Landwirtschaft und Umwelt Ministerin sieht Fortschritt bei Düngerbelastung, aber mahnt
Niedersachsens aktueller Nährstoffbericht zeigt: Positive Entwicklungen haben sich verstetigt, die Ziele wurden aber nicht erreicht. Was Agrarministerin Staudte jetzt fordert.

Hannover - Bei der Belastung der Böden und Gewässer in Niedersachsen durch landwirtschaftliche Düngung sieht Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) einen positiven Trend. Der landesweite Stickstoff-Düngesaldo – der Unterschied zwischen berechnetem Bedarf und tatsächlich eingesetztem Stickstoff – ist zwar leicht gestiegen, wie aus dem aktuellen Nährstoffbericht hervorgeht. Im Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 lag er demnach bei minus 34.988 Tonnen Stickstoff, im Vorjahr waren es noch minus 50.461 Tonnen.
Niedersachsen liege aber weiterhin deutlich unter den rechtlich zulässigen Grenzwerten, sagte Staudte. Und auch der Rückgang des Nährstoffaufkommens aus der Tierhaltung in den viehstarken Regionen und den Biogasanlagen setze sich weiter fort. Man sei auf dem richtigen Weg.
Cloppenburg überschreitet Stickstoff-Obergrenze
Trotzdem gebe es weiterhin Handlungsbedarf, sagte Staudte. In fünf Landkreisen oder kreisfreien Städten sei der berechnete Düngebedarf um rund 1.680 Tonnen Stickstoff überschritten worden. Deshalb habe das Agrarministerium etwa einen runden Tisch mit dem Landkreis Cloppenburg eingerichtet, um sich über Maßnahmen zur Verminderung der Nährstoffüberschüsse auszutauschen.
Cloppenburg liegt den Angaben zufolge weiter über den gesetzlichen Höchstwerten: Der Landkreis konnte demnach die Stickstoffausbringung zwar reduzieren, liegt aber mit 175 Kilo Stickstoff pro Hektar über der Stickstoff-Obergrenze des Bundes (170 Kilo).
Auch beim Phosphat gibt es regionale Überschüsse – fünf Landkreise haben den Düngebedarf laut Bericht überschritten. Darüber dürfe nicht hinweggesehen werden, sagte Staudte. „Ziel muss es weiterhin sein, die Vorgaben der EG-Wasserrahmenrichtlinie und EU-Nitratrichtlinie zu erreichen.“
Folgen überdüngter Erde
Warum ist das wichtig? Nach Angaben des Umweltbundesamts verändert überschüssiger Stickstoff die Bodenchemie und führt zu Übersäuerung. Wichtige ausgleichende Nährstoffe, wie Magnesium, Kalzium und Kalium, gehen demnach verloren. Bodenorganismen wie Regenwurm- und Pilzarten würden verdrängt. Zudem begünstige die Übersäuerung des Bodens die Auswaschung von Schwermetallen, die dann ins Grundwasser gelangen könnten.
„Neue Bundesregierung am Zug“ – Staudte macht Druck
Staudte werde nun auch auf Regionen mit hohen Phosphor-Überschüssen zugehen. Außerdem wolle sie sich beim Bund für eine stärkere Verursachergerechtigkeit einsetzen: „Betriebe, die nachweislich gewässerschonend wirtschaften, sollen von bestimmten Auflagen der Bundes-Düngeverordnung befreit werden können, zum Beispiel von der Reduktion der Stickstoffdüngung um 20 Prozent unterhalb des ermittelten Düngebedarfs.“
Jetzt sei die neue Bundesregierung am Zug, „sie muss schnellstmöglich die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen“, betonte die Ministerin.
CDU lobt Landwirtschaft
Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Marco Mohrmann, lobte unterdessen „die erheblichen Anstrengungen landwirtschaftlicher Betriebe bei der Verringerung von Umweltwirkungen der Produktion sowie der Gewährleistung von Gewässerschutz“. Der Nährstoffbericht zeige, dass die niedersächsische Landwirtschaft weit weniger Stickstoff dünge als gesetzlich erlaubt sei.
Bund und Land müssten sich nun auf den Weg machen, „das Düngerecht zu novellieren und zu deregulieren, um nicht nachvollziehbare Beschränkungen für die Landwirtschaft aufzuheben“, forderte Mohrmann.
Bericht zum zwölften Mal vorgelegt
Der zum zwölften Mal vorgelegte Nährstoffbericht erfasst sowohl die gemeldeten ausgebrachten organischen Düngemengen aus Biogasanlagen, Schweine- und Rindergülle sowie Geflügelmist, als auch den mineralischen Stickstoffdünger.