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Kriminalität Kriminalität: Brutaler Angriff in Berliner U-Bahn

Von Leticia Witte 02.03.2008, 17:16
Ein Zug der Linie U9 fährt in den U-Bahnhof Berlin-Westhafen ein. Am Samstag wurde ein 44-jähriger Fahrgast während der Fahrt in Richtung Steglitz durch einen etwa 20 Jahre alten Angreifer in der U-Bahn Linie 9 so schwer verletzt, dass er von einem Notarzt reanimiert werden musste und in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Der Täter flüchtete am Bahnhof Westhafen. (Foto: dpa)
Ein Zug der Linie U9 fährt in den U-Bahnhof Berlin-Westhafen ein. Am Samstag wurde ein 44-jähriger Fahrgast während der Fahrt in Richtung Steglitz durch einen etwa 20 Jahre alten Angreifer in der U-Bahn Linie 9 so schwer verletzt, dass er von einem Notarzt reanimiert werden musste und in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Der Täter flüchtete am Bahnhof Westhafen. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - In der Berliner U-Bahn ist einem Fahrgast seineZivilcourage zum Verhängnis geworden. Weil der 44-Jährige mehrere Frauen vor Zudringlichkeiten schützen wollte, wurde er am Samstagselbst Opfer eines brutalen Angriffs. Ein junger Mann trat ihm mitvoller Wucht gegen den Kopf - der mutige 44-Jährige stürztebewusstlos und verletzt zu Boden. Nach der Attacke auf einen Rentnerin einer Münchner U-Bahn, die Ende 2007 bundesweit eine Debatte überjugendliche Gewalttäter ausgelöst hatte, schockiert ein neuer Fallvon äußerster Brutalität.

In der Hauptstadt reißt die Serie von Gewalt in öffentlichenVerkehrsmitteln nicht ab. Einen Tag nach der Attacke in der U 9 wurdeam Sonntag in Kreuzberg ein 34-jähriger Busfahrer mit einem Messerniedergestochen. Der Angriff in der U-Bahn erinnert außerdem an dentragischen Tod eines 23-Jährigen, der im Juni 2007 in der Hauptstadtseine Zivilcourage mit dem Leben bezahlen musste. Der junge Mann waran einer Badestelle in Tegel erstochen worden, nachdem er bei einemStreit eingegriffen hatte.

Eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zeigte sich amSonntag entsetzt über die brutale Attacke. Eine Videokamera in dem U-Bahnwagen habe den Angriff aufgezeichnet, sagte sie. Die Polizei habedie Aufnahmen bereits eingesehen. Stärkere Sicherheitsmaßnahmen inBerliner U-Bahn-Zügen seien derzeit aber nicht geplant. Nach Angabender Polizei untersuchten Kriminaltechniker am Sonntag den Waggon, indem sich die Attacke ereignet hatte.

Wer der etwa 20 Jahre alte Täter aus der Berliner U-Bahn ist, weißdie Polizei nach eigenen Angaben von Sonntag nicht. Der Mann sei nochimmer auf der Flucht. Mittlerweile ermittelt die Mordkommission wegeneines versuchten Tötungsdeliktes, wie ein Polizeisprecher sagte. DasOpfer, das laut Polizei zum Tatzeitpunkt alkoholisiert war, erlitteine leichte Gehirnerschütterung und sollte am Sonntag die Klinikverlassen. Polizeibeamte hätten den Mann bereits befragt.

Der Unbekannte war in der U-Bahnlinie 9 unterwegs. Er hatte derPolizei zufolge mehrere junge Frauen auf zudringliche Art und Weiseangesprochen. Der 44-Jährige forderte den Mann auf, von den Frauenabzulassen. Offen blieb zunächst, ob auch ein älterer Mann belästigtworden war. Während der Fahrt zwischen den Stationen Amrumer Straßeund Westhafen schlug der mutmaßliche Täter erstmals zu und traf denMann ins Gesicht. Dann hielt sich der Jüngere an den Haltestangenfest und trat mit voller Kraft gegen den Kopf des Opfers. Ein Zeugehatte vergeblich versucht, den Gewalttäter aufzuhalten. Dieserflüchtete am Bahnhof Westhafen aus dem Waggon. Fahrgäste hattenPolizei und Feuerwehr alarmiert.

Zeugen beschrieben den Angreifer nach Polizei-Angaben als etwa 20Jahre alten Mann. Er soll etwa 1,80 Meter groß sein und kurze,gelockte schwarze Haare haben. Im Polizeibericht ist von einem«vermutlich Südländer» die Rede. Zur Tatzeit soll er ein weißgraugestreiftes Kapuzenshirt, dunkle Jeans und Turnschuhe getragen haben.

Immer wieder war es in der Hauptstadt in den vergangenen Monatenzu schwerwiegenden Angriffen in öffentlichen Verkehrsmittelngekommen. Opfer waren wiederholt BVG-Busfahrer. Am Sonntag erlitt ein34-Jähriger schwere Verletzungen. Der Busfahrer wollte in einem Wagender Linie M 29 einer Frau helfen - ein Angreifer stieß ihm daraufhinein Messer in den Rücken. Laut «Berliner Morgenpost» gibt es jährlichrund 3000 Fälle von Körperverletzungen in Berlins Bussen und Bahnen.Aus Sorge wegen der zunehmenden Zahl der Gewalttaten haben BVG-Mitarbeiter eine Unterschriftenaktion zur Gründung eines «RundenTisches» gestartet.