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Kriminalität Kriminalität: Mordanklage gegen mutmaßlichen Kannibalen

17.07.2003, 16:18
Im Kannibalismusfall von Rotenburg/Fulda stellen Ermittlungsbeamte im Ortsteil Wüstefeld auf dem Anwesen eine Kreissäge sicher. (Foto: dpa)
Im Kannibalismusfall von Rotenburg/Fulda stellen Ermittlungsbeamte im Ortsteil Wüstefeld auf dem Anwesen eine Kreissäge sicher. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Kassel/dpa. - Der mutmaßliche Kannibale aus Rotenburg inOsthessen muss sich wegen Mordes vor Gericht verantworten. Das gabdie Staatsanwaltschaft Kassel am Donnerstag bekannt. Ermittelt werdeim Umfeld von Kannibalismus außerdem gegen weitere Personen. Der 41-Jährige habe Kontakt zu 430 Menschen gehabt, die sich mit dem ThemaKannibalismus und dem Schlachten von Menschen beschäftigten. Es gebeaber keine Hinweise auf weitere Kannibalismus-Opfer, teilte dieStaatsanwaltschaft weiter mit. Der Angeklagte habe seine Tat alleineausgeführt.

Der Mann hatte gestanden, einen 42 Jahre alten Berliner im März2001 vor laufender Kamera getötet und Leichenteile gegessen zu haben.Teile des Toten fror er ein. Die Staatsanwaltschaft legt dem MannMord unter anderem zur Befriedigung des Geschlechtstriebes zur Last.Die bei dem grausigen Tun gedrehten Videos hätten ihn sexuellstimuliert. Dem Mann sei es maßgeblich darum gegangen, einen Menschenzu zerlegen, um ihn aufessen zu können. Die Tötung habe er eher als«notwendiges Übel» angesehen, meint die Staatsanwaltschaft. EinGutachter habe festgestellt, dass der Mann für seine Tat vollverantwortlich und uneingeschränkt schuldfähig sei.

Fest stehe, dass es zu der Tat mit dem Einverständnis des Opferskam. Es handele sich aber nicht um eine Tötung auf Verlangen, da dieInitiative zu der Bluttat vom Täter ausgegangen sei. Mit einer vonihm ins Internet gestellten Kontaktanzeige hatte der Mann seinspäteres Opfer gefunden. Der 42-Jährige habe keine Todessehnsuchtgehabt. Er habe aber auf Grund seiner Persönlichkeitsstruktur dieFolgen seiner Entscheidung nicht abschätzen können. Kannibalismus istnach deutschem Recht kein Straftatbestand.

Auf die Spur des mutmaßlichen Kannibalen sei die Polizei nach demHinweis eines Innsbrucker Studenten gekommen, der im Internet aufeine Anfrage des Kannibalen nach einem weiteren Opfer gestoßen sei,teilte die Staatsanwaltschaft mit. Fast ein halbes Jahr durchsuchtenFahnder das Anwesen des mutmaßlichen Täters und stießen dabei aufvier Gefrierbeutel mit Menschenfleisch und Leichenteile im Garten. Zudem grauenvollen Verbrechen selber wurden mehr als 600 Bilddateiengefunden. Sichergestellt wurden außerdem 16 Computer, 221Festplatten, 95 CD-ROM, knapp 1800 Disketten und 307 Videobänder.

Die Fahnder werteten 12 000 E-Mails aus, die an 430 Menschenadressiert waren. Dies führte zu weiteren Ermittlungen derStaatsanwaltschaft Kassel, zu deren Inhalt sie sich nicht äußernwollte. Wann es zum Prozess vor dem Landgericht Kassel kommt, istunklar.