Meterhohe Flut in Istanbul: 30 Tote
Istanbul/dpa. - Nach schweren Unwettern sind im Großraum Istanbul mindestens 30 Menschen in den aufgestauten Wassermassen ertrunken. Braune Fluten wälzten sich am Mittwoch bis zu zwei Meter hoch über eine Autobahn und ein Industriegebiet der Millionen-Metropole am Bosporus.
Verzweifelte Menschen retteten sich auf Dächer und Bäume, wo sie mit Polizei- und Armeehubschraubern gerettet wurden. «Es ist das größte Unglück der vergangenen Jahre», sagte der Provinz- Gouverneur von Istanbul, Muammer Güler.
Medien berichteten, das Wasser sei «wie ein Tsunami» gekommen. Türkische Fernsehsender zeigten dramatische Bilder von Menschen, die in den Fluten ums Überleben kämpften. Autos und Kleinlaster wurden weggespült oder trieben im Wasser. Mehrere Hauptstraßen und zwei Autobahnen Richtung Griechenland und Bulgarien waren zeitweise unpassierbar. Rettungsteams fanden Leichen an einer überspülten Autobahn und auf einem Parkplatz für Lastwagen.
Rettungsteams mussten im Großraum Istanbul Dutzende Menschen aus Häusern und Autos retten. Die Fluten zerstörten im europäischen Teil der Türkei Brücken und Straßen. Hunderte Häuser wurden beschädigt. Eingeschlossene kletterten auf Hausdächer, um dem Wasser zu entkommen. Oft kam die Hilfe zu spät. Ein Mädchen wurde von den Fluten weggespült, während sich ihre Mutter und ihre Schwester aus einem von den Fluten erfassten Auto retten konnten. An mehreren Stellen wurde über Plünderungen berichtet.
In einigen Teilen der Nordwest-Türkei waren die stärksten Regenfälle seit Jahrzehnten gemessen worden. Seit Dienstag waren pro Quadratmeter 220 Liter Wasser niedergegangen, teilten die Behörden mit. Im ganzen September habe es im Schnitt der vergangenen Jahre jeweils 35 Liter pro Quadratmeter geregnet. Der türkische Meteorologe Mehmet Caglar sagte, solche ungewöhnlich heftigen Regenfälle seien eine Folge des Klimawandels.
Experten kritisierten aber auch Istanbuler Behörden, denen es nicht gelungen sei, die Bautätigkeit in von Überschwemmung gefährdeten Gebieten zu unterbinden - etwa in Flussbetten. Aus den ländlichen Gebieten der Türkei wandern nach wie vor viele Menschen in die Metropolen ab. In Istanbul sollen in einigen Stadtteilen bis zu 90 Prozent der Gebäude illegal errichtet worden sein. Es gebe schwere Schäden an der Infrastruktur, sagte der Minister für Öffentliche Arbeiten und Hausbau, Mustafa Demir. Es sei künftig größere Sorgfalt nötig, räumte er ein.
Die Regenfälle und starken Winde hatten am Montag eingesetzt. Am Dienstag waren im Nordwesten des Landes bereits insgesamt neun Menschen in den Fluten ertrunken. Meteorologen haben weitere Regenfälle vorausgesagt. Erst zum Wochenende hin soll es trockener werden.