Kriminalität Kriminalität: Geplanter Amoklauf mit Schwert und Brandsätzen

Bonn/dpa. - Sie war mit zehn Molotow-Cocktails und einem Schwertbewaffnet und zum Töten entschlossen: Der geplante Amoklauf einer 16 Jahre alten Schülerin hätte an einem Gymnasium bei Bonn zu einerKatastrophe führen können. Die Jugendliche hatte im Mai die Molotow-Cocktails in ihrem Rucksack mit zu ihrem Gymnasium in Sankt Augustingenommen. Ihre Pläne wurden im letzten Augenblick durchkreuzt, alseine 17-jährige Mitschülerin die zu der Tat entschlossene Jugendlicheüberraschte. Das Mädchen wurde von der 16-Jährigen mit einem Schwertverletzt. Drei Monate nach dem vorbereiteten Anschlag auf das Lebenihrer Mitschüler und Lehrer erhob die Bonner Staatsanwaltschaft jetztAnklage gegen die 16-Jährige.
Ihr wird versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicherKörperverletzung, Vorbereitung einer Sprengstoffexplosion und Verstoßgegen das Waffengesetz vorgeworfen, wie Staatsanwältin MonikaVolkhausen am Dienstag in Bonn sagte. «Die Angeklagte hat einumfassendes Geständnis abgelegt.» Sie sei noch in derJugendpsychiatrie untergebracht. Nachdem sie ihren Amokplanaufgegeben hatte, habe sie noch in der Schule einen Selbstmordversuchmit einer mitgeführten Schreckschusspistole unternommen.
Als Hauptmotiv sind persönliche Schwierigkeiten mit ihrem Umfeldwahrscheinlich. Anders als Täter in anderen Amok-Fällen war dieEinser-Schülerin aber nicht besessen von Gewaltspielen am Computer.
Sie habe offensichtlich massive Probleme mit Mitschülern, Lehrernund ihren Eltern gehabt, erläuterte Volkhausen. Die Ermittlungenhätten keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dass sie extensivComputerspiele gespielt habe oder solche Spiele maßgeblich für dieTatmotivation gewesen sein könnten. Es habe auch von ihr vor der Tat«verfasste Schriftstücke» gegeben. Nähere Angaben dazu - etwa ob essich dabei um einen Abschiedsbrief handele - wolle sie ausJugendschutzgründen nicht machen, sagte Volkhausen.
Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte die 16-Jährige ihregeplante Tat gut vorbereitet, als sie am 11. Mai etwa eine Stundenach Schulbeginn am Albert-Einstein-Gymnasium auftauchte. «IhrTatplan sah vor, zunächst einen Lehrer mittels eines mitgeführtenKurzschwertes niederzustechen und ihm die Schlüssel für dieKlassenräume zu entwenden. Danach wollte sie Klassenzimmer durchselbst gebaute Molotow-Cocktails in Brand setzen und die Türen vonaußen verschließen.»
Die 16-Jährige wurde jedoch bei der Vorbereitung von einerMitschülerin überrascht, als sie sich gerade in der Toilettemaskieren wollte. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wollte dieAngeklagte die Mitschülerin mit einer Schwertattacke in den Bauchtöten. Das Opfer konnte den Angriff jedoch abwehren und erlittschwere Verletzungen an Händen und Armen. Zufällig kam ein Lehrerhinzu, wodurch die Angreiferin abgelenkt wurde. Die verletzteSchülerin und er konnten flüchten. Der Lehrer veranlasste sofort eineWarndurchsage über die Schullautsprecher. Alle Schüler sollten sichin die Klassenräume begeben und die Türen von innen verschließen.«Die Angeschuldigte sah dadurch ihren Tatplan vereitelt und ließ vonder weiteren Ausführung ab», sagte Volkhausen.
Nach dem Selbsttötungsversuch flüchtete die 16-Jährige. Am Abendstellte sie sich dann im Kölner Hauptbahnhof der Polizei. DieSchülerin sei jugendpsychiatrisch begutachtet worden, sagteVolkhausen. Dabei hätten sich keine Anhaltspunkte für einenAusschluss der strafrechtlichen Verantwortlichkeit zum Tatzeitpunktergeben. Der Prozess soll vor der Jugendkammer des Landgerichts Bonnstattfinden.