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Kriminalität Kriminalität: «Anhalter-Mörder» nach 17 Jahren gefasst

20.08.2007, 14:50
Oberstaatsanwalt Albert Balke berichtet am Montag (20.08.2007) vor Medienvertretern in Aachen über die Einzelheiten, die zur Aufklärung einer Mordserie führten. Die Aachener Polizei hat fünf Frauenmorde aus den 80er Jahren aufgeklärt. (Foto: dpa)
Oberstaatsanwalt Albert Balke berichtet am Montag (20.08.2007) vor Medienvertretern in Aachen über die Einzelheiten, die zur Aufklärung einer Mordserie führten. Die Aachener Polizei hat fünf Frauenmorde aus den 80er Jahren aufgeklärt. (Foto: dpa) dpa

Aachen/dpa. - Der sogenannte «Anhalter-Mörder»ist demnach ein 1,90 Meter großer und weit über 100 Kilo schwererVersicherungskaufmann, der zuletzt arbeitslos im Kreis Viersen amNiederrhein wohnte. Der 51-Jährige ist in dritter Ehe verheiratet undhat einen acht Jahre alten Sohn. «Die Frage ist nun: Warum hörte es1990 plötzlich auf? Gibt es möglicherweise noch weitere Taten?»,sagte Kriminalhauptkommissar Michael Fritsch-Hörmann am Montag inAachen.

Die bisher bekannten Opfer des Mannes waren den Angaben zufolgefünf Mädchen und Frauen im Alter zwischen 15 und 31 Jahren, diezwischen 1983 und 1990 alle nach abendlichen Besuchen bei Freundenoder in Diskotheken erdrosselt worden waren. Vier von ihnen wurdenvorher vergewaltigt, beim ersten Opfer blieb es wegen heftigerGegenwehr bei einer versuchten Vergewaltigung. Ob der Mann auch füreinen sechsten, sehr ähnlichen Mord aus dem Raum Aachenverantwortlich ist, wird derzeit geprüft. Auch in den benachbartenNiederlanden und Belgien wird ermittelt.

Der mutmaßliche Täter ging den Beamten durch einen Zufall insNetz. Er wurde kürzlich im Kreis Heinsberg an der niederländischenGrenze auf frischer Tat bei einem Metalldiebstahl ertappt. Auf derWache habe er eine freiwillige Speichelprobe abgeliefert, berichteteFritsch-Hörmann. Das daraus gewonnene DNA-Profil wurde in eineDatenbank mit genetischen Fingerabdrücken eingegeben, und dabeizeigte sich, dass es mit dem DNA-Muster des «Anhalter-Mörders»übereinstimmte. Das Muster war fast 20 Jahre nach dem Mord an der 17-jährigen Angelika S. aus aufbewahrtem Körpersekret des Täterserstellt worden. Diese Körperflüssigkeit war 1984 auf der Leichesichergestellt worden.

Der 51-Jährige wurde daraufhin am vergangenen Donnerstag an seinemWohnort im Kreis Viersen festgenommen. Noch am selben Tag habe er denMord an Angelika S. zugegeben, berichtete Fritsch-Hörmann. Am Freitaghabe er dann auch die vier anderen Morde gestanden. Daraufhin ergingHaftbefehl wegen fünffachen Mordes. «Für uns steht fest: Das ist derMann», sagte der Kommissar.

Schon in den 80er Jahren hatten die Fahnder vermutet, dass es umein und denselben Täter ging. Der Mörder hatte es dabei allerdingsnicht auf einen bestimmten Frauentyp abgesehen: «Die Mädchen wareneinfach zur falschen Zeit am falschen Ort», sagte Fritsch-Hörmann.Der jetzt Beschuldigte war vorher zu keinem Zeitpunkt im Visier derPolizei. Auch Fahndungsaufrufe in «Aktenzeichen XY... ungelöst»hatten nichts gebracht. Ohne DNA-Datenbank und Speichelprobe wäre ernicht überführt worden, betonten Polizei und Staatsanwaltschaft.

Zum psychologischen Profil des Täters, der auch als Krankenpflegergearbeitet hat, wollte die Polizei am Montag noch nicht viel sagen.«Er hatte von Anfang an vor, sexuelle Handlungen auszuführen und dieOpfer danach zu töten», sagte Fritsch-Hörmann. Meist habe er seineOpfer zunächst gefesselt, etwa mit Handschellen, und dann im Autooder im Wald missbraucht, bevor er sie umgebracht habe. Die Leichenwurden meist nach wenigen Tagen von Spaziergängern entdeckt. DieKleidung der Opfer blieb zum Teil bis heute verschwunden.