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Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern: Neues Heim für Seelachse, Lippfische, Aale und Knurrhähne

Von Martina Rathke 16.10.2007, 15:21
Der Mitarbeiter Jasper Friedrichs im Ozeaneum Stralsund beobachtet die Lippfische und Klippenbarsche in den Quarantänebecken des Stralsunder Ozeaneums. Rund 3.000 Nordmeerfische haben am Dienstag den Transport aus Norwegen gut überstanden. (Foto: dpa)
Der Mitarbeiter Jasper Friedrichs im Ozeaneum Stralsund beobachtet die Lippfische und Klippenbarsche in den Quarantänebecken des Stralsunder Ozeaneums. Rund 3.000 Nordmeerfische haben am Dienstag den Transport aus Norwegen gut überstanden. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Alesund/Stralsund/dpa. - Die Strapazen ihrer mehr als 1500Kilometer langen Reise scheinen die rund 3000 Nordmeerfische amDienstag gut überstanden zu haben. Unmittelbar nachdem die Seelachse, Lippfische, Aale und Knurrhähne aus den gekühlten Transporttanks in die Quarantänebecken des Stralsunder Ozeaneums umgesiedelt wurden, gingen die ersten bereits auf Erkundungstour in ihrem neuen Zuhause.Statt in den Tiefen des Europäischen Nordmeeres, einem Gewässer vorder norwegischen Küste, werden die Fische ihr weiteres Leben in denKaltwasseraquarien des Ozeaneums verbringen.

Sie sind die ersten Bewohner des rund 50 Millionen Euro teurenKomplexes des Deutschen Meeresmuseums, der im Frühjahr 2008 öffnensoll. Besucher können dann entlang von rund 40 Großaquarien aufUnterwasserreise von der Ostsee bis in die Polargebiete gehen undeinen Einblick in die Kaltwassermeere erhalten. So sollen in einemriesigen Becken Raubfische wie Dorsche und Haie Schwärmen vontausenden Heringen und Makrelen hinterherjagen. In anderenSchaubecken werden sich Pinguine, Störe, Hummer oder Seeteufeltummeln. Mit lebensgroßen Präparaten von Walen undRiesentintenfischen will das Ozeaneum zudem die Welt der Tiefsee indas Museum holen. Ausstellungen informieren über den LebensraumOstsee sowie die Meeresforschung, -nutzung und -gefährdung, wieMeeresmuseumsdirektor Harald Benke berichtet.

Vor einer Woche machten sich Meeresbiologen mit AquarienleiterinNicole Kube an der Spitze auf den Weg zu ihrer ersten Fangreise nachNorwegen. «Es gibt kaum Händler von Fischen für Kaltwasseraquarien»,begründet die 31-Jährige die Reise in den Norden. Zudem könne mannicht einfach Fischer mit dem Fang beauftragen, da bei denMuseumsfischen ganz besonders schonende Fangmethoden nötig seien,erklärt die Expertin am Telefon in Norwegen. Zusammen mit Kollegenvom Kaltwasseraquarium in dem rund 250 Kilometer nördlich von Bergengelegenen Alesund gingen die Forscher mit Netzen auf Tauchtour,setzten Reusen oder hielten besonders präparierte Angeln ins Wasser.«Die Fische dürfen möglichst nicht angefasst werden. Jede Berührungmit der Hand verursacht kleinste Verletzungen», erklärt die Fachfrau.

Neben kapitalen Seelachsen konnten die Forschungstaucher mehreretausende Lippfische sowie Klippenbarsche, Seequappen und Seeskorpioneeinsammeln. Auf einen Fang ist Kube ganz besonders stolz: Ein rund 40Zentimeter großer Seeteufel, der relativ selten gefangen wird und dernormalerweise in Tiefen von 20 bis 1000 Metern lebt, ging denForschern ins Netz. Ein Urlaubstrip sei die Reise keinesfalls,versichert Nicole Kube. Die Tagestemperaturen liegen teilweise nahedem Gefrierpunkt, die Wassertemperatur beträgt rund 14 Grad.

In einem speziell umgerüsteten Kühltransporter, dessen Luft unddamit die gut 10 000 Liter Wasser in den acht Transportbehältern aufNordmeer-Temperatur herabgekühlt wurde, gingen die Tiere am Montag inAlesund auf Reisen. Luftpumpen versorgten die Fische während derlangen Autofahrt mit Sauerstoff. Im Ozeaneum sind die fünfQuarantänebecken für die Flossentiere mit der Temperatur und einemSalzgehalt von 3,5 Prozent den Verhältnissen im Nordmeer angepasstworden, berichtet Aquarienmitarbeiter Rolf Wilsch. «Tiere verzeihenkeinen Fehler», sagt er.

Die Forscher selbst bleiben noch eine weitere Woche in Norwegen.Unter anderem widmen sie sich jetzt dem Einsammeln von Wirbellosenwie Seeanemonen, Seesternen und Seeigeln. Aus Aquakulturen wollen dieWissenschaftler zudem Dorsche, Lachse und Heilbutte besorgen. DieFangreise ins Nordmeer wird nicht die letzte sein. So fehlt denStralsunder Biologen immer noch ein mehrere tausend Fische großerHeringsschwarm. Die Tiere sollen mit Hilfe der Kollegen vom KielerLeibniz-Institut für Meereswissenschaften im Frühjahr im Nord-Ostsee-Kanal gefangen werden.