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Loren wird 80 Loren wird 80: Sophia die Schöne

Von Antonie Städter 20.09.2014, 11:46
Sophia Loren als Natascha im Charles-Chaplin-Film „Die Gräfin von Hongkong“ aus dem Jahr 1967, der erst vor wenigen Wochen noch einmal im Nachtprogramm der ARD lief.
Sophia Loren als Natascha im Charles-Chaplin-Film „Die Gräfin von Hongkong“ aus dem Jahr 1967, der erst vor wenigen Wochen noch einmal im Nachtprogramm der ARD lief. ard degeto Lizenz

Halle (Saale) - Sie ist die Frau mit den Kurven. Mit dem sinnlichen Hüftschwung, der Wespentaille und einem Dekolleté, das Italien, Hollywood, ja die ganze Welt verzückte - und verzückt. „La Figura“ spielt gern mit ihrem Ruf der Verführerin, den sie nie loswerden wollte. Eine lebende Filmlegende, älter geworden, aber weiter strahlend - und kein bisschen angegraut. Eine, die mit Anfang 70 noch in erotischer Pose für den Pirelli-Kalender Modell gestanden hat (und dafür gefeiert wurde) und in der Öffentlichkeit bevorzugt als große Diva auftritt - gerne in Rot. Sophia Loren, „La Loren“, ist in all den Jahren irgendwie dieselbe geblieben. An diesem Sonnabend wird die Schauspielerin 80. Man glaubt es kaum.

Sophia Loren kommt am 20. September 1934 als Sofia Villani Scicolone in ärmlichen Verhältnissen zur Welt. Der Vater verlässt die Familie nach der Geburt ihrer jüngeren Schwester Anna Maria.

Bald nachdem sie von Produzent Carlo Ponti entdeckt wurde, hatte sie erste Erfolge als Schauspielerin. Sie steht mit Größen wie Cary Grant, Clark Gable, Marlon Brando oder Richard Burton vor der Kamera. Zu ihren bekanntesten Werken gehören „Gestern, heute, morgen“ (1963), „Hochzeit auf Italienisch“ (1964) und „Pret-a-Porter“ (1994). Für ihre Rolle in der italienischen Produktion „Und dennoch leben sie“ (1962) bekommt sie einen Oscar. 1991, nach mehr als 100 Filmen, erhält sie - noch nicht einmal 60 - einen „Ehren-Oscar“ für ihr Lebenswerk.

Heute hat die Schauspielerin Wohnsitze in der Schweiz, Rom, Paris und Kalifornien. Allerdings bekennt sich Sophia Loren immer wieder zu ihren Wurzeln in Neapel.

Doch die Italienerin blieb nicht nur die Frau mit den Kurven. Sophia Loren, die ihre Filmkarriere in den 50ern startet und wenige Jahre später nach Hollywood geht, wird für ihre Arbeit bald darauf nicht nur gefeiert, sondern auch geachtet. Anfang der 60er Jahre erhält sie den Oscar als beste Hauptdarstellerin in dem Melodram „Und dennoch leben sie“. Ein Film über die Schrecken des Zweiten Weltkrieges, den auch die Neapolitanerin miterleben musste.

Der Weg zur Filmdiva scheint zunächst nicht geebnet, als Sofia Villani Scicolone 1934 als uneheliches Kind in Rom zur Welt kommt. Die Kindheit in Pozzuoli, einem Vorort von Neapel, ist nicht leicht, es sind ärmliche Verhältnisse, in denen sie aufwächst. Sicher sind es diese Umstände, die sie zu der bodenständigen Frau werden lassen, die sie im Grunde geblieben ist. Oder, wie sie einmal sagte: „Als ich geboren wurde, genoss ich zwei entscheidende Vorteile: Ich kam mit Verstand und in sehr bescheidenen Verhältnissen zur Welt.“

„In cucina con amore“

So gibt es eben noch diese andere Seite der Loren, die nur auf den ersten Blick nicht so recht zur Rolle des Sexsymbols zu passen scheint - und sie genau deshalb so unverwechselbar macht. Die Filmdiva ist auch, und dafür lieben die Italiener sie, „La Mamma“, der Inbegriff der typisch italienischen Mama, die sich mit Leidenschaft den kulinarischen Freuden ihrer Heimat widmet. Und so erzählt neben ihren soeben erschienenen Memoiren („Mein Leben“) noch ein anderes Werk viel über sie: eine Neuauflage ihres vor mehr als vierzig Jahren veröffentlichten Kochbuchs „In cucina con amore“, zu deutsch: Mit Liebe kochen.

Darin stellt die begeisterte Hobbyköchin ihre Lieblingsgerichte vor, die meisten stammen aus ihrer Heimat, einige hat sie von ihren Reisen mitgebracht. Auf dem Cover rollt die Loren lächelnd einen Pastateig aus, selbst da umgibt sie eine glamouröse Aura. Natürlich, Pasta. Spaghetti und andere Nudeln mit allerlei Saucen-Varianten sind selbstverständlich reichlich im Buch vertreten. Schließlich prägte die Schauspielerin den viel zitierten Satz „Alles, was Sie sehen, verdanke ich Spaghetti.“ Und der Liebe, wie sie anfügte.

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Das Buch entstand 1968, als sie mit ihrem Sohn Carlo, heute ein Dirigent, schwanger war und die Ärzte ihr jegliche Anstrengung verboten hatten, wie sie darin schreibt. Damals begann die Mittdreißigerin - zur Ablenkung - mit dem Kochen. Und schrieb die Rezepte auf. 1971 wird das Buch erstmals veröffentlicht. „Es bedeutet mir mehr als jeder gelungene Film, weil es mir in diesen bangen Tagen vor der Geburt meines Sohnes Carlo junior das größte Glück meines Lebens bescherte“, schrieb sie. Mehrere Fehlgeburten hatte die Filmgröße, die sich mit ihrem Mann so sehnlich Familienzuwachs wünschte, damals schon hinter sich. Ihre Hommage an die italienische Küche ist nicht nur wegen der knapp 250 Rezepte ein Lesegenuss. Köstlich sind auch die vielen Originalfotos von damals, die sie beim Kochen zeigen: die Loren Pastateig knetend, ein Risotto servierend oder mit Schlagjeans und einem Stück Fleisch am Grill. Fein garniert mit Anekdoten, etwa über Marcello Mastroianni, mit dem sie oft das Film-Traumpaar gab. Er sei ein leidenschaftlicher Fan von Bohnensuppe mit Schweineschwarte, wie sie in Rom gegessen wird, heißt es da: „Das Gericht wirkte auf ihn wie die Flöte auf die Schlange.“

Eine der großen Filmdiven

Der Leser kann zudem etwa einen Hummercocktail, „eine der einfachsten Köstlichkeiten der amerikanischen Küche“, zubereiten, wie ihn die Loren Mitte der 50er in Madrid mit Cary Grant genoss. Oder alte Rezepte ihrer Familie ausprobieren, die sie gesammelt hat. Dazwischen streut sie kleine Exkurse, wie ihre „acht goldenen Regeln für die Zubereitung von Pastagerichten“ oder einen Text, in dem sie sich über das Rauchen bei Tisch echauffiert.

Mit welch Köstlichkeiten Sophia Loren nun ihren runden Geburtstag feiert, ist nicht bekannt. Doch sie wird in Mexiko sein, wie man hört. Die Schauspielerin, die zuletzt in einem Film ihres zweiten Sohnes Edoardo Ponti auf der Leinwand zu sehen war, ist dort, um eine Ausstellung über ihr Leben und Werk zu eröffnen. Dass sie zu einer der großen Filmdiven des 20. Jahrhunderts wurde - in einer Generation mit Brigitte Bardot, Jayne Mansfield, Claudia Cardinale und ihrer Rivalin Gina Lollobrigida - ist zunächst ihrer ehrgeizigen Mutter zu verdanken, von der Sophia als Teenager zu Schönheitswettbewerben geschickt wurde. Und einem 22 Jahre älteren Mann, der die 16-Jährige bei der Wahl zur „Miss Rom“ entdeckte und zum Mann ihres Lebens wurde: Filmproduzent Carlo Ponti, ihr wichtigster Förderer und späterer Ehemann. Bis zu seinem Tod 2007 blieben beide zusammen.

Die Bardot übrigens feiert kommendes Wochenende ihren 80. Geburtstag. Sie hat dem Film jedoch längst abgeschworen, sich auf Tierschutz verlegt. Ein ganz anderer Weg, als ihn Sophia Loren wählte. (mz)

Kochbuch von Sophia Loren: „In cucina con amore“, Gräfe und Unzer Verlag, 267 Seiten, 24,90 Euro

Sophia Loren bei einer Pressekonferenz im Mai 2014.
Sophia Loren bei einer Pressekonferenz im Mai 2014.
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Das Kochbuch der Loren
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