Medizin Medizin: Weltweit erste Kiefer-Transplantation
Rom/dpa. - Italienischen Ärzten ist nach eigenen Angaben die weltweit erste Transplantation eines menschlichen Kiefers gelungen. Der Unterkiefer sei einem Toten entnommen und einem 80-jährigen Patienten eingepflanzt worden. Die Operation am Donnerstag im Regina- Elena-Krankenhaus in Rom habe elf Stunden gedauert.
Der Patient sei in «befriedigendem Zustand», sei aus der Narkose erwacht und befinde sich in der Intensivstation, sagte der Leiter des Ärzteteams, Prof. Giuseppe Spriano, vor Journalisten am Freitag. Allerdings fügte er hinzu, er wolle wegen der außerordentlich schweren Operation und dem «gesundheitlichen Gesamtzustand» des Patienten keine weiteren Prognosen abgeben.
Der verpflanzte Kiefer sei vor der Transplantation in einem Institut in Bologna eigens behandelt worden, sagten die Ärzte ohne weitere Einzelheiten dazu mitzuteilen. Der Empfänger habe an einem schweren Krebsgeschwür gelitten, das große Teile seines Kiefers zerstört habe.
Bislang hatten Ärzte in solchen Fällen Knochen der Erkrankten entnommen und daraus Kiefer oder Kieferteile geformt. Seit einigen Jahren verwendeten Ärzte dabei vor allem Beckenknochen, sagte der Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurg Meikel Vesper von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf auf Anfrage der dpa. Es gebe aber auch Operationen mit Teilen von Rippen, Wadenbein oder Schulterblatt.
Der wirkliche Erfolg einer Transplantation mit dem Kiefer eines Toten lasse sich erst in einigen Monaten feststellen, erläuterte Vesper. Er verwies auf die Gefahren einer Infektion oder einer Abstoßung.
Eine Transplantation wie in Rom geschehen hält Vesper daher nicht für notwendig. «Wir entfernen manchmal komplette Unter- oder Oberkiefer und transplantieren stattdessen eigene Knochen des Patienten», sagte Vesper. Danach erhalte der Mensch ein künstliches Gebiss.
Der italienische Gesundheitsminister Girolamo Sirchia sagte, der Eingriff sei ein Zeichen, dass Italien bei Transplantationen zu den führenden Ländern gehöre.