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Medizin Medizin: Drei Deutsche haben Tollwut durch Spenderorgane

16.02.2005, 16:11
Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (16. Februar 2005) in der Medizinischen Hochschule in Hannover (MHH) informieren Martin Strüber (Leiter des MHH-Lungentransplantationsprogramms), Axel Haverich (MHH-Direktor Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie) und Andreas Tecklenburg (MHH-Präsidiumsmitglied für das Ressort Krankenversorgung, v.l.) über eine Patientin, die bei einer Lungentransplantation mit Tollwut infiziert worden ist .
Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (16. Februar 2005) in der Medizinischen Hochschule in Hannover (MHH) informieren Martin Strüber (Leiter des MHH-Lungentransplantationsprogramms), Axel Haverich (MHH-Direktor Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie) und Andreas Tecklenburg (MHH-Präsidiumsmitglied für das Ressort Krankenversorgung, v.l.) über eine Patientin, die bei einer Lungentransplantation mit Tollwut infiziert worden ist . dpa

Neu-Isenburg/Heidelberg/dpa. - «So etwas hat es in Deutschland noch nie gegeben», sagte DSO-Vorstand Prof. Günter Kirste. «Allerdings ist uns ein vergleichbarer Fall aus den USA vom letzten Sommer bekannt.» Tests am Hamburger Tropeninstitut und an der Universitätsklinik Essen sollen klären, ob die Spenderin tatsächlich mit Tollwut infiziert war. Mit einem abschließenden Ergebnis werde bis spätestens Donnerstagvormittag gerechnet, sagte der Geschäftsführende Arzt der DSO für Baden- Württemberg, Werner Lauchart, in Heidelberg.

Die Organspenderin, der im Dezember in Mainz Lunge, Niere,Bauchspeicheldrüse, Leber und Augenhornhaut entnommen worden waren, habe keine Tollwut-Symptome gezeigt. Alle Organe seien vor der Transplantation auf Bakterien, Viren oder Tumore untersucht worden,betonte Lauchart. Ärztliche Fehler hat es nach DSO-Angaben nichtgegeben. Erst im Nachhinein sei über Familienangehörige bekanntgeworden, dass sich die Frau im Oktober vergangenen Jahres in Indienaufgehalten habe. In Indien gibt es nach Laucharts Angaben pro Jahr30 000 bis 50 000 Tollwuttote.

«Leider ist es medizinisch nicht möglich, solche seltenenInfektionen im Voraus - trotz umfassender Untersuchungen desOrganspenders - auszuschließen. Ein potenzielles Restrisiko durchsolche Infektionen bleibt somit bei jeder Transplantation bestehen»,erläuterte Kirste. Dieser bedauerliche Ausnahmefall dürfe aber aufkeinen Fall die Wichtigkeit der Organspende und Transplantation alsetabliertes Behandlungsverfahren in Frage stellen.

Die Medizinische Hochschule Hannover berichtete, ihre betroffenePatientin befinde sich in einem kritischen Zustand. Ob akuteLebensgefahr besteht, wollte die Hochschule nicht angeben. Auch derZustand eines 59-jährigen Patienten in Marburg ist nach Klinikangabensehr kritisch. Eine spezifische Tollwut-Therapie gibt es nicht. Istdie Krankheit ausgebrochen, endet sie fast immer tödlich. VorAusbruch der Symptome ist aber auch nach der Infektion eine Impfungmöglich. Zwischen Infektion und Ausbruch der Tollwut können Wochenbis Monate vergehen.