Kriminalität Kriminalität: Rudolph Moshammer ist in seiner Villa ermordet worden

München/dpa. - Der Chauffeur habe seinen Chef kurz vor 9.00 Uhr mit einem Kabelum den Hals auf dem Flur im ersten Stock der Villa gefunden. DerModeschöpfer sei durch «Gewalteinwirkung gegen den Hals» gestorben,berichteten die Ermittler. Eine Obduktion soll nähere Erkenntnissebringen. Die Polizei geht davon aus, dass «Mosi» nach Mitternachtgetötet wurde. Eine 20-köpfige Sonderkommission ermittelt.
Möglicherweise hat der prominente Modeschöpfer und Geschäftsmannseinen Mörder selbst in die Wohnung gelassen. Es seien keineEinbruchspuren festgestellt worden, sagte der Leiter der Soko, HaraldPickert. Auch für einen Raubmord gebe es bisher keine Hinweise. «Esgibt keine Erkenntnisse, dass Vermögenswerte fehlen.» Moshammer seimit Sakko, Hemd und Hose bekleidet gewesen. Sein Yorkshire-TerrierDaisy sei im Schlafzimmer gewesen, «wo er auch sonst immer ist».Medienberichten zufolge handelte es sich bei dem Kabel um einTelefonkabel, das aus der Buchse gerissen worden war.
Zu Spekulationen über mögliche Verbindungen Moshammers zumHomosexuellenmilieu hieß es, es werde in alle Richtungen ermittelt.Natürlich würden auch Moshammers Freizeitverhalten und sein Umfeldunter die Lupe genommen. Allerdings wies Pickert Vergleiche mit demMord an dem homosexuellen Volksschauspieler Walter Sedlmayr zurück,der erschlagen in seiner Wohnung gefunden wurde. «Der Mordfall warvor 15 Jahren, und hier von Parallelen zu sprechen, wäre unzulässigund nicht geboten.»
Moshammer war zuletzt am Donnerstagabend lebend gesehen worden. Erhatte mit einer Bekannten in einer Grünwalder Pizzeria zu Abendgegessen. Danach fuhr er nach Zeugenaussagen mit seinem schwarzenRolls-Royce durch die Innenstadt. Moshammer sei gegen 22.30 Uhr inder Nähe des Hauptbahnhofs und stadtauswärts in Richtung Grünwald vonZeugen erkannt worden. Dabei sei er allein in seinem Wagen gewesen.
Moshammers Anwalt Lutz Libbertz sagte, es sei ungewöhnlich, dassMoshammer allein mit seinem Wagen unterwegs gewesen sei. «Er hat sichimmer fahren lassen. Einen Rolls-Royce zu fahren, ist etwasMühsames.» Er halte einen Raubmord oder eine Beziehungstat fürmöglich. «Es muss auf jeden Fall etwas völlig Unvermutetes geschehensein.»
Nach Angaben von Moshammers Leibwächter Werner Wittek war derModeschöpfer jedoch gelegentlich allein unterwegs. «Es war nichthäufig, aber es kam vor», sagte Wittek. «Er hat sich sein Privatlebennicht nehmen lassen, er hat das auch für uns nicht transparentgemacht.»
Der von Moshammer über alles geliebte Yorkshire-Terrier Daisy wirdbei Moshammers Chauffeur ein neues Zuhause bekommen. Der Leibwächtersagte dazu: «Wenn jemand die Daisy bekommt, dann ist sicher er es -er ist der einzige, von dem der Hund auch Fressen nimmt.»
Der gewaltsame Tod Moshammers hat über die Grenzen Münchens hinaustiefe Bestürzung ausgelöst. Politiker und Prominente würdigteninsbesondere sein großes soziales Engagement. BayernsMinisterpräsident Edmund Stoiber (CSU) bezeichnete ihn als «ganzbesondere» Persönlichkeit. «Er hat auf liebenswürdige Art dieAufmerksamkeit auf sich und seine Heimat gezogen und dabei dieMenschen, die es schwerer im Leben haben, nie vergessen.»
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) nannte den Mann mitder schwarzen König-Ludwig-Frisur ein Münchner Original, einenParadiesvogel, der schillernde Auftritte geliebt habe. Er werde aberauch in Erinnerung bleiben als erfolgreicher Selfmademan, der sichunter anderem mit seiner Stiftung «Licht für Obdachlose» oder alsPate eines Sucht-Zentrums für Alkoholkranke engagiert habe.
Moshammer wurde am 27. September 1940 in München geboren. Erselbst hatte sich in der Öffentlichkeit stets fünf Jahre jüngergemacht. Regelmäßig war er Gast bei Prominenten-Partys und inTalkshows. Zu seinen Modekunden zählten Prominente aus Politik,Wirtschaft und Showbusiness wie Arnold Schwarzenegger, Startenor José Carreras, die Magier Siegfried & Roy, Schauspieler RichardChamberlain und Thomas Gottschalk.

