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Bildung Land klettert bei Bildungsmonitor: Weiterhin Defizite

Ein wirtschaftsnaher Bildungsmonitor sieht Niedersachsen im Mittelfeld unter den Bundesländern. Das Bundesland hat sich im Ranking leicht verbessert.

Von dpa Aktualisiert: 30.08.2023, 17:11
Ein Schüler meldet sich, während die Lehrerin an die Tafel schreibt.
Ein Schüler meldet sich, während die Lehrerin an die Tafel schreibt. Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Hannover - Bei einem Bildungsmonitor hat sich Niedersachsen im bundesweiten Ranking leicht verbessert. Das Bundesland landete bei dem am Mittwoch veröffentlichten Bildungsmonitor 2023 des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf dem siebten Platz und somit einen Rang höher als im Vorjahr. Die Studie sieht Niedersachsen in einigen Bereichen auf vorderen Plätzen, in anderen gibt es noch viel Verbesserungspotenzial.

Bremen bundesweit Schlusslicht

Sachsen, Bayern und Thüringen landeten auf den ersten drei Plätzen, Brandenburg, Berlin und Bremen sind die Schlusslichter. Es war die 20. Auflage der Studie der wirtschaftsnahen „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) - einem Vergleich der Bildungssysteme der Bundesländer anhand verschiedener Kriterien „aus einer explizit ökonomischen Perspektive“, wie es heißt. Die INSM wird nach eigenen Angaben von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert.

Die INSM kommt zu dem Schluss, dass sich das Bildungsniveau in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verschlechtert habe. Vor allem in den Bereichen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gebe es negative Entwicklungen.

Studienautor: Noch keine Antwort für heterogenere Schülerschaft

„Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt“, sagte Studienautor Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Folge sei, dass die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten besonders stark gesunken seien. INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben forderte eine „Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht deutsch sprechen“. Diese Debatte wurde in den vergangenen Jahren öfter geführt.

Untersucht wird bei dem Monitor etwa, inwieweit das jeweilige Bildungssystem zur Fachkräftesicherung beiträgt oder Aufstiegsmöglichkeiten für den Einzelnen schafft. Dabei wird beispielsweise das Verhältnis der Bildungsausgaben pro Schüler zu den Gesamtausgaben öffentlicher Haushalte pro Einwohner untersucht, verglichen werden zudem die Investitionen in Schulen und Hochschulen, der Betreuungsschlüssel in Bildungseinrichtungen oder die Klassengrößen. Zudem fließen Ergebnisse aus Bildungsstudien ein, etwa zur Lesekompetenz von Grundschülern.

In welchen Bereichen die Bildung in Niedersachsen gut ist

Als positives Beispiel wird etwa die Forschungsorientierung genannt. Die Drittmittel je Professorin und Professor fielen in Niedersachsen überdurchschnittlich hoch aus. Die Ausgaben pro Grundschüler seien zudem höher als in anderen Bundesländern. In dem Bildungsmonitor wurde die Integration in Niedersachsen positiv erwähnt. Es gebe einen geringeren Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg im Lesen. Der Anteil der Berufsschüler mit Fremdsprachenunterricht fiel überdurchschnittlich aus.

In welchen Bereichen Verbesserungsbedarf besteht

Der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss ist in Niedersachsen den Angaben zufolge um knapp drei Prozentpunkte höher als im Bundesschnitt (18,6 Prozent zu 15,7 Prozent). Eine Kompetenzerhebung für Viertklässler zeige unterdurchschnittliche Kompetenzen im Lesen, im Hörverständnis und auch in Mathematik.

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) sprach mit Blick auf die bundesweite Entwicklung von einem erschreckenden Ergebnis. Niedersachsen sei weiterhin nur Mittelmaß. „Der in Niedersachsen bestehende sehr hohe Lehrkräftemangel, insbesondere an den nichtgymnasialen Schulformen wie Ober-, Real-, Haupt- und Grundschulen, aber auch an Gesamtschulen wird es schwer machen, das Bildungsniveau spür- und messbar zeitnah anzuheben, was dringendst nötig ist“, sagte Verbandsvorsitzende Torsten Neumann. Gerade die Grundschulen bildeten die Grundlage für das weitere Vorankommen der Schülerinnen und Schüler.