Kriminalität Kriminalität: Serientäter legt ein ausführliches Geständnis ab

Düsseldorf/dpa. - Zocha war zeitweilig der meist gesuchte Bankräuber Deutschlands.Er stand lange als «Nummer Eins» auf der Fahndungsliste desBundeskriminalamtes. In dem aktuellen Verfahren wird ihm eine Serievon 20 Banküberfällen in den Jahren 2002 und 2003 zur Last gelegt -in Düsseldorf, Neuss, Münster, Krefeld, Duisburg, Essen,Grevenbroich, Koblenz und Mainz. Dabei soll er insgesamt eine halbeMillion Euro erbeutet haben. Wegen 15 früherer Überfälle mit einerBande hat er bereits eine neunjährige Jugendstrafe abgesessen.
Eigentlich sei immer sein Ziel gewesen, sich im Ausland einelegale Existenz aufzubauen, berichtete der redegewandte Mann. Nursei das immer schief gegangen. In Marokko sei er wegen seinesfalschen finnischen Passes verhaftet worden. Um wieder freizukommen,«musste das gesamte Polizeirevier geschmiert werden». 65 000 Eurohabe ihn das gekostet. «Danach war ich wieder pleite und musstezurück nach Deutschland.»
Beim zweiten Versuch habe er sich in Paris an einer Firmabeteiligt, die möblierte Wohnungen an Touristen vermieten wollte. Eshabe nur noch wenig Geld gefehlt, als er in Duisburg nach seinemletzten Coup verhaftet wurde. Zocha gilt als hoch intelligent undspricht sechs Sprachen. Nach einem spektakulären Ausbruchversuch voreinem Jahr wird ihm der Prozess in einem Hochsicherheitstrakt desOberlandesgerichts gemacht.
Zocha betonte, dass er nie eine Bank mit scharfer Munitionüberfallen habe. «Ich habe keine Lust, auf Leute zu schießen.»Meistens seien nicht einmal seine Schreckschusswaffen geladengewesen. Nur einmal habe er in der Düsseldorfer Kö-GaleriePlatzpatronen abgefeuert, als ihn zwei Wachleute hartnäckigverfolgten. Er habe auch nie das private Geld von Bankkundengenommen, selbst wenn es ihm angeboten wurde: «Für die Bank ist esein Versicherungsfall, für einen Privatmann kann es ein großerVerlust sein.»
Vor den Überfällen habe er immer «eine Wahnsinns-Angst undungeheure Anspannung verspürt», schilderte der mehrfach verurteilteSerien-Bankräuber. Nach dem Überfall überwog «dieses wunderbareGefühl, nicht erwischt worden zu sein».
Vor einem Jahr sorgte der Bankräuber dann erneut für Furore, alser in einem Gefängnis-Krankenhaus im sauerländischen Fröndenberg dieGitterstäbe mit Diamantfeilen durchsägte und sich an Laken undGardinen abseilte. Er hatte schon die hohe Außenmauer erklommen, alsihn Wächter mit Schusswaffen im Anschlag stoppen konnten.
Drei Nächte lang habe er an den Gitterstäben gesägt, berichteteZocha am Donnerstag. Wer ihm die 23 Diamantfeilen in seinKrankenzimmer geschmuggelt hat, wollte er nicht sagen.
Hinter dem überraschenden Geständnis dürfte Zochas letzte Chancestehen, im Anschluss an seine bevorstehende lange Haft nicht auchnoch in Sicherungsverwahrung zu kommen. Die war ihm schon bei seinerletzten Verurteilung für den Fall angedroht worden, dass er sichwieder als Bankräuber betätigt.