Solar Krise bei Meyer Burger - Insolvenz für sächsische Tochter
Kurzarbeit hat nicht gereicht. Nun zieht der Schweizer Solarhersteller Meyer Burger bei den deutschen Töchtern die Notbremse - für Sachsens Wirtschaftsminister Endpunkt einer absehbaren Entwicklung.

Thun/Dresden - Nach jahrelangen Finanzschwierigkeiten und zuletzt Kurzarbeit haben die deutschen Tochtergesellschaften des Schweizer Solarherstellers Meyer Burger mit zusammen gut 600 Mitarbeitern Insolvenz beantragt. In Sachsen trifft es die Meyer Burger Germany in Hohenstein-Ernstthal im Landkreis Zwickau, wo 289 Personen im Maschinenbau und in der Technologieentwicklung beschäftigt sind, in der Solarzellenfertigung Meyer Burger Industries in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt sind es 331 Beschäftigte.
Eine Sanierung zum Erhalt der Standorte sei bislang nicht erfolgreich gewesen, begründete das Unternehmen mit Sitz in Thun in der Schweiz die Entscheidung. „Sie sollen nun im Rahmen der Verfahren gemeinsam mit einem gerichtlich zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter fortgesetzt werden“, hieß es. Das Unternehmen hätte eigentlich bis zum 31. Mai seine Geschäftszahlen für 2024 vorlegen müssen. Vor dem Hintergrund weiterlaufender Finanzierungsgespräche zur Restrukturierung sei eine Fristverlängerung beantragt.
Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) sieht in der Insolvenz von Meyer Burger den Endpunkt einer Entwicklung, die sich seit Jahren abzeichnete. „Es ist ein Sinnbild für den schleichenden Niedergang einer Branche in Sachsen und Deutschland“, sagte er in Dresden. Das sollte Mahnung sein, künftig besser auf eigene Interessen und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu achten. „Wir dürfen nicht riskieren, dass wichtige Technologien und gut bezahlte Arbeitsplätze verloren gehen, weil konkurrierende Staaten entscheidende Industriezweige subventionieren.“
Unternehmen schon länger in Schwierigkeiten
Die Meyer Burger Technology AG mit Hauptsitz in der Schweizer Stadt Thun erforscht, entwickelt und produziert Solarzellen und -module. Sie betreibt auch ein Forschungszentrum und eine Maschinenfabrik in Hohenstein-Ernstthal sowie ein Testzentrum in Freiberg. Schon vor Monaten hatte das angeschlagene Unternehmen, das sich derzeit in Restrukturierung befindet, einen Stellenabbau weltweit angekündigt.
Die Tochtergesellschaften in der Schweiz und in den USA sollen erhalten bleiben. Erst vor wenigen Tagen war die noch im Aufbau befindliche Solarmodulproduktion im US-Bundesstaat Arizona eingestellt worden. Die Produktion dort war mit in Deutschland hergestellten Solarzellen vorgesehen.
Nach vorläufigen Zahlen vom April erzielte Meyer Burger 2024 einen Umsatz in Höhe von 69,6 Millionen Schweizer Franken (74,17 Mio. Euro), nach 135 Millionen Franken im Jahr zuvor. Der Rückgang wurde vor allem mit der strategischen Verlagerung des Geschäfts von Deutschland in die USA begründet und die Modulproduktion in Freiberg im März 2024 beendet - drei Jahre nach der Werkseröffnung dort.
Damals erklärte eine Sprecherin, Meyer Burger bekenne sich zu den verbliebenen Produktionsstandorten in Deutschland. Mit der Veränderung der Konzernstruktur sollte die weltweite Mitarbeiterzahl von rund 1.050 auf voraussichtlich 850 bis Ende 2025 reduziert werden, um wieder Profitabilität zu erreichen.