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Mallorca Mallorca: Polizei stoppt Hannovers Rocker-Chef

Von Thomas Kröter 26.07.2013, 17:43
Der „Hannoverschen Allgemeinen“ hatte Frank Hanebuth kürzlich erklärt, er stehe auf Mallorca in Verhandlungen, „einen mittleren Gastronomiebetrieb zu übernehmen“.
Der „Hannoverschen Allgemeinen“ hatte Frank Hanebuth kürzlich erklärt, er stehe auf Mallorca in Verhandlungen, „einen mittleren Gastronomiebetrieb zu übernehmen“. dpa Lizenz

Berlin/MZ - So sieht einer aus, dem man auch im Hellen ungern begegnet: Fast zwei Meter groß, an die 140 durchtrainierte Kilo schwer, tätowierte Unterarme - Frank Hanebuth (49). Lange war er der ungekrönte König des Rotlichtviertels in Hannover. Nun ist er verhaftet worden. Dem Versuch, seinen Wirkungskreis von Hannover nach Mallorca zu verlagern, hat die spanische Polizei mit einer international koordinierten Großaktion vorerst ein Ende bereitet.

„Operation Casablanca“

Die Operation trug den Namen „Casablanca“, wie die Stammkneipe, in der sich Hanebuth und seine Freunde des Öfteren trafen. 31 Wohnungen und Lokale sind durchsucht und mehr als 20 Männer sowie eine Frau festgenommen worden. Es wurden Autos, Waffen und Schmuck beschlagnahmt. Den Festgenommenen werden Zuhälterei, Nötigung, Betrug und Geldwäsche vorgeworfen. Angeblich wollten sie auf Mallorca eine Formel-I-Rennstrecke bauen und damit Erlöse aus illegalen Geschäften „waschen“. Innenminister Jorge Fernández Díaz sprach von einem „schweren Schlag“ gegen die Hells Angels. Die spanischen Sicherheitskräfte seien von Europol, der niederländischen und österreichischen Polizei unterstützt worden. Aus Deutschland waren Beamte mehrerer Landeskriminalämter beteiligt.

Er „vertraue der spanischen Justiz“, ließ Frank Hanebuth seinen spanischen Anwalt erklären. Da er sich nichts habe zuschulden kommen lassen, habe er auch nichts zu befürchten. Der „Hannoverschen Allgemeinen“ hatte er kürzlich erklärt, er stehe auf Mallorca in Verhandlungen, „einen mittleren Gastronomiebetrieb zu übernehmen“. Hanebuth (Spitzname: „der Lange“) ist eine der schillerndsten Figuren im deutschen Rocker- und Rotlichtmilieu. Um die Jahrtausendwende verdrängte er dort rivalisierenden Banden von Albanern, Russen und Türken. 2010 hatte der „Präsident“ der Hells Angels in Hannover einen „Friedensvertrag“ mit den „Bandidos“ ausgehandelt, der nicht lange Bestand hatte. Mehrere Jahre hielt seine „Befriedung“ des Rotlichtmilieus der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Kontakt zur „Hannover-Connection“

Durch seinen Rechtsanwalt Götz-Werner von Fromberg, der ihn als „Ordnungsfaktor“ bezeichnet, bekam er auch Kontakt zur informellen „Hannover-Connection“ um den Finanzmagnaten Carsten Maschmeyer. Ein führender Polizist der Stadt wurde 2011 seines Amts enthoben, weil er in der Kneipe „Sansibar“ im Einflussgebiet Hanebuths gefeiert hatte. Kurz darauf kündige „der Lange“ an, sich aus dem Viertel zurück zu ziehen.

Im Mai 2012 wurde sein Haus in Hannover durch die GSG 9 gestürmt. Der Vorwurf, er habe den Mord an einem Rocker in Auftrag gegeben, konnte nicht erhärtet worden. Hanebuth ist Vorbild für eine Figur in einem ARD-„Tatort“ , der im Zuhältermilieu von Hannover spielte.