Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Warum mordeten die beiden Gymnasiasten?

Schwerin/Tessin/dpa. - LautStaatsanwaltschaft haben die Gymnasiasten, die aus dem Dorf beiBoizenburg und einem Nachbarort kommen, am Samstagabend den 46 Jahrealten Familienvater und seine 41 Jahre alte Frau mit zahlreichenMesserstichen getötet, unmittelbar nachdem ihnen der Mann die Türgeöffnet hatte.
Die beiden 17-Jährigen haben gestanden. Doch ihren Worten konntendie Ermittler bislang keine Erklärung für die Tat entnehmen, erklärteOberstaatsanwalt Hans-Christian Pick am Montag. TessinsBürgermeisterin Gertrud Geistlinger sagte, der 16-jährige Sohn derGetöteten und einer der Täter seien befreundet gewesen. Sie hättenviel Freizeit zusammen auf dem Sportplatz verbracht. Ihr sei die Tatunerklärlich.
Der 46-jährige Familienvater und seine fünf Jahre jüngere Frauwurden laut Obduktionsbericht mit einer «Vielzahl von Messerstichenin Kopf- und Rumpfbereich» umgebracht. Das Gesicht der Frau sollnicht mehr zu erkennen gewesen sein. Der 16-jährige Sohn hatte sichin einem Nebenzimmer verbarrikadieren und die Polizei alarmierenkönnen. Um ihn kümmert sich das Jugendamt des Kreises Ludwigslust,wie der Sender Antenne Mecklenburg-Vorpommern meldete.
Die Staatsanwaltschaft Schwerin erwägt unterdessen Haftbeschwerde,weil das Amtsgericht Hagenow den Haftbefehl gegen die beiden Jungenam Sonntag wegen Totschlags erlassen hatte. Die Staatsanwaltschafthatte den Antrag wegen zweifachen Mordes gestellt. Über eineHaftbeschwerde müsste das Landgericht Schwerin entscheiden.
Berichte, wonach die Polizei die Zimmer der beiden 17-Jährigendurchsucht hat und die Festplatten der Computer auswerten will,wollte Oberstaatsanwalt Pick nicht kommentieren. Die beiden waren anihrer Schule in einer Computer-Arbeitsgemeinschaft aktiv. Dabei seies aber nicht um so genannte Ballerspiele gegangen, sondern um dasLernen einer ganz normalen Programmiersprache, sagte der Direktor desElbe-Gymnasiums in Boizenburg, Norbert Stern.
Die beiden 17-Jährigen sitzen seit Sonntag in Untersuchungshaft.Sie sollen zur Tatzeit weder unter Alkohol- noch unter Drogeneinflussgestanden haben. Die Schüler hatten zudem eine 15-Jährige aus demDorf als Geisel genommen und mit dem Auto des getöteten Ehepaarsversucht zu fliehen. Sie kamen aber nicht weit. Die Polizei konntesie zum Aufgeben und zur Freilassung des Mädchens bewegen. Zu denAussagen der Geisel, die von den Ermittlern ebenfalls schon befragtwurde, wollte Pick keine Angaben machen.
In der Region sitzt der Schock tief. Niemandem ist die Taterklärlich. Schuldirektor Stern beschrieb die beiden als «ganznormale, unauffällige Schüler». Die Lehrer der Schule sprachen amMontag mit den Schülern über das schreckliche Geschehen. Psychologenund ein Pfarrer unterstützten die Betreuung.
Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) reagierte entsetzt aufdas Geschehen. «Den Angehörigen der Opfer dieser Bluttat spreche ichmein tief empfundenes Mitgefühl aus», sagte er am Montag in Schwerin.«Es ist für mich unerklärlich, zu welch unglaublicher Gewalt diebeiden Schüler in der Lage waren.»
Ihre Fassungslosigkeit drückten auch Freunde, Kollegen undBekannte der Eltern der beiden 17-Jährigen aus. «Wir kennen ihreKinder als freundlich, hilfsbereit, ausgleichend und/oder haben sieals Freunde unserer Kinder immer gerne gesehen», schrieben sie ineiner am Montag veröffentlichten Erklärung.

