Landgericht Erfurt Missbrauchsprozess gegen Lehrer – Geständnis angekündigt
Knapp 70 Missbrauchsfälle wirft die Staatsanwaltschaft einem Erfurter Lehrer vor. Ein Geständnis soll folgen, aber nicht in allen Punkten – was bedeutet das für den Prozessverlauf?

Erfurt - Im Missbrauchsprozess gegen einen weiteren Lehrer einer Erfurter Schule hat die Verteidigung ein Geständnis des Angeklagten angekündigt. Es werde am 15. Januar ein vollumfängliches Geständnis zu dem sexuellen Missbrauch geben, die angeklagten Vergewaltigungen einer Jugendlichen könnten jedoch nicht eingeräumt werden, erklärten die Verteidiger zum Prozessauftakt vor dem Erfurter Landgericht.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Musik- und Religionslehrer vor, drei Schülerinnen missbraucht zu haben. Dem 58-Jährigen werden von März 2013 bis April dieses Jahres 69 Fälle des sexuellen Missbrauchs und zwei Vergewaltigungen zur Last gelegt.
Zu den sexuellen Handlungen kam es laut Staatsanwältin Dorothee Ohlendorf unter anderem im Auto des Gymnasiallehrers, in der freien Natur, der Schulaula und in seinem Wohnhaus. Zu den angeklagten beiden Vergewaltigungsfällen sagte Ohlendorf, die Jugendliche habe geweint und sei mit dem Geschlechtsverkehr nicht einverstanden gewesen. Die drei Opfer treten in dem Prozess als Nebenklägerinnen auf. Das Interesse an dem Prozess war zu Beginn so groß, dass die Plätze im Gerichtssaal nicht ausreichten.
Geständnis könnte Opfern Vernehmung vor Gericht ersparen
Der Vorsitzende Richter Holger Pröbstel sprach von einem erheblichen Umfang an Taten. Nach der Aktenlage spreche mehr für eine Verurteilung als für eine Freilassung. Der Angeklagte solle sich daher gut überlegen, wie er sich zu verhalten gedenke, sagte Pröbstel. Mit einem Geständnis könne er den Opfern eine Vernehmung vor Gericht ersparen. Eine Hauptverhandlung sei auch eine Zumutung für die Opfer - spätestens dann, wenn sie als Zeugen gehört würden, sagte der Vorsitzende Richter.
Erst Ende Oktober hatte das Erfurter Landgericht einen anderen Lehrer des Gymnasiums wegen des jahrelangen sexuellen Missbrauchs einer Schülerin zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Der jetzige Angeklagte war Vertrauenslehrer an derselben Schule. Der Schulleiter räumte nach dem Missbrauchsskandal zum 1. Dezember seinen Posten.
Ende November wurde zudem am Landgericht Meiningen ein früherer Lehrer zu vier Jahren Haft verurteilt. Der Mann hatte den sexuellen Missbrauch von vier minderjährigen Schülerinnen zugegeben.