Korruptionsverdacht Korruptionsverdacht: Leipzig beurlaubt den Sheriff
Leipzig/MZ. - Seit einer halben Woche hält der Fall das Rathaus in Atem. Die Staatsanwaltschaft ermittelt aufgrund einer anonymen Anzeige, die Tschense Korruption vorwirft. "Es besteht ein Anfangsverdacht", erklärt Guido Lunkeit, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Stellvertreter Tiefensees soll nach Berichten der Leipziger Volkszeitung seine Position missbraucht haben, um Geldbußen für Falschparken erlassen zu bekommen. Zudem wird ihm vorgeworfen, seinen Dienstwagen unrechtmäßig für private Zwecke verwendet zu haben. Doch nicht nur für sich, auch für andere Mitarbeiter städtischer Betriebe wurde anscheinend ein Auge zugedrückt. Dabei geht es nach Medienberichten um ein Knöllchen wegen Falschparkens, dass Duzfreund Joachim Petzold, Prokurist der städtischen Firma Leipziger Transport und Logistik Betriebe, erhalten hatte, aber nicht zahlen wollte. Die Leipziger Bußgeldbehörde lehnte den Widerspruch ab. Doch Tschense intervenierte angeblich in einer Notiz an die Behörde, in der es heißt: "Ich möchte, daß hier Kulanz geübt wird. Verfahren bitte einstellen!" Die Zahlung wurde schließlich erlassen. Tschense nennt die Vorwürfe "absurd".
Auslöser der jetzigen Debatte war die Auto-Raserei des ebenfalls für den Sportbereich zuständigen Bürgermeisters. Bereits sieben Fahrverbote soll Tschense kassiert haben. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, in zwei Fällen zu ermitteln, wo Fahrverbote möglicherweise umgangen wurden. In einer 60-Zone wurde der Beigeordnete im Oktober 2004 mit 103 Stundenkilometer geblitzt - angeblich ohne Führerschein. Auch soll er sich im März angeblich einen Ersatzführerschein besorgt haben, obwohl die richtige Fahrerlaubnis in Brandenburg eingezogen war.
Im Leipziger Rathaus schlagen die Wellen hoch. Der CDU-Fraktionsführer im Stadtrat, Alexander Achminow, sagt: "Ohne Führerschein zu fahren, ist eine Straftat. So etwas dürfte einem Ordnungsbürgermeister nicht einmal im Traume einfallen", wettert Achminow und fordert den Rauswurf. Damit käme Tiefensees Führungsspitze erneut unter Beschuss. Im Dezember war Kämmerer Peter Kaminski (CDU) wegen des Verdachts der Vetternwirtschaft abgewählt worden.