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Kurioses zum 1. April Kurioses zum 1. April: Verrückt aber wahr

Von Christian Satorius 31.03.2014, 09:41
Ein Pferd als Konsul? Klingt wie ein Scherz, wurde im alten Rom aber fast Wirklichkeit. Eigene Dienstboten hatte das Lieblingspferd Caligulas bereits, den Posten bekam es dann aber doch nicht.
Ein Pferd als Konsul? Klingt wie ein Scherz, wurde im alten Rom aber fast Wirklichkeit. Eigene Dienstboten hatte das Lieblingspferd Caligulas bereits, den Posten bekam es dann aber doch nicht. DPA Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Jahr für Jahr erzählen sich die Menschen April-Scherze. Dabei ist so manche Story aus dem echten Leben viel skurriler als jeder Scherz. Das beweisen auch die folgenden wahren Begebenheiten.

Kind im Paket

Die fünfjährige May Pierstorff hatte am 19. Februar 1914 großes Glück. Sie wog nämlich nicht ganz 50 Pfund - und konnte deshalb gerade noch mit der Post verschickt werden. Ihre Eltern, die in Grangeville, Idaho, wohnten, fanden die Idee richtig gut, sie an ihre Großeltern zu versenden. 53 Cent kostete damals die Briefmarke, mit der die kleine May auf die Reise nach Lewiston, ebenfalls in Idaho gelegen, ging. Was sich heute ganz schwer nach Aprilscherz anhört, ist keiner. Die kleine May war zwar eines der ersten Kinder, die damals in den USA mit der Post verschickt wurden, aber längst nicht das einzige. Allerdings war 1915 schon wieder Schluss mit der Kinderverschickerei. Die U.S. Mail stellte diesen äußerst praktischen Service dann doch lieber wieder ein.

Pech gehabt!

Thomas Parnell, Professor für Physik an der australischen Universität von Queensland in Brisbane, startete 1927 das vielleicht langwierigste, auf jeden Fall aber langweiligste Experiment der Welt. Er wollte mit seinem „Pechtropfenexperiment“ das Tropfverhalten von Pech untersuchen, und weil Pech nun einmal wie Pech und Schwefel klebt - Fachleute sprechen hier von „Superzähigkeit“ - wurde daraus ein Langzeitexperiment, das bis heute andauert. Parnell füllte erwärmtes Pech in einen Trichter, wartete mal eben drei Jahre, bis es sich richtig gesetzt hatte, und zog dann hoffnungsvoll den Stöpsel unten aus dem Trichter heraus. Man ahnt es schon: Es passierte natürlich nichts. Gut zehn Jahre später dann die „Sensation“: 1938 tropfte der erste Pechtropfen vom Trichter ab. Super.

Den Aprilscherz gibt es bereits seit mehreren hundert Jahren. Laut Forschern lässt er sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Ursprünge des ersten Tages im April als Tag des Schabernacks könnten aber auch deutlich früher liegen. Denn wie es zu dem Brauch kam, bei dem sich die Menschen Jahr für Jahr unwahre Geschichten - gern mit besonders spektakulärem Inhalt - nach dem Motto „April, April!“ auftischen, ist unklar. Eine Theorie: Auf dem Augsburger Reichstag im Jahr 1530 sollte auch das Münzwesen geregelt werden, was zeitlich aber nicht klappte. Also wurde ein neuer Termin gefunden: der 1. April. Als es dann wieder nicht dazu kam, verloren viele Spekulanten, die auf den „Münztag“ gesetzt hatten, ihr Geld - und wurden verspottet.

Auf jeden Fall wird der Aprilscherz nicht nur hierzulande gepflegt. Den „April Fool’s Day“, wie der 1. April im Englischen genannt wird, gibt es in vielen europäischen Ländern und Nordamerika.

Dann ging es Schlag auf Schlag: 1947 folgte der zweite, 1954 der dritte, 1962 der vierte, 1970 der fünfte, 1979 der sechste und 1988 endlich der siebte. Um nicht zu verpassen, wie der achte Tropfen abtropft - vielleicht guckt dann ja gerade keiner - überwachte man das Experiment ab den 90er Jahren mit einer Webcam, die keinen Moment unbeobachtet ließ. Naja, fast keinen, denn ausgerechnet, als am 28. November 2000 der vorerst letzte Tropfen fiel, hatte die Kamera eine Funktionsstörung und zeichnete nicht auf. So ein Pech!

Seltsamer Konsul

Incitatus hatte es im alten Rom zu etwas gebracht: Ein schöner großer Palast mit reichlich Gold und Marmor sowie eigenen Dienstboten, ja sogar die Ernennung zum Konsul stand kurz bevor. Allerdings war Incitatus kein Mensch wie du und ich, sondern ein Pferd, und zwar das Lieblingspferd Kaiser Caligulas. Das hatte zwar in der Tat schon so manches Rennen für den Kaiser gewonnen und sich so den Sattel aus Purpur und Zaumzeug aus Elfenbein „sauer verdient“, könnte man sagen. Doch die bevorstehende Ernennung zum Konsul war dann wohl etwas zu viel des Guten - meinte zumindest der Senat und ließ den Kaiser vorsichtshalber am 24. Januar des Jahres 41 ermorden. Wer weiß, was dem hohen Herren sonst noch so alles eingefallen wäre?

Späte Einladung

Janet Barrett betrieb im britischen Weymouth, Dorset, eine kleine Pension, als sie Ende 2008 diesen merkwürdigen Brief zugestellt bekam. Adressiert war er ja eigentlich an Percy Bateman, aber weil Janet neugierig war, schaute sie einfach mal hinein. Buffy bedankte sich darin bei Percy für eine Einladung zur Party. „Ich bin entzückt“, schrieb sie. Janet wunderte sich über die Zeilen, denn bei ihr wohnte gar kein Percy Bateman, und auch eine Buffy war ihr nicht bekannt. Dann fiel ihr Blick auf das Absendedatum und alles war klar: 29. November 1919. Die britische Postgesellschaft Royal Mail konnte sich übrigens nicht erklären, warum diese Postzustellung so lange gedauert hatte, versicherte aber, dass es sich hier um einen Einzelfall handele. Naja, wer’s glaubt. Ob Percy und Buffy wohl je zueinander gefunden haben?

Strahlendes Lächeln

„Doramad“ nannte sich eine Zahnpasta, die bis 1945 für strahlende Zähne sorgte - wohlgemerkt, für „strahlende“, nicht etwa für „strahlend weiße“. Denn Doramad war radioaktiv und enthielt Thorium-X. In der Werbung las sich das damals vielversprechend: „Durch ihre radioaktive Strahlung steigert sie die Abwehrkräfte von Zahn und Zahnfleisch. Die Zellen werden mit neuer Lebensenergie geladen, die Bakterien in ihrer zerstörenden Wirksamkeit gehemmt.“

Auch von dem Hinweis „schmeckt neuartig“ ließen sich die Konsumenten nicht abschrecken. Aus heutiger Sicht mag „Doramad“ einen negativen Nachgeschmack hinterlassen haben, damals aber war die schöne neue Radioaktivität als Wundermittelchen für und gegen alles Mögliche beliebt - und nicht nur in der „Doramad“ zu finden. Ein derart strahlendes Lächeln muss man heute suchen, aber das ist wohl auch ganz gut so.

Tataaa! Vor 100 Jahren wurden in den USA tatsächlich Kinder per Post verschickt. Royal Mail, die britische Postgesellschaft, hatte derweil ein paar Lieferschwierigkeiten.
Tataaa! Vor 100 Jahren wurden in den USA tatsächlich Kinder per Post verschickt. Royal Mail, die britische Postgesellschaft, hatte derweil ein paar Lieferschwierigkeiten.
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Royal Mail, die britische Postgesellschaft, hatte ein paar Lieferschwierigkeiten.
Royal Mail, die britische Postgesellschaft, hatte ein paar Lieferschwierigkeiten.
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