1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Kriminalität: Kriminalität: Zwölfjähriger Berliner Grundschüler schlägt Lehrerin blutig

Kriminalität Kriminalität: Zwölfjähriger Berliner Grundschüler schlägt Lehrerin blutig

29.05.2006, 16:50
Der Eingangsbereich der Lemgo-Grundschule im Berliner Bezirk Kreuzberg am Montag. (Foto: dpa)
Der Eingangsbereich der Lemgo-Grundschule im Berliner Bezirk Kreuzberg am Montag. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Die 62 Jahre alte Pädagogin einer Nachbarschule wollteeinem anderen Schüler zu Hilfe eilen. Sie bekam einen gezieltenFaustschlag ins Gesicht und erlitt eine Platzwunde über dem linkenAuge, teilte die Polizei mit. Die Frau musste ambulant behandeltwerden. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) forderte, Familiengerichtemüssten auch ohne Einwilligung der Eltern deutlich mehr Möglichkeitenerhalten, erzieherische Maßnahmen anzuordnen.

Der Junge, der aus einer libanesischen Familie kommt, wurde seinemVater übergeben und für zunächst zehn Tage vom Unterrichtausgeschlossen. Der Zwölfjährige ist der Polizei bekannt, hieß es.Nähere Angaben dazu gab es aber zunächst nicht. Die Gegend imKreuzberger Graefe-Kiez hat einen hohen Ausländeranteil, gilt beiBerlinern aber nicht als unmittelbares Problemviertel.

Vor dem Angriff kam es kurz vor 12.00 Uhr auf dem Gelände in derDieffenbachstraße zwischen Lemgo-Grundschule und Robert-Koch-Gymnasium zu einer Auseinandersetzung zwischen Grundschülern undeinem Gymnasiasten. Die Lehrerin des Gymnasiums wurde zu Hilfe geholtund forderte den Grundschüler auf, sich zu entfernen. Der Jungeschlug ihr daraufhin mit der Faust die Brille vom Gesicht.

Seit dem dramatischen Hilferuf der Berliner Rütli-Hauptschulereißt die öffentliche Diskussion über zunehmende Gewalt an BerlinerSchulen nicht mehr ab. Erst am vergangenen Dienstag waren wiederFälle von Gewalt an zwei Schulen bekannt geworden. Im BezirkTiergarten wurde eine 18-Jährige mit einer Schusswaffe gefasst. DasMädchen hatte zuvor gedroht, seine Englischlehrerin zu töten. Ineiner Schule in Weißensee griff eine 15-Jährige eine Mitschülerin miteinem Messer an.

Böger besuchte die verletzte Lehrerin und wünschte ihr baldigeGenesung. Er erklärte: «Diese Tat zeigt einmal mehr, mit welchenVerrohungen sich Lehrerinnen und Lehrer an Berlins Schulenauseinander zu setzen haben.» Familiengerichte müssten bessereingreifen können. Das gelte besonders, wenn die Familien sich derZusammenarbeit verweigern. «Ein Familiengericht sollte Eltern auch indieser Hinsicht mit Sanktionen zwingen können.»

Der Schüler ist nach Angaben der Schulverwaltung schon mehrfachaufgefallen. Erst im Februar war er von einer anderen Schule auf dieLemgo-Grundschule verwiesen worden. Böger teilte mit, das Elternhausdes Schülers habe sich lange Hilfemaßnahmen verschlossen. Erst vorkurzem habe der libanesische Vater zugestimmt, einen Familienhelferin die Familie zu lassen.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Martin Linder verlangte, dieHerabsetzung der Strafmündigkeit von Jugendlichen zu prüfen. DieTäter würden immer jünger und brutaler, es gebe aber bis jetzt kaumMöglichkeiten erzieherischer Sanktionen.