Kriminalität Kriminalität: Polizei verfolgte Wattestäbchen-Phantom
STUTTGART/HALLE/MZ - Nachdem sich herausgestellthatte, dass verunreinigte Wattestäbchen offenbarder Grund für die europaweite Fahndung nachdem so genannten "Phantom von Heilbronn" sind,überprüft das Landeskriminalamt Sachsen-Anhaltkomplett die Herkunft ihrer für DNA-Probenvorgesehenen Wattestäbchen. Ähnlich dürftenalle anderen Bundesländer verfahren.
Baden-Württembergs Justizminister Ulrich Goll(FDP) ist sich bereits sicher, dass es dieberühmte "Frau ohne Gesicht", nach der auchwegen des Polizistenmordes von Heilbronn gefahndetwurde, gar nicht gibt. Ihre Spur ist demnachnur entstanden, weil Ermittler bei der Spurensicherungan verschiedenen Tatorten Wattestäbchen einesbestimmten Herstellers benutzten, die bereitsmit einer fremden DNA verschmutzt waren.
Für Sachsen-Anhalt bedeutet das umfangreicheNachforschungen. Frank Frenkel vom Landeskriminalamtsagte der MZ, für die Wattestäbchen gebe eskeine zentrale Beschaffung. Nun müsse herausgefundenwerden, von welchem Anbieter die Polizeidirektionenoder Reviere ihr Material bezogen hätten.Bisher spreche aber "nichts dafür, dass hierkontaminierte Stäbchen angekommen" seien."Ausschließen können wir allerdings nichts",sagte Frenkel.
Frühe Zweifel an der Echtheit der DNA-Spurwurden jetzt im Saarland bestätigt. Dort wurdebei einem Asylbewerber eine Probe genommen,die die Spuren des "Phantoms" aufwies - wasnicht sein konnte. Vermutlich stammt die "Phantom"-DNAvon einer Mitarbeiterin der Wattestäbchen-Firma.Dort werden derzeit Speichelproben genommen.
Eine Gefahr, dass Unschuldige verurteilt wurdenoder werden, sieht Baden-Württembergs JustizministerGoll nicht. Auch die Gewerkschaft der Polizei(GdP) stellt die DNA-Analysen nicht grundsätzlichin Frage. "Es ist nahezu auszuschließen, dassaufgrund einer solchen Panne tatsächlich jemalsein Unschuldiger für eine Tat verurteilt wird,die er nicht begangen hat", sagte der GdP-VorsitzendeKonrad Freiberg. Seite 4
