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Pflanzenschutz Landwirte fordern Mittel gegen Schilf-Glasflügelzikade

Dieses Jahr war für die Kartoffelbauern schwierig: Ein Überangebot hat die Preise verdorben. Gleichzeitig bereitet ein Schädling Kopfzerbrechen.

Von dpa 16.11.2025, 06:00
Die Schilf-Glasflügelzikade macht den Kartoffelbauern große Sorgen - ein regulär zugelassenes Mittel gegen den Schädling gibt es noch nicht in Deutschland. (Archivbild)
Die Schilf-Glasflügelzikade macht den Kartoffelbauern große Sorgen - ein regulär zugelassenes Mittel gegen den Schädling gibt es noch nicht in Deutschland. (Archivbild) Boris Roessler/dpa

Hannover - Schlechte Preise, Sorge vor einem Krankheitserreger - die Kartoffelbauern in Niedersachsen gehen eher ernüchtert in die Winterpause. Deutschlandweit wurden in diesem Jahr nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn 13,4 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Die Folge: Die Erzeugerpreise sind im Keller. 

Gleichzeitig sind die Landwirte besorgt, weil es mit der Schilf-Glasflügelzikade einen Schädling gebe, gegen den in Deutschland noch kein regulär zugelassenes Mittel verfügbar sei, sagt Silke Breustedt-Muschalla, Sprecherin des Landvolks Niedersachsen. 

Schlimmeres durch Notfallzulassungen verhindert 

Die aus Süd- und Südosteuropa stammende Zikadenart überträgt Krankheiten auf Zuckerrüben, aber auch auf Möhren und Kartoffeln, die dann nicht mehr gehandelt werden können. „Dieses Jahr wurde Schlimmeres durch Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln verhindert“, sagte die Landvolk-Sprecherin. Dabei handelt es sich um sogenannte Neonicotinoide, die allerdings als schädlich für Bienen und andere Insekten gelten. 

Eines dieser Mittel, das Teil der Notfallzulassung in der abgelaufenen Saison war, habe eine Zulassung zur Anwendung bei Kartoffeln. Um es auch in Deutschland regulär zulassen zu können, müsste der Anbieter zunächst einen entsprechenden Antrag stellen. „Ein solcher Antrag ist sehr umfangreich und wird intensiv geprüft“, sagte Breustedt-Muschalla. Das Verfahren dauere im Regelfall anderthalb bis zwei Jahre. Es könne aber auch sein, dass es mit Blick auf die Schilf-Glasflügelzikade ein beschleunigtes Verfahren gebe. 

Branche sieht Versorgungssicherheit gefährdet 

„Wir arbeiten in der gesamten Kartoffelkette mit Hochdruck an Lösungen, angefangen bei der Züchtung bis hin zu ackerbaulichen Fragen und dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“, sagt Sebastean Schwarz, Geschäftsführer der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) in Berlin. Allerdings seien kurzfristige Lösungen nicht in Sicht. 

Es gebe nur wenige Grundnahrungsmittel, mit denen sich Deutschland eigenständig versorgen könne. Dazu gehöre die Kartoffel, so Schwarz. Bei Speisekartoffeln erreiche Deutschland einen Selbstversorgungsgrad von knapp 100 Prozent. „Diese vorhandene Ernährungssicherheit sollte nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden; alle Anstrengungen sind notwendig, um der Praxis Lösungen anzubieten“, erklärt Schwarz.