Kurioser Rekord Kurioser Rekord: Brite rollt Erdnuss 11 Kilometer mit der Nase

London/dpa. - Mark McGowan (37) hat als erster Brite eine Erdnuss elf Kilometer weit mit der Nase gerollt. «Ich habe unaussprechliche Dinge gesehen», berichtete er bei seinem Eintreffen in der Downing Street. «Die Straßen waren total schmutzig: Haare, Spucke und Vogelkacke.» Dafür empfing ihn ein Regierungsbeamter erst einmal mit einer Tasse guten englischen Tees.
Wohl kein anderes Land bringt so viele Exzentriker hervor wie die Briten. Wo außerhalb des Vereinigten Königreichs wäre etwa ein Herr denkbar, der ein Schleudertrauma durch ein gegen seinen Vogelhäuschen-Hut gesprungenes Eichhörnchen erleidet. Zum besseren Verständnis: Den mit Futter gefüllten Vogelhäuschen-Hut kann man sich aufsetzen und damit durch den Wald spazieren. Bedauerlich nur, dass seinem Erfinder Mike Madden schon beim ersten Test ein Eichhörnchen mit solcher Wucht gegen den Hut sprang, dass er mitsamt seiner Kopfbedeckung umgeworfen wurde und anschließend für einige Zeit eine Kopfstütze tragen musste.
In Großbritannien wird Exzentrizität «wie ein nationales Ritual kultiviert», analysiert Hans-Dieter Gelfert, Professor für englische Landeskunde in Berlin. «Exzentrizität wird von den Engländern so sehr als nationale Eigenschaft empfunden, dass jede Familie, die einen schrulligen Onkel oder eine spinnerte Tante hat, stolz auf das schwarze Schaf ist.» Schon im Jahre 1857 stellte der englische Philosoph John Stuart Mill die These auf: «Das Maß an Exzentrik einer Gesellschaft steht für gewöhnlich in proportionalem Verhältnis zu ihrem Maß an Genie.»
Ein kleiner Spleen hat in England noch nie geschadet. Der Dichter Oscar Wilde ging mitten in London mit einem Hummer Gassi. Ins Luxushotel Savoy durfte man Krokodile mitbringen, wenn man nur gut gekleidet war. Theodor Fontane war in London Zuschauer eines Cricket- Spiels von elf Einbeinigen gegen elf Einarmige - und offenbar der einzige, der das irgendwie seltsam fand. Heute spricht der Thronfolger Prinz Charles mit Pflanzen und meditiert in der Kalahari- Wüste.
Der typische Exzentriker betrachtet sich selbst keineswegs als absonderlich, sondern als völlig vernünftig. Für ihn ist es der Rest der Welt, der bizarr ist. Der führende Wissenschaftler für dieses Phänomen, David Weeks, will herausgefunden haben, dass die Insel etwa 10 000 echte Exzentriker zählt und sich diese sogar eines längeren Lebens erfreuen als der Rest der Bevölkerung. Ein bisschen verrückt zu sein, ist demnach gesund - zumindest in England.
Allerdings gelten Exzentriker seit jeher als anfällig für Depressionen. Spleen heißt auf Englisch eigentlich Milz und entwickelte sich zunächst zu einem Begriff für Schwermut. Dies deshalb, weil Depressionen im 18. Jahrhundert auf eine Stoffwechselstörung der Milz zurückgeführt wurden. Man schrieb diese Erkrankung damals dem all zu üppigen Genuss von British Beef und dem schlechten englischen Wetter zu. Später dann fiel vor allem den Beobachtern vom Kontinent auf, dass der Hang zur Melancholie oft mit Schrullen und Marotten einherging. Gerade die scheinbar lustigsten Engländer wären demnach oft tragische Gestalten.