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Kriminalität Kriminalität: Polizei beendet Geiselnahme in Berliner Bus

11.04.2003, 09:18
Einsatzkräfte eines Sondereinsatzkommandos der Polizei stürmen am Freitag (11.04.2003) in Berlin-Schöneberg einen Bus, mit dem ein Bankräuber mit Geiseln nach einem Bankraub geflüchtet ist. Der Geiselnehmer wurde vor dem Sturm (rechts). angeschossen. Foto: Andreas Altwein dpa/lbn
Einsatzkräfte eines Sondereinsatzkommandos der Polizei stürmen am Freitag (11.04.2003) in Berlin-Schöneberg einen Bus, mit dem ein Bankräuber mit Geiseln nach einem Bankraub geflüchtet ist. Der Geiselnehmer wurde vor dem Sturm (rechts). angeschossen. Foto: Andreas Altwein dpa/lbn dpa

Berlin/dpa. - Am Nachmittag fasste die Polizei einen zweiten Mann. Unklar war, ob er der Komplize ist.

Der bewaffnete Räuber und sein Komplize hatten gegen 9.40 Uhr eineFiliale der Commerzbank in der Schloßstraße in Steglitz überfallen.Während der zweite Täter zu Fuß flüchtete, kaperte der andere denDoppeldecker und fuhr zunächst mit rund 20 Fahrgästen durch dieStadt. Unterwegs ließ er mehrere Geiseln frei. Auch der 39-jährigeFahrer entkam bei einem Halt. Am Nachmittag nahm die Polizeimöglicherweise den flüchtigen Bankräuber fest. Die Beute - rund 5000Euro - war zuvor schon auf der Flucht abhanden gekommen.

Nach einer Stunde brachte die Polizei den Bus am Sachsendamm inSchöneberg zum Stehen. Zunächst war der Wagen Richtung Grunewaldgestartet und war dann wieder stadteinwärts gefahren. Der Mannforderte Hubschrauber und einen Fallschirm.

Die Polizei hatte direkte Verhandlungen mit dem Mann aufgenommen.Zunächst war sie davon ausgegangen, dass mehrere Räuber den Bus inihre Gewalt gebracht hatten. Das Fahrzeug war über Stunden vonPolizeiwagen umstellt, das Areal weiträumig abgesperrt.Scharfschützen verteilten sich auf umliegenden Häuser. Auch dieFeuerwehr war mit mehreren Fahrzeugen vor Ort.

15 Beamte eines Sondereinsatzkommandos, die sich hinter dem Busplatziert hatten, stürmten den Bus. Sie starteten die Aktion über dasHeck sowie beide Seiten des Fahrzeugs. «Die Einsatzkräfte sinderleichtert, dass die Situation so glimpflich abgelaufen ist», sagteJörg Nittmann, Einsatzleiter der Polizei.

Bei dem Täter handelt es sich laut Polizei um einen 46 Jahre altenMann, der zuletzt in Berlin gelebt hatte. Er sei unter anderem wegenSprengstoffdelikten und räuberischer Erpressung vorbestraft und als«hochgradig kriminell» zu bezeichnen. Zuletzt war er im Juni 2000 ausdem Gefängnis entlassen worden.

Die Geiseln, eine 25 Jahre alte Polizistin und ein 52-jährigerMann, wurden laut Feuerwehr mit Schock ins Krankenhaus gebracht. NachAugenzeugenberichten fielen bei der Befreiungsaktion mehrere Schüsse,Beamte drangen in den Bus ein. Die Aktion dauerte nur wenige Minuten.Der Geiselnehmer hatte zuvor gedroht, seine Geiseln zu erschießen.Die Polizei sagte, sie habe nicht ausgeschlossen, den Mann zuerschießen.

Der bislang spektakulärste Banküberfall mit Geiselnahme in Berlinereignete sich im Juni 1995. Damals stürmten vier Männer mitMaschinenpistolen die Commerzbank-Filiale in Berlin-Zehlendorf undnahmen 16 Geiseln. Die Polizei umstellte das Gebäude und übergabt 5,6Millionen Mark Lösegeld. Als ein Sondereinsatzkommando am nächstenMorgen die Bank stürmte, waren die Räuber weg. Sie entkamen durcheinen selbst gegrabenen Tunnel. Die Geiseln blieben unverletzt.

Zuletzt hatte es im April des Vorjahres im niedersächsischenWrestedt eine spektakuläre Geiselnahme bei einem Banküberfallgegeben. Drei Bankräuber waren mit zwei Sparkassenmitarbeiterinnenals Geiseln bis in die Ukraine geflüchtet. Beide Geiseln kamenunverletzt frei.

Geiselnahme in Berliner Bus. (Foto: dpa)
Geiselnahme in Berliner Bus. (Foto: dpa)
dpa