Kriminalität Kriminalität: Geldscheine lösen sich von selbst auf

Frankfurt/Main/dpa. - Die Bundesbank bestätigte am Donnerstag in Frankfurt/Maineinen entsprechenden Bericht der «Bild»-Zeitung. Auslöser seienSäuren, wie sie beispielsweise in Industriereinigern vorkämen. BeimKörperkontakt, etwa bei der Entnahme aus einem Geldautomaten, brächendie Scheine entzwei. Die Landeskriminalämter (LKA) von Rheinland-Pfalz und Berlin identifizierten die Substanz als Schwefelsäure. Beinormalem Umgang bestehe aber keine Gesundheitsgefahr.
Laut Bundesinnenministerium wird vermutet, dass das Zerbröseln mitGeldautomaten zusammenhängt. Nach Einschätzung der EuropäischenZentralbank (EZB) könnten die Scheine auch gestohlen worden sein.Banknoten würden häufig zum Schutz vor Diebstählen vor einemTransport imprägniert, zum Beispiel mit roter Farbe, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in Frankfurt. Es sei möglich, dassGeldräuber versucht hätten, die Imprägnierung chemisch zu entfernen.
Nach Angaben der Bundesbank traten die ersten schadhaften Scheineim Raum Berlin auf. Später wurden der «Bild»-Zeitung zufolge auchFälle aus weiteren Städten wie Karlsruhe, Gießen, Kiel, Düsseldorf,Rostock und Freiburg gemeldet; betroffen waren Scheine bis zum Wertvon 100 Euro. Die Bundesbank schaltete daraufhin dieLandeskriminalämter von Berlin und Rheinland-Pfalz ein. Noch istnicht geklärt, wie die Chemikalien auf die Scheine gelangten und obdies absichtlich oder versehentlich geschah. Die Untersuchungenhätten Herstellungsfehler ausgeschlossen. Ein Sprecher der BerlinerPolizei äußerte die Vermutung auf einen Transportschaden. Bislanggebe es keinen Hinweis auf eine Straftat.
Chemiker äußerten laut «Bild»-Zeitung den Verdacht, dass derZersetzungsprozess der Banknoten erst durch die Berührung mit derHand ausgelöst wird. Möglicherweise seien die Scheine mit einemSulfat-Salz gepudert, das sich in Verbindung mit Feuchtigkeit wieetwa durch Handschweiß zu Schwefelsäure entwickele. Für diese Annahmespreche, dass sich die Scheine erst nach einiger Zeit auflösen.
Materialprüfer halten es für ausgeschlossen, dass die Chemikalieschon während der Produktion auf die Scheine gelangte. «Generell istdas Geldscheinpapier widerstandsfähig und schwer auflösbar», sagteSabine Pensold von der Papiertechnischen Stiftung in Heidenau beiDresden der dpa. Nur Säuren und andere aggressive Chemikalien könntenLöcher hineinfressen. Geldscheine werden in der BerlinerBundesdruckerei und bei der Münchner Wertpapierdruckerei Giesecke &Devrient im Auftrag der Bundesbank hergestellt. «Der gesamteDruckprozess ist stark überwacht», sagte Pensold. «Die Chemikalienmüssen nach der Herstellung zugeführt worden sein.»
Die Wahrscheinlichkeit, ein solche Note in die Hand zu bekommen,ist nach Einschätzung der Bundesbank äußerst gering. Sie begründetdies mit dem Umlauf von 10,5 Milliarden Scheinen im Euroraum und 5Milliarden Scheinen in Deutschland.
Wer doch einen schadhaften Schein erwischt, kann ihn sich bei derBundesbank, ihren Filialen und in der Regel auch bei normalenGeschäftsbanken ersetzen lassen. Voraussetzung ist, dass mehr als dieHälfte des Scheins erhalten ist; andernfalls muss der Kundenachweisen, dass der verbliebene Rest vernichtet worden ist.