Kriminalität Kriminalität: Verfahren zu «Lustmord» an zwei 16-Jährigen
Limburg/dpa. - Eine Socke war dasentscheidende Beweisstück.
Der heute 42-Jährige hatte damals als etwa 300. von 1098 Männerneine Speichelprobe abgegeben. Sein «genetischer Fingerabdruck»stimmte zweifelsfrei mit DNA-Spuren an dem Strumpf überein, den diePolizei in der Kniekehle eines der getöteten Mädchen entdeckt hatte.Die Anklage wirft den Ehepartnern gemeinschaftlichen Mord «zurBefriedigung des Geschlechtstriebs» vor.
Die Schwurgerichtskammer muss außerdem sieben weitereAnklagepunkte klären: Das Paar soll nach Ansicht derStaatsanwaltschaft die drei Kinder der Frau aus ihrer ersten Ehesowie «lose Disco-Bekanntschaften» ebenfalls sexuell misshandelthaben. «Zu Tausenden» hätten Beamte auch kinder- undgewaltpornografische Bilder auf dem Computer des Angeklagtengefunden, berichtet ein Sprecher der Limburger Staatsanwaltschaft.
Gericht und Verteidigung rechnen daher mit einem langwierigenProzess: 19 Verhandlungstage bis zum 20. Dezember sind vorerstangesetzt. Laut Gerichtssprecher Joachim Stahl stapeln sich dieAnklageakten in 13 Kisten. Die 44 Seiten starke Anklageschrift führt13 Zeugen auf - darunter auch die Kinder der Angeklagten.
«Die ganz sensible Materie, die angesprochen wird, erfordert aucheine ganz sensible und zeitaufwendige Befragung», betontRechtsanwältin Melanie Ketter, die den Vater eines der getötetenMädchen als Nebenkläger vertritt. Auch die beiden Mütter treten vorGericht als Nebenklägerinnen auf.
Die ermordeten Mädchen Jasmin und Yvonne waren zuletzt am 9.Oktober 1994 lebend gesehen worden, als sie die Discothek «Anyway» inElz bei Limburg verließen. Auf dem Parkplatz soll die Ehefrau diebeiden Jugendlichen angesprochen und ihnen angeboten haben, siemitzunehmen. Bereits vor der Abfahrt und auch während der Fahrtsollen die Mädchen mehrmals mit Chloroform betäubt und sadistischgequält worden sein. Die unbekleideten und in Postsäcke verpacktenLeichen hatten Waldarbeiter zwei Tage später im benachbarten Lahn-Dill-Kreis entdeckt.
Kurz nach seiner Festnahme im September 2001 hatte der Angeklagte,der als Maurer arbeitete, ein Geständnis abgelegt. «Ich habe esjahrelang mit mir herumgetragen und auf euch gewartet», soll er denBeamten bei seiner Vernehmung gesagt haben. Ob der 42-Jährige seinGeständnis vor Gericht wiederholen wird, sei «noch sehr offen»,erklärt Verteidiger Manfred Döring. «Mein Mandant strebt sowieso an,dass der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt wird.»
Auch die Pflichtverteidigerin der 43 Jahre alten Ehefrau, JuttaCromm, hüllt sich über ihre Strategie im Prozess noch in Schweigen.«Ihr Gutachten über die Schuldfähigkeit liegt noch nicht vor, und solange geben wir keinerlei Einlassung ab.» Die Angeklagte, diezunächst nur der Beihilfe beschuldigt worden war, hatte nur wenigeTage nach ihrem Mann gestanden: Sie habe von seinen Plänen gewusstund ihm geholfen, die Mädchen zu betäuben und zu verschleppen. SeitMitte September 2001 sitzt das Paar in Untersuchungshaft.
In dem idyllischen Ort Girkenroth an der Landesgrenze zwischenHessen und Rheinland-Pfalz, in dem das Ehepaar eineinhalb Jahre langlebte, herrschte nach Bekanntwerden der Vorwürfe im vergangenen Jahrblankes Entsetzen: «Er hat doch sogar selbst mehrmals drakonischeStrafen für Kinderschänder gefordert», sagte damals derGeschäftsführer der Baufirma und frühere Chef des angeklagtenMaurers.