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Meningitis-Skandal Meningitis-Skandal: Vater des toten Kindes zeigt Klinik-Arzt an

Von Günter Werz 25.03.2003, 18:08

Berlin/MZ. - Wer ist schuld am Tod des kleinen Phillipp aus Berlin-Marzahn? Staatsanwaltschaft, Polizei und Ärztekammer sind in einen ungewöhnlich traurigen Fall eingeschaltet. Jetzt wird wegen des Verdacht der fahrlässigen Tötung gegen den behandelnden Klinikarzt ermittelt - einen Mediziner, der den vierjährigen Jungen im Vivantes-Klinikum Friedrichshain behandelt hat. Denn der Vater hat Anzeige erstattet.

An der gefährlichen Krankheit Meningitis war der Kleine bereits in der letzte Woche gestorben. Sein 27-jähriger Vater Harun Ucarkus klagt: "Wenn hier nicht schwere Fehler gemacht worden wären, dann könnte mein Sohn vielleicht noch leben."

Besonders tragisch an dem Fall ist, dass die gefährliche Krankheit offenbar gleich zweimal hintereinander nicht erkannt wurde. Denn schon am Dienstagabend um 18.30 Uhr brachte Mutter Kerstin Hübner (23) laut "Tagesspiegel" ihr Kind mit hohem Fieber das erste Mal ins Klinikum Friedrichshain. Die Diagnose des Kinderarztes: ein Infekt. "Es waren noch keine Hautveränderungen sichtbar", sagt Vivantes-Sprecherin Fina Geschonneck. Der Arzt schickte das kranke Kind mit einem fiebersenkenden Medikament nach Hause.

Die Eltern sollten das Kind aber beobachten und bei Veränderungen wiederkommen.Doch Philipp ging es immer schlechter. Um 2.30 Uhr riefen die Eltern den Notruf der Feuerwehr an. Die Besatzung des Rettungswagens bemerkte zwar den dunklen Hautausschlag, erkannte die Meningitis aber nicht. "Es ist nicht die Aufgabe der Männer, spekulative Diagnosen zu stellen", sagte Feuerwehrchef Albrecht Broemme der Zeitung. Die Besatzung müsse drei Fragen klären: Handelt es sich überhaupt um einen Fall für den Rettungswagen? Ist der Patient transportfähig? In welches Krankenhaus soll man fahren? Zunächst hätten die Sanitäter eine allergische Reaktion auf das fiebersenkende Medikament vermutet. Außerdem bemühten sie sich, den Vater zu beruhigen. Nach rund einer halben Stunde verlor der Mann jedoch die Geduld und brachte seinen Sohn selbst ins Krankenhaus, wo er zweieinhalb Stunden später starb. Gegen die Besatzung des Rettungswagens der Feuerwehr hat der Vater Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstattet.

Inzwischen wurde der Leichnam des vierjährigen Jungen aus Marzahn für eine Obduktion in der Gerichtsmedizin und ein weiteres ärztliches Gutachten beschlagnahmt.