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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Sammler richtet ein Museum für DDR-Comics ein

24.03.2004, 08:02
Der Neubrandenburger Thomas Möller präsentiert im Oktober 2003 im Bernburger Schloss-Museum die beiden Erstausgaben der Mosaik-Reihen "Die Digedags" (1955, r.) und deren Nachfolger "Die Abrafaxe" aus dem Jahre 1976. Möller hatte schon als Kind mit dem Sammeln von Bildergeschichten aus DDR-Zeitschriften wie Mosaik, Atze oder Frösi begonnen. In seinem Fundus befinden sich 7000 Exemplare. Nun will er in Neubrandenburg ein DDR-Comic-Museum einrichten, das frühestens in diesem Sommer öffnet. (Foto: dpa)
Der Neubrandenburger Thomas Möller präsentiert im Oktober 2003 im Bernburger Schloss-Museum die beiden Erstausgaben der Mosaik-Reihen "Die Digedags" (1955, r.) und deren Nachfolger "Die Abrafaxe" aus dem Jahre 1976. Möller hatte schon als Kind mit dem Sammeln von Bildergeschichten aus DDR-Zeitschriften wie Mosaik, Atze oder Frösi begonnen. In seinem Fundus befinden sich 7000 Exemplare. Nun will er in Neubrandenburg ein DDR-Comic-Museum einrichten, das frühestens in diesem Sommer öffnet. (Foto: dpa) ZB

Neubrandenburg/dpa. - Califax, Abrax und Brabax ziehen noch immer im «Mosaik» durch die Welt. Die Abenteuer der Mäuse Fix und Fax in der «Atze» hingegen sind längst vorbei. Doch schon bald könnte es für Comic-Fans ein Wiedersehen mit ihren ostdeutschen Lieblingen geben. In Neubrandenburg will ein Sammler ein DDR-Comic-Museum einrichten. Frühestens diesen Sommer soll es öffnen. Das Material für die bunte Sammlung lagert derzeit noch in einem Privatkeller in der mecklenburgischen Stadt. Thomas Möller, Versicherungsvertreter und Vorsitzender des örtlichen Comic-Clubs, hat 7000 Exponate gesammelt.

«Comics aus der DDR sind ein Stück Kulturgeschichte. Wir sind mit ihnen groß geworden», meint der 43-Jährige. Als Elfjähriger kaufte er sich das erste Mal ein Exemplar des «Mosaik». Das einzige DDR-Comic- Heft war 1955 als Alternative zu Bildergeschichten aus Westdeutschland gestartet. Mit der beginnenden Eigenproduktion auf dem Comic-Sektor gingen in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre in der DDR verschärfte Strafgesetze für Besitz und Verbreitung von Westcomics einher. Die DDR-Regierung bezeichnete diese als «Schund- und Schmutzliteratur»; Sprechblasen galten als eindeutiges Merkmal minderwertiger West-Comics.

Das DDR-Comic-Heft war am Kiosk stets Mangelware. «Ich habe die Postfrau so lange genervt, bis ich ein Abonnement bekam», berichtet Möller stolz. Die Abenteuer der damaligen Helden Dig, Dag und Digedag erlangten in der DDR schnell Kultstatus - und waren Bückware. Mit den Nachfolgern der «Digedags», den «Abrafaxen», überlebte die Zeitschrift die Wende und schaffte den Sprung in die Marktwirtschaft. Im vergangenen Jahr wurde das Mosaik etwa genauso oft verkauft wie die Simpson-Comics.

Comicfreunde wurden zu DDR-Zeiten auch auf Seiten verschiedener Zeitschriften fündig, etwa in «Bummi» und «Frösi», im «Magazin», in der «NBI» und der «Wochenpost». Der längste durchgehende Comic-Strip der DDR war in der «Atze» zu finden: Dort tummelten sich die berühmtesten Mäuse der DDR, Fix und Fax. In Möllers Keller lagern Fix und Fax als Handpuppen zwischen Kartons, Tüten und Ordnern, die prall gefüllt sind mit Zeitschriften, Büchern, Plüsch-Comicfiguren, Filmen und Original-Zeichnungen. Mehrere ostdeutsche Comic-Zeichner haben dem Neubrandenburger Sammler einige ihrer Werke im Original geschenkt.

«Jeder braucht ein Hobby. Der eine geht golfen, ich sammle Comics», berichtet Möller, der die Bildergeschichten von heute inhaltlich zu flach findet. «Die DDR-Comics sollten Geschichtswissen vermitteln und die Jugend mit sozialistischen Tugenden vertraut machen - etwa Tapferkeit, Fleiß und Mut», sagt der Neubrandenburger, der in seiner Heimatstadt vor zehn Jahren einen Comic-Club gründete und auch außerhalb der Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns regelmäßig Ausstellungen mit seinen Exponaten organisiert.

Sein nächstes Ziel: Ein Museum in einem der kleinen romantischen Häuser in der Neubrandenburger Stadtmauer, einem Wiekhaus. «Es ist zu schade, alles im Keller liegen zu lassen.» Derzeit füllt der Comic-Freak Förderanträge aus und schreibt potenzielle Sponsoren an. Mit dem Oberbürgermeister der Stadt hat er auch über das Vorhaben gesprochen. «Grundsätzlich sind wir willens, die Comic-Ausstellung in Neubrandenburg zu haben», sagt Stadtsprecher Rainer Nuklies. Als Alternative zu den Wiekhäusern schlägt die Stadtverwaltung dem Sammler die Regionalbibliothek vor. Comics seien ja ein Teil der Kinderliteratur, meint Nuklies.

Der Berliner Cartoonist und Sammler Achim Purwin zeigt im Bernburger Schloss-Museum die Figuren der Comic-Helden "Die Abrafaxe". Im Mittelpunkt von Purwins Ausstellung stand die Geschichte der Comics in der DDR. Die knapp 2000 Exponate waren vom 17. Oktober bis zum 30. November 2003 in Bernburg zu sehen. (Archivfoto: dpa)
Der Berliner Cartoonist und Sammler Achim Purwin zeigt im Bernburger Schloss-Museum die Figuren der Comic-Helden "Die Abrafaxe". Im Mittelpunkt von Purwins Ausstellung stand die Geschichte der Comics in der DDR. Die knapp 2000 Exponate waren vom 17. Oktober bis zum 30. November 2003 in Bernburg zu sehen. (Archivfoto: dpa)
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