1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Kunst: Kunst: Michelangelos David ist «körperliches Wrack»

Kunst Kunst: Michelangelos David ist «körperliches Wrack»

08.09.2004, 12:01
Michelangelos David (Archivfoto vom 16.07.2003) gilt seit 500 Jahren als Sinnbild für körperliche Perfektion - zu Unrecht, meint der britische Bewegungs- und Haltungstrainer Alan Herdman. Er sieht in dem scheinbar so durchtrainierten Goliath-Bezwinger aus Florenz ein «körperliches Wrack» mit schweren Haltungsschäden, die zwangsläufig Rückenschmerzen verursachen und die Kniegelenke schädigen müssten. (Foto: dpa)
Michelangelos David (Archivfoto vom 16.07.2003) gilt seit 500 Jahren als Sinnbild für körperliche Perfektion - zu Unrecht, meint der britische Bewegungs- und Haltungstrainer Alan Herdman. Er sieht in dem scheinbar so durchtrainierten Goliath-Bezwinger aus Florenz ein «körperliches Wrack» mit schweren Haltungsschäden, die zwangsläufig Rückenschmerzen verursachen und die Kniegelenke schädigen müssten. (Foto: dpa) ANSA/epa

London/dpa. - Michelangelos David-Statue gilt seit 500 Jahren alsSinnbild für körperliche Perfektion - zu Unrecht, wie ein britischerFachmann meint. Nach seiner Meinung ist der scheinbar sodurchtrainierte Goliath-Bezwinger aus Florenz ein «körperlichesWrack» mit schweren Haltungsschäden, die zwangsläufig Rückenschmerzen verursachen und die Kniegelenke schädigen müssen. Sein großer Fehlerist demnach, dass er nicht gerade steht, sondern stark zur Seitelehnt und dadurch die rechte Hüfte übermäßig belastet.

«Versuchen Sie sich im Badezimmer mal so hinzustellen, und dannprüfen Sie mal, wie sich das anfühlt. Gar nicht gut», sagte derHaltungs- und Bewegungstrainer Alan Herdman (63) der Zeitung «TheTimes» (Mittwochsausgabe). Herdman verweist unter anderem auf DavidsHammerzehen und die schwächer entwickelte rechte Gesäßmuskulatur.Beides sei eine direkte Folge seiner dauerhaften Fehlhaltung.Herdmans Fazit: «David hat die Flexibilität einer 500 Jahre altenMarmorstatue.»

Für Kunsthistoriker ist Michelangelos David dagegen einSchulbeispiel der so genannten Standbein-Spielbein-Stellung aus dergriechischen Antike. «Diese Stellung verdeutlicht Spannung undDynamik», sagte Uwe Schneede, Leiter der Hamburger Kunsthalle, aufAnfrage. Dem Künstler ginge es um das Spiel der Muskulatur, betonteSchneede. «Die Muskeln organisieren sich anders und eine Pobacke iststärker als die andere.»