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Adventszeit ist Spendenzeit Licht und Schatten bei Spendenbereitschaft in Thüringen

Die Adventszeit ist für viele gemeinnützige Organisationen die wichtigste Spendenzeit des Jahres. Spender sollten prüfen, an wen ihr Geld gehen soll, damit es auch sinnvoll eingesetzt wird.

Von dpa 13.12.2025, 06:00
Für Sozialverbände wie die Caritas ist die Adventszeit wichtigste Zeit des Jahres für Spenden. (Symbolbild).
Für Sozialverbände wie die Caritas ist die Adventszeit wichtigste Zeit des Jahres für Spenden. (Symbolbild). Martin Schutt/dpa

Erfurt - Adventszeit ist Spendenzeit - auch in diesem Jahr nutzen viele Menschen im Freistaat die Vorweihnachtszeit für eine gute Tat. „Wir stellen immer wieder fest, dass Menschen etwas tun wollen, um Notlagen zu lindern und Menschen zu helfen“, sagte Andreas Hesse, Leiter der Spendenprogramme der Diakonie Mitteldeutschland, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Demnach ist die Adventszeit weiter die wichtigste Spendenzeit. Je nach Einrichtung gingen in der Zeit bis zu zwei Drittel der Jahresspenden ein.

Nach einer Hochrechnung des deutschen Spendenrates dürfte das Gesamtvolumen der Spenden in Deutschland in diesem Jahr voraussichtlich rund 14 Prozent niedriger ausfallen als im Vorjahr. Dabei gibt es Unterschiede. In der Diakonie Mitteldeutschland zeichnen sich Hesse zufolge steigende Spendeneinnahmen ab. Sowohl die Spenderzahl als auch die Summe der Einnahmen wachse seit Jahren. Einzelzahlen für Thüringen lägen nicht vor. 

Erfahrungen der Verbände

Bei der Caritas im Bistum Erfurt ist sowohl bei der Spenderzahl als auch bei der Spendenhöhe ein Rückgang zu verzeichnen, wie Sprecher Felix Kalbe sagte. Bei der Bürgerstiftung Jena Saale-Holzland hat sich das Spendenniveau der Vorstandsvorsitzenden Barbara Albrethsen-Keck zufolge nach einem Hoch zu Beginn des Ukrainekrieges wieder auf dem Niveau der Vorjahre eingependelt.

Die Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena sieht ebenfalls eine gute Spendenbereitschaft, allerdings habe sich der Spendenzeitraum hier verschoben: Anstatt wie früher im November beginne die heiße Spendenphase erst im Dezember und dauere bis in die ersten Januarwochen. Ein Fazit könne daher noch nicht gezogen werden, sagte Vorstandsmitglied Katrin Mohrholz.

Spender werden vorsichtiger

„Insgesamt ist das Spenderverhalten deutlich vorsichtiger geworden“, heißt es bei der Caritas. Spendenhöhen im mittleren Bereich zwischen 50 und 150 Euro seien rückläufig, dafür gebe es vermehrt Kleinstspenden oder größere Zuwendungen von über 500 Euro. 

Auch die demografische Entwicklung mache sich zunehmend bemerkbar: Es komme immer wieder vor, dass ältere Spender sich abmeldeten, weil sie sich Spenden nicht mehr leisten könnten. Andere seien in Pflegeeinrichtungen gezogen oder verstorben. 

Die Bürgerstiftung Jena sieht einen Trend weg von dauerhaften Spenden hin zu einmaligen - aber dann oft größeren - Spenden. Gerade für Einrichtungen wie die Elterninitiative sei dieser Trend nicht unproblematisch, so Mohrholz. Da die Arbeit weniger projektbezogen, sondern dauerhaft angelegt sei, seien dauerhafte und nachhaltige Spenden besonders wichtig. Bisher reichten die Zuwendungen aber immer aus, um die Kosten zu decken.

Auch wertvoll: Ehrenamtler spenden Zeit

Am hilfreichsten seien nach wie vor Geldspenden, hieß es übereinstimmend. Immer wichtiger würden aber auch die sogenannten Zeitspenden, bei denen Firmen oder Privatpersonen sich für einen bestimmten Zeitraum ehrenamtlich zur Verfügung stellten. Bei der Elterninitiative krebskranker Kinder ist dieses Konzept so gefragt, dass aktuell alle Stellen besetzt seien, wie es hieß.

Sachspenden spielen etwa bei der Caritas eine wichtige Rolle, so Kalbe. Hier sollte aber unbedingt vorher abgeklärt werden, was gespendet werden soll und ob es gebraucht werde. Zudem müsse alles in einem tadellosen Zustand sein. Sonst könne eine gut gemeinte Spende aufgrund der Kosten für die Entsorgung schnell zur Belastung werden.

Seriosität der Empfänger prüfen

Doch wie lässt sich überhaupt sicherstellen, dass Spenden an der gewünschten Stelle ankommen? Grundsätzlich sollte man bei jeder Spende genau hinschauen, an wen das Geld gehe und ob man der jeweiligen Organisation vertraue, hieß es. Bei überregionalen Organisationen sei das an bestimmte Qualitätskriterien geknüpfte „Spendensiegel“ ein Kriterium für Seriosität. 

Auch Faktoren wie der Sitz der Empfängerbank oder die aktive Frage der Organisation nach einer Adresse für eine Spendenbescheinigung könnten Hinweise liefern. Eine Recherche im Internet oder der direkte Kontakt könnten ebenfalls helfen, ein Bild zu bekommen.

Aus Sicht der Bürgerstiftung Jena sind Spenden vor Ort die beste Wahl: Je direkter der Kontakt zu lokalen Vereinen sei, umso sicherer könnten Spender sein, dass ihre Zuwendung auch ankomme. 

Polizei warnt vor Trickbetrügern

Erst kürzlich hatte die Polizei Saalfeld vor einer neuen Betrugsmasche von vermeintlichen Spendensammlern gewarnt, die aktuell in Supermärkten auftritt. Beispielsweise in Sonneberg war bekanntgeworden, dass sich Trickbetrüger als Spendensammler für einen guten Zweck ausgeben und vortäuschen, behinderte oder taubstumme Kinder unterstützen zu wollen.

Besonders auffällig: Die Täter führen EC-Kartengeräte bei sich. Kunden, die eigentlich nur kleine Beträge von fünf bis zehn Euro spenden möchten, werden so am Ende um mehrere hundert Euro gebracht.