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Kriminalität Kriminalität: Rudolf Moshammers Mörder steht bald vor Gericht

Von Jürgen Balthasar 27.10.2005, 06:22
Der Modemacher Rudolph Moshammer mit seinem Hündchen «Daisy» (l.) und sein mutmaßlicher Mörder, der 25-jährige Iraker Herisch A. (Fotos: dpa)
Der Modemacher Rudolph Moshammer mit seinem Hündchen «Daisy» (l.) und sein mutmaßlicher Mörder, der 25-jährige Iraker Herisch A. (Fotos: dpa) dpa

München/dpa. - «Der Beschuldigte ist bei den weiteren Vernehmungen bei seinem Geständnis geblieben», sagt Sprecher Anton Winkler von der Staatsanwaltschaft München I.

Der 64 Jahre alte Moshammer war am 14. Januar 2005 in seinem Hausim Münchner Nobel-Vorort Grünwald ermordet aufgefunden worden. Nichteinmal 48 Stunden danach wurde der Iraker festgenommen. Die Polizeiwar ihm durch einen genetischen Fingerabdruck auf die Spur gekommen,den er auf dem Tatwerkzeug - einem Elektrokabel - hinterlassen hatte.Die Suche in der genetischen Datenbank beim Bundeskriminalamt (BKA) brachte einen Treffer: Die Kabelspur stimmte mit dem genetischenFingerabdruck des Irakers überein. Dieser war beim BKA nach einemfrüheren, aber eingestellten Ermittlungsverfahren gegen den Mannwegen Vergewaltigung einer Frau gespeichert.

Der Iraker wurde nach eigener Aussage von Moshammer, der mitseinem Rolls-Royce unterwegs war, am Münchner Hauptbahnhof durchsAutofenster angesprochen und fuhr mit ihm in dessen Haus nachGrünwald. Moshammer habe ihm 2000 Euro für sexuelle Dienste geboten,dann aber nicht bezahlen wollen und mit der Polizei gedroht.Daraufhin hat Herisch A. laut Anklage das Elektrokabel von hinten umden Hals von Moshammer geworfen und den 64-Jährigen erdrosselt. «Dasmuss alles blitzschnell geschehen sein», sagte Harald Pickert von derMordkommission. «Herr Moshammer hatte keine Chance.»

Nach der tödlichen Attacke habe er vergeblich nach Bargeldgesucht, habe dann panikartig das Haus verlassen und sei mit dernächsten Straßenbahn nach München gefahren, sagte der Iraker nachseiner Festnahme aus. Er lebt seit 2001 in Deutschland, seit 2002wohnte er in München und arbeitete als Koch in einem Lokal. Er hatteeinen Asylantrag gestellt und besitzt eine gültigeAufenthaltserlaubnis. Nach der Tat rasierte er sich die Kopfhaare ab,um von möglichen Zeugen nicht erkannt zu werden. Der Iraker betontebei der Polizei, dass er weder homosexuell noch ein Stricher sei.Wegen seiner Automaten-Spielsucht habe er aber stets unter Geldnotgelitten.

Die Ermittler sehen Habgier als Motiv der «heimtückischen Tat».Die Münchner Bevölkerung nahm das Verbrechen mit großem Entsetzenauf. Tausende nahmen im Januar an den Trauerfeierlichkeiten und derBeisetzung in einem Mausoleum auf dem Münchner Ostfriedhof teil, indem auch Moshammers Mutter Else ihre letzte Ruhe gefunden hatte. Nachdem Testament ging ein großer Teil des Erbes an die MünchnerObdachlosenhilfe. Auch für seine geliebte Yorkshire-Hündin Daisyhatte Moshammer mit einem Vermächtnis vorgesorgt: Die langjährigeGefährtin bekam in Moshammers Chauffeur ein neues Herrchen.