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Landeslabor Berlin-Brandenburg Landeslabor: Rund jede achte Lebensmittelprobe mit Mängeln

In einigen Produkten steckt manchmal mehr (oder weniger) als draufsteht - vor allem bei Nahrungsergänzungsmittel ist das ein Problem, wie ein neuer Bericht zeigt. Dabei geht es auch um Viagra.

Von dpa 14.10.2025, 14:50
Nur ganz wenige Lebensmittel wurden als gesundheitsschädlich oder als nicht zum Verzehr geeignet bewertet.
Nur ganz wenige Lebensmittel wurden als gesundheitsschädlich oder als nicht zum Verzehr geeignet bewertet. Mia Bucher/dpa

Berlin - Im vergangenen Jahr hat das Landeslabor Berlin-Brandenburg in rund jeder achten Lebensmittelprobe (rund 12,4 Prozent) rechtlich relevante Mängel nachgewiesen. Insgesamt wurden für die beiden Bundesländer rund 27.570 Lebensmittelproben, einschließlich Wein und Weinerzeugnissen, untersucht, wie es im Jahresbericht für das Jahr 2024 heißt. Allerdings wurden nur ganz wenige Lebensmittel als gesundheitsschädlich (0,2 Prozent) oder als nicht zum Verzehr geeignet (knapp 1 Prozent) bewertet. 

Der größte Anteil der Beanstandungen geht auf Mängel oder Verstöße bei der Kennzeichnung und Aufmachung zurück, wie Landeslabordirektor Mike Neumann bei der Vorstellung der Ergebnisse erklärte. Es sei wichtig zu beachten, dass die Proben nicht repräsentativ für die Qualität aller Lebensmittel in Berlin und Brandenburg stehe. Denn: Lebensmittel mit einem höheren Risiko würden häufiger beprobt als andere.

Nahrungsergänzungsmittel besonders häufig mangelhaft

Überdurchschnittlich viele Mängel stellte das Landeslabor bei Nahrungsergänzungsmitteln fest. Bei gut der Hälfte der 399 untersuchten Proben stimmte etwas nicht, wie dem Bericht zu entnehmen ist. Eine Gefahr für die Lebensmittelsicherheit bestehe aber nicht, sagte Nils Niederland, Leiter des Fachbereichs Arzneimittel, Medizinprodukte und spezielle Lebensmittel. Nur bei einer Probe sei eine gesundheitsschädliche Wirkung festgestellt worden. 

Nahrungsergänzungsmittel gelten rechtlich als Lebensmittel und können daher ohne Zulassung auf den Markt gebracht werden.

Bei den Analysen des Landeslabors ging es bei den meisten Beanstandungen um Mängel bei der Kennzeichnung oder unzulässige gesundheitsbezogene Angaben. Hersteller versprächen auf der Verpackung zum Beispiel Leistungsstärke oder Vitalität ohne zu belegen, wie genau das Produkt dabei helfen solle, erklärte Niederland. Auch Irreführung sei ein Thema. Auf manchen Etiketten werde zum Beispiel damit geworben, dass das Produkt keine Konservierungsstoffe enthalte - dabei seien Konservierungsstoffe für derartige Nahrungsergänzungsmittel laut Gesetz ohnehin nicht erlaubt, erklärte Niederland.

Besondere Vorsicht bei Produkten aus dem Online-Handel

Ein weiteres Problem stellen dem Experten zufolge nicht deklarierte Substanzen, also gefälschte oder gepanschte Produkte dar. „Das sind überwiegend Proben, die aus dem Internet stammen.“ Ein Beispiel: In einer Paste zum Essen fanden die Wissenschaftler den Wirkstoff Sildenafil, besser bekannt als Viagra, der bei Erektionsstörungen genommen wird. Auf der Zutatenliste stand davon aber nichts, so Niederland.

Das Landeslabor untersucht neben Lebensmitteln auch Arzneimittel, Tabakprodukte, Kosmetika, Gewässer, Futtermittel oder Saatgut sowie zahlreiche Proben im Zusammenhang mit Tierseuchen. Im Jahr 2024 waren es insgesamt 677.052 Proben. In der Tierseuchendiagnostik wurden vergangenes Jahr rund 579.110 Proben analysiert. Dabei ging es zum Beispiel um die Afrikanische Schweinepest, das West-Nil-Virus oder die Blauzungenkrankheit.

5 Lebensmittelproben pro 1.000 Einwohner

Pro 1.000 Einwohner würden im Jahr rund 5 Lebensmittel untersucht, erklärte Neumann. Ausgewählt würden die Produkte von den amtlichen Lebensmittelüberwachungen in Berlin und Brandenburg. Für 80 Prozent der Produkte gelte ein bereits bekanntes oder vermutetes Risiko als Auswahlkriterium. Die üblichen 20 Prozent würden anlassbezogen ausgewählt, etwa wenn es wieder mehr Ehec-Fälle gebe. Bürgerinnen und Bürger können Proben nur auf indirektem Wege über die Lebensmittelüberwachungsämter beim Landeslabor einreichen.