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Mitschuld an den Unwetter-Toten Mitschuld an den Unwetter-Toten: Kachelmann geht auf Buhrow los

10.06.2014, 15:55

Köln - Jörg Kachelmann drängt es offenbar wieder verstärkt nach öffentlicher Wahrnehmung. Nach der Enthüllung über ein weiteres mutmaßliches Steuervergehen von Alice Schwarzer hat sich der ehemalige ARD-Wettermoderator vor einigen Tagen als Gerichtsreporter für die „Bild“-Zeitung ins Spiel gebracht. Jetzt hat Kachelmann ein neues Ziel ausgemacht. In einem offenen Brief auf seiner Homepage greift der Schweizer den WDR-Intendanten Tom Buhrow an und erhebt schwere Anschuldigungen im Zusammenhang mit den Unwettern am Pfingstmontag über Nordrhein-Westfalen.

Kachelmann wirft Buhrow und dem WDR vor, die Bevölkerung über die Sender nicht rechtzeitig vor den Gewittern und Starkregen gewarnt zu haben. „Den Wetterdiensten war frühzeitig klar, was passieren würde. Ich gehe als Meteorologe ungern Risiken ein und lehne mich zum Fenster raus, wenn ich nicht sicher bin. Gestern Pfingstmontag konnte man es sein und ich schrieb bereits um 8.47 Uhr morgens über Twitter", schreibt er auf seiner Internetseite.

Kachelmann geht noch weiter. Er gibt Buhrow am Tod der sechs Menschen, die bei den Unwettern ums Leben gekommen sind, eine Mitschuld. "Durch Ihr Nichtstun sind Sie mitverantwortlich, dass Menschen verletzt und getötet wurden. Wäre der WDR in den USA tätig, würden jährlich Tausende Menschen in Hurricanes und Tornados sterben." Für Kachelmann steht fest, dass "diese Menschen nicht hätten sterben müssen, hätten alle mitgeholfen, die Zuschauer in NRW live erreichen zu können und rechtzeitig zu warnen. Sie sind gemeint. Sie und Ihr Sender waren gestern entweder faul, inkompetent, ignorant oder alles zusammen."

Generalabrechnung mit Buhrow

Kachelmann schreibt sich in Rage. Sein Elaborat gerät zur Generalabrechnung mit dem öffentlich-rechtlichen Sender und dessen Chef. "Was mögen Sie gestern getan haben, als Sie erfahren haben, dass es in dem Bundesland, das Ihnen anvertraut wurde, schwere Gewitter geben wird?", keilt er gegen den Intendanten. "Betrachtet man den Twitteraccount von WDR2, liegt die Vermutung nahe, dass Sie den Pfingstmontag so verbracht haben, wie es wohl vorgesehen ist, wenn man de facto unkündbar ist: mit Nichtstun."

Er habe sich von Buhrow mehr erhofft, doch nun sei er enttäuscht worden. „Als Sie Intendant des WDR wurden, habe ich gehofft. Dass sich etwas ändert. Dass das Beamtenfernsehen Beine bekommt. Dass Gebührengelder bedeuten, dass sich der Sender auch um die Menschen kümmert, die ihn bezahlen (müssen)." Schließlich fordert Kachelmann den Rücktritt von Buhrow.

Der Sender wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Der WDR hat am Pfingstmontag ab 6 Uhr morgens durchgehend Unwetterwarnungen und Schlechtwetterprognosen gemeldet“, sagte Sender-Sprecherin Kristina Bausch zu ksta.de. Die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdiensts seien von sämtlichen Nachrichtensendungen übernommen worden. Im Internet habe man ab dem Vormittag auf die Wetterlage aufmerksam gemacht und auch via Twitter seien die Menschen ab der Mittagszeit informiert worden.

Der WDR gibt sich dennoch selbstkritisch. „Wie nach jedem Katastrophen- oder Kriseneinsatz werden wir auch in diesem Fall nacharbeiten, was wir künftig gegebenenfalls noch besser machen können.“ (ccp)