Missbrauchsvorwürfe gegen US-Fernsehstar Missbrauchsvorwürfe gegen US-Fernsehstar: Bill Cosby gesteht Einsatz von Drogen für Sex

Washington - Bislang folgte noch auf jeden Vorwurf des sexuellen Missbrauchs schnell der Gegenvorwurf der Lüge. Immer stand Aussage gegen Aussage. Doch nun ist erstmals etwas Schriftliches aufgetaucht, das den US-Entertainer Bill Cosby schwer belastet. Der heute 77-Jährige hat 2005 unter Eid ausgesagt, dass er sich Pillen besorgt und mindestens einer Frau verabreicht habe, um mit ihr Sex zu haben. Die Veröffentlichung der bislang nicht bekannten Aussage dürfte das ohnehin angeschlagene Image des Showstars noch weiter verschlechtern. Cosby hat bereits zahlreiche Sponsorenverträge verloren. Nun könnte eine Klagewelle auf ihn zukommen.
Eine unbekannte Geldsumme
Die jetzt bekannt gewordene Aussage, auf deren Freigabe die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) erfolgreich vor Gericht geklagt hatte, machte Cosby während eines Gerichtsverfahrens vor zehn Jahren. Ein Richter ließ die Veröffentlichung der Aussage zu, obwohl sich der Fernsehstar dagegen wehrte. „Warum sollte Cosby peinlich sein, was er selbst unter Eid ausgesagt hat?“, so der Richter. Schließlich habe sich Cosby gerne „den Mantel des Moralisten angezogen“ und seine Ansichten über Familienleben und Kindererziehung öffentlich mitgeteilt. Dieses Verhalten habe die „Zone der Privatheit, die er (Cosby) beanspruchen darf, verengt“.
In dem Fall ging es damals um Andrea Constand, eine Angestellte der Temple University in Cosbys Heimatstadt Philadelphia. Sie warf dem Entertainer sexuellen Missbrauch vor. Zu einem Prozess kam es jedoch nicht, das Verfahren gegen Cosby wurde 2006 eingestellt. Der Entertainer musste eine bis heute unbekannte Geldsumme bezahlen.
Qualuudes bei einer jungen Frau und „anderen Personen“ eingesetzt
Während der Vorbereitung auf das Verfahren wurde Cosby von der Anwältin der Klägerin befragt. Dabei räumte der Entertainer nach Angaben der Agentur AP ein, in den 70er Jahren Beruhigungsmittel besessen zu haben. Die Pillen, Qualuudes genannt, habe er bei einer jungen Frau und „anderen Personen“ eingesetzt, um mit ihnen Sex zu haben. Das Medikament wirkt beruhigend, senkt die Hemmschwelle und soll das Lustempfinden steigern. Offen ist die Frage, ob Cosby den Frauen das Mittel gegen ihren Willen eingeflößt hat.
Gleichwohl sorgt die Aussage in den USA für erheblichen Wirbel. Erstmals scheint damit bestätigt, dass die von inzwischen mehr als 40 Frauen erhobenen Vorwürfe gegen Cosby nicht aus der Luft gegriffen sind.
Nach Einschätzung von US-Juristen, die von TV-Sendern zur neuen Entwicklung in der Causa Cosby befragt wurden, könnten jetzt neue Klagen auf den Entertainer zukommen. Wegen Vergewaltigung dürfte Bill Cosby allerdings nicht mehr belangt werden. Die meisten Fälle sind offenbar verjährt. Allerdings könnten nun andere Frauen dem Beispiel von Janice Dickinson folgen. Das ehemalige Foto-Model, heute 60 Jahre alt, hat Cosby wegen Verleumdung verklagt und Schadenersatz gefordert. Dickinson wirft Cosby vor, sie im Jahr 1982 mit Drogen gefügig gemacht und zum Sex gezwungen zu haben. Opfer wie sie als Lügnerinnen zu bezeichnen, das sei wie eine „zweite Vergewaltigung“, argumentiert Dickinson.
Ein wundervoller Ehemann
Der Fernsehunterhalter, der in Deutschland in den 80er Jahren als Dr. Heathcliff Huxtable in der Bill-Cosby-Show bekannt wurde, hat sich noch nicht zu den neuen Erkenntnissen geäußert. Auch seine Anwälte, die bislang ein Dementi nach dem anderen abgegeben haben, schwiegen zunächst. Kein Wort zunächst auch von Ehefrau Camille Cosby, die seit mehr als einem halben Jahrhundert mit dem Cosby verheiratet ist. Sie hatte sich vor kurzer Zeit noch vor ihren Gatten gestellt und erklärt: „Er ist ein liebenswürdiger Mann, ein großherziger Mann, ein lustiger Mann und ein wundervoller Ehemann, Vater und Freund.“
Wenn jedoch stimmt, was inzwischen mehr als 40 Frauen behaupten, dann hat Bill Cosby außerhalb seiner Ehe ein anderes Leben geführt.