare, Homer oder Balzac in Mode verwandeln lassen.