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Königin Elizabeth II. wird 90 Königin Elizabeth II. wird 90: Die britische Queen trägt Hüte mit Verzierungen aus Sachsen.

Von Margit Boeckh 18.04.2016, 09:34

Halle (Saale) - Die Queen hat den Hut auf. Als dienstälteste amtierende Monarchin der Welt sowieso. Und ganz praktisch im wirklichen Königinnenleben. Da hat Ihre Majestät Elizabeth II. Hüte geradezu zu ihrem Markenzeichen gemacht. Mehr als 5.000 davon hat sie über die Jahrzehnte präsentiert. Extravagante Kreationen zumeist, die so gar nicht dem britischen Understatement entsprechen. In der Anmutung irgendwo zwischen trutschig und schräg. Und manche Hüte werden sogar mit Blumen aus Sachsen verziert.

Was auf den von ihr bevorzugten Kleidungsstil allgemein zutrifft. Mit dem trägt die in Sachen Privatleben so diskrete Briten-Königin ein wenig ihr Inneres nach außen. Ansonsten dringt ja nur wenig vom alltäglichen Leben der Chefin durch die Mauern des Buckingham-Palastes.

Geburtstag der Queen: Traditionell wird der Geburtstag von Königin Elizabeth II., die am 21. April 90 Jahre alt wird, wegen des besseren Wetters im Juni begangen. Dem Auftakt am 10. Juni mit einem Dankgottesdienst in der Londoner St. Paul’s Cathedral folgt am 11. Juni die Geburtstagsparade. Am Tag darauf gibt es vor dem Buckingham Palast ein Fest für Mitglieder der über 600 Wohltätigkeitsorganisationen, deren Schirmherrin die Königin ist. Schon am 15. Mai werden bei einer Show auf Schloss Windsor unter anderem Kylie Minogue, Andrea Bocelli, James Blunt und Helen Mirren auftreten.

Blumen-Besichtigung: Die Schauwerkstatt und ein Museum zur Geschichte der Kunstblumen sind bei der Kunstblumenmanufaktur Steyer jeweils mittwochs von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet (Großröhrsdorfer Straße 28, 01477 Arnsdorf, OT Wallroda, Telefon 035200/23 950, E-Mail: [email protected], www.Steyer-Kunstblumen.de)

Buchtipp: Hofschneiderin Angela Kelly, „Das trägt die Queen“, Elisabeth Sandmann Verlag, 29,95 Euro

"Würstchen" an der Seite von James Bond

Bekannt und eisern zelebriert ist die Disziplin, mit der sie ihre offiziellen Pflichten wahrnimmt. Bewundernswert und Hut ab! Ihr ganzes Leben dem Dienste ihrer Untertanen zu widmen, hatte sie via BBC nach Ende des Krieges, in dem sie im sogenannten Heimathilfsdienst tatsächlich unter anderem LKW-Fahren gelernt hatte, den Briten versprochen und getreulich gehalten. Auch über manche „not amused“-Situation im eigenen Hause hinweg. Sie liebt Pferde und Hunde, speziell ihre putzigen Corgis. Und sie war eine Prinzessin, die – jawohl! - aus Liebe geheiratet hat. Ihren Märchenprinzen Philip, der sie „Sausage“ (Würstchen) nennt und überhaupt eine spezielle Art von Humor pflegt.

Das passt zu den skurrilen Infos aus dem sonst so abgeschirmten royalen Privatleben. Die Vorliebe der Königin zum Film beispielsweise. Die so weit geht, dass sie im Jahr 2012 anlässlich der Olympischen Sommerspiele in einem Kurzfilm sich selbst spielte. An der Seite von James-Bond-Darsteller Daniel Craig! Was ihr bei der Verleihung eines Ehrenpreises für das Engagement in der britischen Filmindustrie prompt die Bezeichnung als „unvergesslichstes Bond-Girl aller Zeiten“ einbrachte.

Modebewusste Elizabeth

Ansonsten funktioniert bei Hofe wie in der Öffentlichkeit der modische Auftritt zuweilen nach dem Prinzip Stille Post. Eingeweihte wissen ihn jedenfalls als Bekundung königlicher Befindlichkeit zu deuten. Bei ihren Handtaschen etwa. Die weiß die Queen so stumm wie eindeutig als Signal zu handhaben. Tasche über dem linken Arm: alles entspannt. Wechselt sie die Tasche (eine indiskrete Inspektion förderte darin mal Minzbonbons und Hundeleckerli zutage) zur rechten Armbeuge, ist Ungeduld angesagt. Und stellt sie die Tasche gar links auf den Boden, gilt das hofintern als S.O.S.-Zeichen. Stille Signale, während die des königlichen Outfits eher als ziemlich grell durchgehen.

Da bevorzugt die Queen Kleider im Shift-Stil. Schlicht im Schnitt, umso knalliger in der Farbigkeit. Pink, Grün, leuchtendes Gelb, da gibt es keine Hemmungen. So etwas leuchtet raus aus der Menge. Und genauso ist es auch gemeint. Elizabeth geht mit um die 1,65 Meter ja allenfalls als mittelgroß durch. Doch ein standesgemäßer Auftritt erfordert nun einmal, gut sichtbar zu sein. Weshalb sich Elizabeth bewusst dazu entschieden hat, auffällige Farben und ausgefallene Hüte zu tragen.

Stets gut behütet

Wobei sie - pssst! - ein Stilgeheimnis in den Säumen von Kleid und Mantel versteckt: Bleischnüre. Omas alter Gardinentrick also, der einem plötzlichen Lüftchen nicht die Chance für einen unliebsamen Marilyn-Monroe-Effekt gibt. Wäre ja auch allzu shocking.

Umso besser, dass Elizabeths Hüte als Hingucker dienen. Ihr Mode-Code schlechthin. Der immer neu erfunden werden will. Wofür derzeit vor allem die Londoner Designerin Rachel Trevor-Morgan verantwortlich zeichnet. Für die berühmteste Hutträgerin der Welt und andere Promis schöpft sie immer neue Kreationen. Schließlich will man zu Familienfeiern, Gartenpartys, Poloturnieren und vor allem dem Pflichttermin beim Royal Ascot-Pferderennen standesgemäß gut behütet sein.

Kunstblumen für die Queen aus Sachsen

Dass die Hutkreationen so schick und ausgefallen geraten, dafür sorgt auch ein kleiner, feiner Betrieb im tiefsten Sachsen. In der Kunstblumenmanufaktur Heide Steyer in Wallroda fertigen hochspezialisierte Fachkräfte die kunstvollen Blüten und Dekogebilde für all die extravaganten Kopfbedeckungen. Was da gerade modern ist? „Kleine Blüten, Vergissmeinnicht, Maiglöckchen, Stiefmütterchen“, sagt Gerald Steyer und seufzt ein bisschen. „Die sind nämlich besonders arbeitsintensiv und entsprechend teuer.“

In ganz Europa gibt es nur noch ein, zwei Firmen in diesem speziellen Gewerbe. Asiatische Billigkonkurrenz macht ihnen zu schaffen, doch die Qualität behauptet sich. Wobei auch die Steyers trotz guter Auftragslage Zukunftssorgen haben. „Wir sind beide über 70 und suchen dringend einen Nachfolger für den Betrieb.“ Doch der ist nicht in Sicht. Da lockt offenbar auch die Aussicht auf royale „Werbeträger“ nicht. Was Steyers nicht entmutigt, gleich Ende April wieder in einem der feinsten Londoner Hotels ihre neuesten Schöpfungen in Sachen Hut-Dekor zu präsentieren. Von denen etliche wohl wieder auch den Hüten der Queen den richtigen Pep geben werden.

„Direkt begegnet sind wir ihr zwar noch nicht“, lächelt Gerald Steyer, „aber im Fernsehen und in Zeitschriften erkennen wir ja immer unsere Stücke. Genauso wie bei den Modeschöpfern, die unsere Arbeiten verwenden. Dior, Chanel, Escada und viele andere.“ Und: „Ja, das freut uns natürlich. Gerade bei der Queen, da werden wir schon mal ein bisschen nervös.“ Vielleicht auch wieder bei der Feier zu ihrem 90. Geburtstag. Mal sehen, welche Farben, welchen Hut sie da trägt, die unverwüstliche Queen. (mz)

Sachsen-Blüten für Briten-Schick: Das Dekor für diese Hüte der Queen kommt aus Wallroda
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