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Luftverkehr Luftverkehr: Vater der «fliegenden Riesen» machte 178 Erfindungen

Von Karl Morgenstern 02.02.2009, 07:01
Das Bodenpersonal der Luftfahrtgesellschaft Lufthansa steht auf dem Gelände des Flughafens Frankfurt-Rebstock vor einer Junkers G 38 «Hindenburg». (FOTO: DPA)
Das Bodenpersonal der Luftfahrtgesellschaft Lufthansa steht auf dem Gelände des Flughafens Frankfurt-Rebstock vor einer Junkers G 38 «Hindenburg». (FOTO: DPA) dpa

Hamburg/dpa. - Sein größter Wurf aber wurdedie noch heute fliegende dreimotorige Ju 52: Vor 150 Jahren - am 3.Februar 1859 - wurde im nordrhein-westfälischen Rheydt Hugo Junkersgeboren.

Unter Federführung von Ernst Zindel entwickelte Junkers 1929 und1930 die anfangs noch einmotorige Ju 52. Sie wurde nicht nur zumStandardflugzeug der Lufthansa, sondern gilt als das erfolgreichsteVerkehrsflugzeug der 30er Jahre überhaupt. Einschließlich allerLizenzfertigungen in Spanien, Ungarn und Frankreich wurden weit mehrals 4000 Maschinen des Typs gebaut. Als seinen genialsten Entwurfsehen Experten jedoch sicherlich die mit vier 750 PS starken Junkers-Jumo-204-Dieselmotoren ausgerüstete G 38. Sie hob am 6. November 1929zum Jungfernflug ab. Mit 44 Metern Spannweite und 23,20 Metern Längewar die G 38 seinerzeit das größte und bequemste Verkehrsflugzeug derWelt und für 34 Passagiere konzipiert. Erstmals sprach man von einem«fliegenden Riesen».

Berühmt wurde auch der schon 1919 gebaute freitragende TiefdeckerF 13. Das aus Duraluminium gebaute Ganzmetallflugzeug entstand unterder Regie des Junkers-Konstrukteurs Otto Reuter. Es gilt bis heuteals Vorfahre aller Verkehrsflugzeuge. Wellblech wurde zumMarkenzeichen des Konstrukteurs Junkers - in der Fachwelt galt derSlogan: «Der Mann, der Wellblech fliegen ließ.» Zeitweilig wurden 70Prozent des Luftverkehrs der frühen 20er Jahre in Europa mit der F 13für zwei Piloten und vier Passagiere bewältigt - dabei saßen diePiloten noch im Freien.

Junkers war mehr als «nur» ein Flugzeugbauer. 1897 wurde der Sohneines rheinischen Textilfabrikanten Professor für Wärmetechnik an derTechnischen Hochschule Aachen. 1913 gründete er in Magdeburg eineeigene Motorenfabrik, die in späteren Jahren die halbe Weltbelieferte. Die Metallbauweise für Flugzeuge wandte Junkers auch fürHäuser und Möbel an. 1921 rief er die Firma «Junkers Lamellenbau» insLeben. Er war Philanthrop, Kunst- und Theaterfreund. Viele Liberaleder Weimarer Republik zählten zu seinen Freunden. Enge Verbindungenhatte er zu Bauhaus-Gründer Walter Gropius. 1925 war das Bauhaus vonWeimar nach Dessau umgezogen. Viele dort entworfene Stahlmöbel wurdendamals bei Junkers gebaut. 1932 wurde die Firma Junkers & Co in dieRobert Bosch GmbH eingegliedert. Aber noch heute prangt der Name aufThermen, Heizungen und Wärmepumpen.

Noch kurz vor seinem Tode an seinem 76. Geburtstag am 3. Februar1935 wurde Junkers von den Nazis enteignet. Er war ihnen immer zuliberal und pazifistisch gewesen. Seine Ju 52 wurde von denMachthabern mit Hilfe der «Legion Condor» im Spanischen Bürgerkriegund später auch in den 40er Jahren als Kriegsinstrument missbraucht.Dabei waren Junkers und seine Mitarbeiter ausschließlich von einerVerwendung im zivilen Luftverkehr ausgegangen. «Wir hatten beiJunkers bei der Entwicklung der Ju 52 ja auch keinen Augenblick aneine militärische Verwendung gedacht», schrieb sein Freund undKonstrukteur Zindel damals.

Verbittert, drangsaliert, enteignet und abgeschieden hatte Junkersseinen Lebensabend verbringen müssen. Dennoch würdigten dieNationalsozialisten ihn noch mit einem Staatsbegräbnis - einZugeständnis an seine ungebrochene Popularität in Deutschland. Dieheuchlerische Zeremonie am 9. Februar 1935 auf dem MünchnerWaldfriedhof entlarvte ein junger Mann aus Dessau, der Stadt dergrößten Erfolge Hugo Junkers. Im Namen der Arbeitslosen legte ereinen Kranz nieder: Es war ein Dornenkranz mit drei Rosen.

Der am 3. Februar 1859 in Rheydt geborene und am 3. Februar 1935 in Gauting verstorbene deutsche Luftfahrtpionier und Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers. (FOTO: DPA)
Der am 3. Februar 1859 in Rheydt geborene und am 3. Februar 1935 in Gauting verstorbene deutsche Luftfahrtpionier und Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers. (FOTO: DPA)
dpa