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Mallorca Mallorca: Polizei stoppt Amokläufer

Von Ralph Schulze 04.10.2012, 20:11

Madrid/MZ. - "Wisst ihr, was ich am meisten hasse? Die Gesellschaft!", hatte der 21-jährige Spanier in sein Tagebuch geschrieben. Auch seine Attentatspläne hatte er gewissenhaft notiert, mit denen er sich an der von ihm verabscheuten Welt rächen wollte. Mit mehreren Rohrbomben plante er, ein Blutbad an der Universität der Balearen in Palma de Mallorca zu anzurichten.

Bevor es soweit kam, nahm die Polizei den Beinahe-Amokläufer fest. Man habe ein "Massaker" verhindern und "viele Leben" retten könne, sagte am Donnerstag Spaniens Innenminister Jorge Fernandez Diaz.

Etwa fünf Monate lang hatten die Ermittler den verkrachten Studenten bereits observiert. Er hatte zunächst ein Studium der Elektrotechnik begonnen, es lief aber nicht gut: Er hatte Probleme mit den Professoren, mit den Kommilitonen, er brach das Studium ab. Von da an fiel er durch Hasstiraden auf, die er im Internet platzierte. Mit wüsten Drohungen gegen Gott und die Welt sowie gegen die Uni. Gleichzeitig mit bewundernden Worten für zwei 15 und 18 Jahre alte Amokläufer, die am 20. April 1999 an der Columbine-Highschool im US-Bundesstaat Colorado mit Feuerwaffen zwölf Schüler und einen Lehrer töteten und weitere 23 Menschen verletzten. Anschließend brachten sich die Columbine-Attentäter, zwei Schüler, selbst um. Es war das bis dahin folgenschwerste Schulmassaker in den USA.

Der nun verhaftete spanische Ex-Student ahmte sogar den Kleidungsstil seiner amerikanischen Vorbilder nach und offenbarte sich als ein Fan derselben Musikgruppen. Zudem hielt er in seinem Tagebuch fest, dass er die Möglichkeit in Kauf nehme, wie seine amerikanischen Vorbilder bei dem geplanten Massaker ums Leben zu kommen oder sich anschließend selbst zu töten. Auch er versuchte, sich Waffen zu besorgen. Als ihm dies nicht gelang, bestellte er über das Internet Chemikalien, um Bomben zu bauen. Ebenfalls Rohre, in denen der Sprengstoff platziert werden sollte. Als die Materialien bei ihm zu Hause eintrafen, griff die Polizei zu. Insgesamt 140 Kilogramm Bombenmaterialien wurden nun bei ihm sichergestellt. Das wäre genug gewesen, um Teile der Universität in Palma, an der derzeit mehr als 15 000 Studenten eingeschrieben sind, in Schutt und Asche zu legen.

In seinem Tagebuch schrieb der Ex-Student "über seinen Hass auf die Gesellschaft, besonders auf die Studenten der Universität". Und auch "über seine Entscheidung, an strategischen Orten auf dem Uni-Gelände Splitterbomben zu platzieren", berichteten die Fahnder.

Der festgenommene Beinahe-Attentäter sei "sozial isoliert" gewesen, berichteten die Ermittler am Donnerstag, und er habe das Attentat offenbar alleine ausführen wollen.